Mannheim. Ein 45 Jahre alter Mann aus dem Rhein-Neckar-Kreis muss sich ab Ende September vor dem Mannheimer Landgericht verantworten, weil er sich an zehn Jungen vergangen haben soll. Dabei soll er laut Staatsanwaltschaft mehr als eine halbe Million Bildaufnahmen gemacht und 28 000 Videodateien erstellt haben.
Die Justizbehörde wirft ihm 128 Taten des sexuellen Missbrauchs von Kindern sowie 42 Taten des sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen und 14 Fälle von schwerem sexuellen Missbrauch von Kindern vor sowie den Besitz von Bildern und Videos mit kinder- und jugendpornografischem Inhalt. Die Jungen sollen zum Tatzeitpunkt zwischen 11 und 17 Jahre alt gewesen sein.
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Neun Verhandlungstage
Mitte Juni hatten die Kriminalpolizei und die Mannheimer Staatsanwaltschaft die Vorwürfe erstmals öffentlich gemacht und mitgeteilt, dass der Mann sich seit Dezember 2022 in Untersuchungshaft befinde. Mehr als ein halbes Jahr lang werteten die Ermittler Beweismittel aus, hieß es Mitte Juni in der Stellungnahme. Auch um alle Opfer zu identifizieren.
Die Taten, die nun vor Gericht juristisch aufgearbeitet werden, sollen sich über einen Zeitraum von fast zwanzig Jahren - zwischen 2003 und 2022 - in einem Verein im Rhein-Neckar-Kreis zugetragen haben. Nähere Angaben machen die Behörden bislang nicht - um Betroffene zu schützen und sie nicht identifizierbar zu machen. Bis zur seiner Festnahme soll der Mann im Verein aktiv gewesen sein, in welcher Funktion ist bislang nicht bekannt.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft soll der Mann bereits 1992 – da war der heute 45-Jährige selbst erst 16 Jahre alt – mit den Misshandlungen begonnen haben. In der Mitteilung vom Juni war von 18 Betroffenen die Rede. Nach Informationen dieser Redaktion ist ein Teil der Fälle bereits verjährt.
Die Mannheimer Rechtsanwältin Sabrina Hausen vertritt einige der Betroffenen vor Gericht. „Die Ermittler wurden auf den Mann aufmerksam, weil sich ein Junge seinen Eltern anvertraute, die Anzeige erstatteten“, sagt Hausen auf Nachfrage. Bei anderen ihrer Mandanten liegen die Vorfälle fast zwanzig Jahre zurück.
Der Prozess beginnt am 25. September, es sind neun Verhandlungstage angesetzt.
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