Powerchair-Football in Schwetzingen: Dresden ist Meister

In Schwetzingen wurde der letzte Spieltag der Powerchair Football Bundesliga ausgetragen. So ging es für Gastgeber Torpedos Ladenburg aus:

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Noah Eschwey
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Die Presse zeigt großes Interesse am Powerchar Football Event. © Noah Eschwey

Schwetzingen. Ein bisschen aufgeregt sei er schon, gibt Jörg Diehl, Spielertrainer von den Torpedos Ladenburg kurz vor Anpfiff gegenüber dieser Zeitung zu: „Wir spielen im Eröffnungsspiel gegen die Power Lions Dresden, die sind Tabellenführer. Da bin ich schon froh, wenn wir nicht zweistellig verlieren.“ Der Powerchair-Football-Nationaltrainer Nari Ohanmis ist zumindest ein bisschen positiver gestimmt: „Ich tippe auf 5:2 für Dresden.“ Kein Wunder, immerhin könnten die Ostdeutschen heute die Deutsche Meisterschaft gewinnen – wie stark Ladenburg dagegen halten kann, hätte da wohl niemand erwartet.

„Ich möchte gar nicht so viel sagen“, erklärt Vorstandsmitglied des TV Schwetzingen Athi Sananikone, nachdem er die sieben Mannschaften in der Halle des Hebelgymnasiums in Schwetzingen begrüßt. Der Verein sei stolz, den letzten und entscheidenden Spieltag der Powerchair-Football-Bundesliga austragen zu dürfen. Auch Diehl möchte nicht zu viele Worte verlieren, bevor der neunstündige Wettkampf beginnen kann: „Mein großer Dank gilt dem TV und der Stadt Schwetzingen, die das hier ermöglichen.“

Beim Spiel der Torpedos gegen die Lions ging es heiß her. © Noah Eschwey

Bevor Oberbürgermeister Matthias Steffan den Spieltag eröffnet, darf auch er die Gäste in der Spargelstadt begrüßen: „Dresden, München, Bonn und Barmstedt – heute sind Mannschaften aus der ganzen Bundesrepublik bei uns.“ Er dankt dem Inklusionsbeauftragten des TV, Jens Rückert, die maßgeblich für die Organisation zuständig gewesen sei. „Außerdem möchte ich noch erwähnen, dass die Inklusion in Schwetzingen vor allem von zwei Personen lebt, unser Behindertenbeauftragter Martin Köhl und von Gerhard Rummel, der Vorsitzende des Inklusionsbeirats.“

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Die Tribüne ist an diesem Tag meist nur mäßig gefüllt, dafür tummeln sich die Zuschauer auf einer provisorischen Besucherbank im Inneren der Halle neben dem Feld, wohin es einen ebenerdigen Eingang gibt.

Im Eröffnungsspiel trifft Gastgeber Torpedo Ladenburg auf Tabellenführer Power Lions Dresden. „Die Lions können im Gegensatz zu den Torpedos auf eine deutlich längere Spielvergangenheit zurückgreifen. Im vergangenen Jahr haben die Ladenburger mit einem starken dritten Platz zwar eine überragende erste Saison gespielt, gegen die Lions reicht es aber glaube ich noch nicht“, prophezeit der Bundesnationaltrainer, der gemeinsam mit seinem Stellvertreter Kay Kollmann zuschaute.

Die Pokale für die Bestplatzierten. © Noah Eschwey

Und wie es zu erwarten war, beginnt das erste Spiel furios. Der Ball läuft vor allem auf der Hallenhälfte der Torpedos, die vor allem durch Konter zu Chancen kommen. Die allererste Möglichkeit gehört den Dresdenern, die den Ball schwungvoll in die Mitte spielt, wo der ein Kilogramm schwere Ball gegen den Pfosten geschleudert wird. Auf viel Glück der Gastgeber, folgt in der 8. Minute dann doch das Pech – das erste Turniertor gehört dem Spitzenreiter.

