Mannheim. Während die Profis des VfL Gummersbach im Kreis tanzten, suchten die Spieler der Rhein-Neckar Löwen in der Schwalbe Arena schnell das Weite und Trainer Sebastian Hinze saß noch einen Moment alleine auf der Bank, um diesen Tiefschlag zu verdauen. Mit 25:36 (11:17) gingen die Löwen am Samstagabend beim Altmeister der Handball-Bundesliga unter, was einerseits mit der personellen Lage zu erklären war. Doch ganz abgesehen davon erreichte in dieser Begegnung bis auf Torhüter David Späth auch kein Löwen-Profi Normalform. Deshalb wollte Hinze die Ausfälle keinesfalls als Ausrede gelten lassen. „Das wäre zu billig. Das war offensiv einfach viel zu schlecht von uns“, sagte der Coach zu einem Spiel, das nach dem ersten Viertel völlig aus dem Ruder lief. „Das war brutal und daraus müssen wir schnell lernen. Denn wenn wir so auftreten, dann wird es schwer für uns“, meinte Hinze zu einer verkorksten Vorstellung mit 17 einfachen Ballverlusten.
Ohne die verletzten Sebastian Heymann und Jannik Kohlbacher gingen die Löwen in die Partie, auch Halil Jaganjac stand nach seiner Erkältung nicht von Beginn an zur Verfügung. Doch von den personellen Problemen ließen sich die Löwen zunächst nicht beeindrucken, sondern blieben bis Mitte der ersten Halbzeit auf Augenhöhe. Die beiden Torhüter David Späth und Dominik Kuzmanovic lieferten sich ein ausgeglichenes Duell und auch im Tempospiel nahmen sich beide Teams nichts. Die offensive Abwehr der Gummersbacher mit Julian Köster auf der Spitze umgingen die Mannheimer immer wieder mit einlaufenden Außenspielern und kamen so zu Abschlüssen aus der Nahwurfzone.
Nach 13 Minuten meldete sich dann auch Juri Knorr nach seinem grippalen Infekt wieder auf dem Spielfeld zurück und sollte dem Löwen-Spiel zusätzliche Sicherheit geben. Doch nach dem 8:8 durch Kreisläufer Steven Plucnar (16.) riss der Faden in der Löwen-Offensive völlig. Die Gelbhemden fingen sich einen 1:6-Lauf zum 14:9 der Gummersbacher ein, die Trainer Hinze auch nicht durch seine erste Auszeit nach dem 12:9 (22.) stoppen konnte. Nur zwei Minuten später musste der Löwen-Coach erneut die Grüne Karte legen und versuchte, mit der Hereinnahme von Jaganjac auch der Defensive die verlorengegangene Stabilität zu geben. Doch die Löwen gaben vorne weiter einfache Bälle her und ermöglichten dem VfL so, sich bis zum 17:11-Halbzeitstand weiter abzusetzen.
Martinovic muss nach 25 Minuten vom Feld
Zu allem Übel musste nach 25 Minuten dann auch noch Ivan Martinovic dauerhaft vom Feld. Der Weltklasse-Linkshänder fasste sich ans Knie und und verfolgte den Rest des Spiels mit einem dicken Eispack auf der Bank. „Wir haben einfach keine Tore mehr gemacht und waren nicht richtig wach. Wir müssen jetzt unseren Arsch hochkriegen“, kommentierte Spielmacher Juri Knorr zur Halbzeit am Dyn-Mikrofon den Löwen-Auftritt mit drastischen Worten.
Doch es blieb bei den Worten, auf dem Feld hatten die dezimierten Löwen gegen die aufmerksame VfL-Abwehr weiter keine Antworten parat, sondern liefen in ein völliges Debakel. Im Angriff reihten sich Ballverluste an technische Fehler, während der VfL die komplette Breite seines Kaders nutzen konnte und Spieler wie Miro Schluroff (11 Tore bei 13 Versuchen) und Ellidi Snaer Vidarsson (8) in seinen Reihen hatte, denen an diesem Abend fast alles gelang. Der nächste 2:8-Lauf aus Sicht der Löwen bedeutete das 25:13 für Gummersbach (39.), worauf Hinze seine letzte Auszeit in Anspruch nehmen musste und an die Ehre seiner Profis appellierte. „Hört auf, ohne Eier zu spielen“, donnerte der 45-Jährige in Richtung seiner Spieler, die danach den Abstand bis zum 36:25-Endstand immerhin nicht noch größer werden ließen. Doch das kann natürlich nicht der Anspruch des zweifachen deutschen Meisters sein.
Rhein-Neckar Löwen: Späth, Appelgren (n.e.) – Nothdurft, Plucnar (3), Groetzki (1) – Forsell Schefvert (2), Davidsson (4), Martinovic (1) – Móré (6/3), Knorr (1), Jaganjac (1), Lindenchrone (5), Willner, Michalski (1).
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