Litt das Schwetzinger Amtsgericht in den zurückliegenden Jahren doch stark an knapp Personalressourcen bei den Richterstellen und einem gewissen Nachholbedarf bei der technischen Ausstattung, so scheint sich beides nun zum Guten zu wenden. Nun konnte nach zwei Jahren auch das Amt des stellvertretenden Direktors wiederbesetzt werden. Und das mit einem echten Kurpfälzer. Dr. Oliver Scholz (Bild) ist nun ständiger Vertreter von Amtsgerichtsdirektor Kai Günther. Fachlich übernimmt er die vakante Richterstelle in der Zivil- und Nachlassabteilung. Er ist in der Region aufgewachsen, besuchte die Grundschule in Ketsch, machte am Gauß-Gymnasium in Hockenheim sein Abitur und wohnt mit seiner Familie in Plankstadt.
Zuletzt leitete der 55-jährige Jurist das Amtsgericht Bretten – mit zwei Richterstellen eines der kleinen Amtsgerichte im Land. An Schwetzingen hat ihn die Atmosphäre, die Nähe zum Wohnort und die höher dotierte Psoition gereizt. Denn das hiesige Amtsgericht ist mit acht Richterstellen deutlich größer als das in Bretten. Ist es eigentlich ein Vorteil für die Rechtssprechung, wenn man die Region und deren Menschen kennt? „Es kann nicht schaden, Ortskenntnis zu haben“, sagt Scholz. Andererseits begegnet man dann aber eben auch Menschen, die man kennt, vor Gericht. Da muss man dann natürlich genau darauf achten, objektiv und nicht voreingenommen zu sein. Er teile solche Dinge auch immer gleich allen Parteien mit, damit Klarheit herrsche, erzählt Scholz.
Dass er nun schon so lange Zeit im Landesdienst sei, habe nicht von Anfang an festgestanden: „Während des Studiums in Heidelberg hätte ich mir auch andere Tätigkeiten vorstellen können. Die Entscheidung habe ich dann während der Referendariate getroffen“, sagt er. Seine erste Stelle trat er 1998 bei der Staatsanwaltschaft in Konstanz an. Damals war es übrigens gar nicht so leicht, in den Staatsdienst zu kommen, da waren die Stellen knapp. In den Bereich der Zivilverfahren wechselte er dann beim Amtsgericht Heidelberg im Vormundschaftsgericht. Im dritten Assessorenjahr bekam Scholz dann die Gelegenheit, beim Landgericht Heidelberg in Zivilkammern, aber auch in die Große Strafkammer und ins Schwurgericht reinzuschnuppern. Den Blick geweitet hat Scholz dann bei einer Abordnung ins Bundesjustizministerium nach Berlin, wo er an spannenden Gesetzgebungsverfahren mitwirken konnte.
Vielseitig juristisch bewandert
Das Bankenrecht war dann Teil seiner Aufgaben nach der Rückkehr 2003 nach Heidelberg und ab 2011 widmete er sich in Karlsruhe am Oberlandesgericht Baustreitigkeiten: „Da hatten wir dicke Akten zu wälzen und die Materie war oft kompliziert“, sagt Oliver Scholz im Rückblick. Das blieb dann auch nach der Rückkehr als Heidelberger Landgericht ein Schwerpunkt. Sein Direktorenamt in Bretten hatte der Plankstadter dann im März 2018 angetreten und war dort auch für Zivilsachen zuständig. Das bleibt auch in Schwetzingen sein bevorzugtes Feld: „Damit sind wir jetzt in Schwetzingen in allen Fachgebieten wieder besetzt, darüber dürften sich die Rechtsanwälte freuen. Auch in der technischen Ausstattung ist es nun möglich, da wo es erlaubt ist, mit Videotechnik und Bildschirmen zu arbeiten“, erzählt uns Dr. Oliver Scholz. Bild: Gruler
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