Entgegen der Erwartungen lassen sich die Ladenburger aber nicht abschütteln und kommen immer besser ins Spiel. Nach zehn Minuten passt Diehl auf Lukasz Hohfeld, der den Ball im Tor unterbringen kann und mit einem Freudenschrei die Arme in die Höhe reckt. Und tatsächlich: Nur wenige Minuten später kann sich Kapitän Stefan Möll durchsetzen, sitzt allein mit dem Ball vor dem Torhüter, der die Finte des Ladenburgers aber erkennt und verteidigen kann.

Am Ende des Spieltags machen alle Teams und alle Offiziellen gemeinsam ein Foto. © Noah Eschwey

Alles sieht nach einer dicken Überraschung aus – das Team aus Barmstedt, die den Lions in der Tabelle Druck machen möchten, freuen sich schon. Bis es dann eben doch passiert: 30 Sekunden vor dem Pausenpfiff müssen die Gastgeber ein psychologisch gefährliches Tor hinnehmen und gehen mit Rückstand in die Halbzeit. In der zweiten Hälfte, die jeweils 20 Minuten geht, lassen die Lions nichts mehr anbrennen – und gewinnen mit 4:1.

„Es ist echt der Hammer, was die Ladenburger in nur zwei Jahren erreicht haben“, findet auch der Nationaltrainer. Nach dem Turnier erklärt Diehl: „Wir sind stolz, was wir in den letzten beiden Jahren geschafft haben, da möchten wir weiter angreifen.“ Für eine so gute Platzierung wie in der ersten Saison, reicht es in dieser Spielzeit nicht: „Wir sind nun Tabellenvierter geworden, also ein Platz schlechter. Darauf möchte ich aber gar nicht so achten. Während wir im vergangenen Jahr vor allem Standardtore geschossen haben, konnten wir in dieser Saison immer besser kombinieren und Pässe spielen. Mit der Leistung bin ich deshalb mehr als zufrieden.“

Acacio Cossa wird Torschützenkönig. Er gehört zu den besten Spielern der Welt. © Noah Eschwey

Eigentlich sei das Turnier so geplant gewesen, dass am Abend zum Countdown kommt, erzählt Hauptorganisator Jens Rückert: „Die Knights Barmstedt sind Zweitplatzierter und mehrfacher Titelverteidiger. Wenn alles gepasst hätte, hätten sie im letzten Saisonspiel gegen den Erstplatzierten Power Lions Dresden gespielt und der Gewinner wäre Deutscher Meister geworden.“ So weit ließen es die Dresdener aber nicht kommen – sie holten sich die sichere Meisterschaft schon vor dem letzten Saisonspiel. „Aus Sicht von Dresden, Gott sei Dank“, sagt Rückert lachend: „Sie haben ja das letzte Spiel gegen Barmstedt dann noch verloren.“

„Ein großer Dank gilt den Schiedsrichtern, dem Deutschen Roten Kreuz und den Maltesern. Zum Glück ist heute nichts schlimmeres passiert“, so Jens Rückert bei der Siegerehrung. „Und nun ein großer Applaus für Jens“, fordert Jörg Diehl die Menge auf, die dem Wunsch nachkommt.

Der Deutsche Meister sei das Team, das auch die lautesten Fans dabei hat, kündigt Rückert bei der Siegerehrung an: „Eine Mannschaft, die beeindruckende Spielzüge und gezeigt haben und sich diesen Pokal verdient hat: Die Power Lions Dresden.“ Goldenes Konfetti schießt aus den Kanonen, die Halle jubelt.

Unter anderen haben die Organisatoren für die Siegerehrung den Fußballprofi Terrence Boyd eingeladen. „Kommen Sie wieder nach Schwetzingen, eine wunderschöne und offene Stadt“, verbaschiedet Rückert die Teams. Gegenüber dieser Zeitung sagt er: „Ich bin unglaublich stolz darauf, dass wir das geschafft haben.“ Oberbürgermeister Steffan betont: „Für uns sind Veranstaltungen wie diese eine riesen große Bereicherung.“

Volontariat Noah Eschwey ist Volontär in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung.

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