Unterhaltung

Richy Müller plaudert bei Talk im Schloss in Schwetzingen aus dem Nähkästchen

Ein kurzweiliger Abend mit dem Tatort-Schauspieler beim Gesprächsformat von VR Bank, Stadtwerken und der Schwetzinger Zeitung.

Von 
Dirk Jansch
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Till Meßmer, Vorstandssprecher der VR Bank Kur- und Rheinpfalz (l.) und Jürgen Gruler, Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung (r.) begrüßen den Tatort-Kommissar Richy Müller zum Talk im Schloss im Rokokotheater. © Andreas Gieser

Schwetzingen. Es „Müllert“ zuletzt gewaltig bei der Reihe Talk im Schloss. Nach Talkmasterin Ina Müller im vergangenen Jahr präsentiert das beliebte Format der Vereinigten VR Bank Kur- und Rheinpfalz, der Stadtwerke und der Schwetzinger Zeitung diesmal den aus Mannheim stammenden Schauspieler Richy Müller. Das Motto „Alles klar, Herr Kommissar“ spielt auf Müllers Rolle als Stuttgarter Tatort-Ermittler Thorsten Lannert an, den er seit 2008 verkörpert. Aber an diesem Abend vor 540 Gästen im ausverkauften Rokokotheater geht es in erster Linie um den Menschen Richy Müller, der eher zufällig im Schauspielfach gelandet ist, sich im Laufe seiner Karriere nie auf falsche Kompromisse eingelassen hat, immer die Nähe zu den Menschen sucht und diese Haltung auch bei seinem sozialen Engagement zeigt.

Ein Sitzkissen sorgt für mehr Komfort beim Eintrag ins goldene Buch der Stadt Schwetzingen

Schon beim Eintrag ins goldene Buch der Stadt wird klar: Richy Müller ist bestens aufgelegt und in Plauderlaune. Ganz leger in Hoody, weißer Hose und Slippern erscheint er im Theaterfoyer. Beim gemeinsamen Durchblättern mit Schwetzingens Oberbürgermeister Matthias Steffan entdeckt er einen Eintrag vom 27. Mai 2017. „Da wollten wir heiraten“, ruft er aus. „Aber der Zauberer konnte nicht“, also habe man den Termin verlegt. Bevor sich der Talk-Gast einträgt, lässt er sich erst mal ein Sitzkissen bringen. „Ich bin so ein Sitzzwerg“, sagt er fast entschuldigend. Und auch die vier angebotenen Stifte finden nicht seinen Gefallen. Er lässt sich lieber seinen eigenen bringen. „Sonst wird‘s zu krakelig“. Und dass Müller aus Mannheim stammt, sieht man gleich an seinen ersten Worten: „Jetzt bin ich wieder do! Und wes net warum“, schreibt er. „Lasset die Spiele beginnen!“

540 Gäste besuchten den „Talk im Schloss“ mit Richy Müller im ausverkauften Rokokotheater. Seit 22 Jahren wird das Format von VR Bank, Stadtwerken und Schwetzinger Zeitung präsentiert. © Andreas Gieser

Gesagt, getan. Wenig später betritt Müller mit einem spitzbübischen „Hallo“ die Bühne und nimmt zwischen den beiden Moderatoren, VR Bank-Chef Till Meßmer und SZ-Chefredakteur Jürgen Gruler, Platz. „Ich bin im Mittelpunkt“, stellt er erfreut fest und fragt gleich mal in den Saal: „Wo ist denn die Reihe neun? Bitte mal die Hände heben.“ Als dort die Hände hochgehen, klärt er auf: „Dort sitzen meine Freunde und meine Frau Christl“. Und letztere wird an diesem Abend noch des Öfteren als Stichwortgeberin gebraucht. Am Chiemsee, wo die beiden wohnen, seien sie sich zum ersten Mal begegnet, erzählt Müller. Er wollte Brötchen holen und landete in der falschen Bäckerei. Müller versucht sich zu erinnern: „Das war Zweitausend und. . .“, setzt er an. Wie aus der Pistole geschossen schallt es aus Reihe neun: „Vier“. Gelächter – das wird der Running-Gag des Abends.

Richy Müller streut immer wieder lustige Anekdoten ein

Es startet ein munteres Frage-und-Antwort-Spiel, bei dem sich die beiden Moderatoren mühelos die Bälle zuwerfen, die Richy Müller immer mal wieder abfängt, um eine lustige Anekdote einzustreuen, wie zum Beispiel von seinen anfänglichen Problemen mit dem Mannheimer Dialekt, seinem unterdrückten Lachanfall mitten in der Kriegsszene bei „Cyrano“ oder von den ungeliebten „Akademikern“ in der Feudenheimer MTG-Gaststätte, die dem zu groß geratenen Weihnachtsbaum einfach die Spitze kappten. Gerade dieses Wechselspiel macht den Abend höchst unterhaltsam und kurzweilig. Das Publikum spürt von Anfang an: Da sitzt einer, der hat was zu erzählen – und ist dabei nicht nur humorvoll, sondern auch total sympathisch und authentisch. Müller kommt in jeder Sekunde bodenständig und ehrlich rüber. Das nimmt man ihm ab. Er ist eben ein „echter Kurpfälzer“, wie ihn Martina Braun, die Geschäftsführerin der Stadtwerke Schwetzingen, ankündigt.

Im Anschluss an die Talk-Runde erfüllte Richy Müller jeden Foto- und Autogrammwunsch der Gäste. © Andreas Gieser

Und zu dieser Glaubwürdigkeit gehört auch, dass Richy Müller offen zugibt, nie den großen Plan gehabt zu haben. Zur Schauspielerei gelangt er über Freunde eher zufällig, die ihn ohne sein Wissen als Statist beim Mannheimer Nationaltheater anmelden. Davor die Ausbildung zum Werkzeugmacher bei der Fulmina in Friedrichsfeld macht er im Grunde aus reiner Bequemlichkeit. Die Firma liegt nur fünf Minuten von seinem Zuhause in Seckenheim entfernt. „Herr Müller hat oft gefehlt“, ist seiner Personalakte zu entnehmen. „Ich war halt´ne faule Sau“, räumt er ein. Schon in der Schulzeit habe er „extrem viel geschwänzt“, sitzt lieber den ganzen Vormittag über im Schwimmbad und hat die Hosen voll, erwischt zu werden. Aufmüpfig sei er gewesen und sagt heute rückblickend von sich selbst: „Ich war, glaube ich, unangenehm als Jugendlicher, der Klassenclown, einer der immer ´nen flotten Spruch auf den Lippen hatte.“

Aber er hat auch seine Prinzipien, raucht nicht, trinkt keinen Alkohol – wofür es spontanen Applaus gibt -, putzt, bügelt und ist sich auch nicht zu schade, zu Hause die Abflüsse sauber zu halten. „Ich bin einfach pur. Ich ekele mich vor nichts“, sagt er. „Ich bringe die Dinge auf den Ursprung zurück.“ Schauspielkollege Jürgen Vogel, mit dem er sich zehn Jahre in Berlin eine Wohnung geteilt hat, soll mal gesagt haben, der Müller habe einen Putzfimmel – aber auch, dass er von ihm gelernt habe, was es bedeute, eine Haltung im Leben einzunehmen.

Gut gelaunt auch nach dem Talk: Richy Müller gibt geduldig Autogramme. © Andreas Gieser

Für Fairness und Gerechtigkeit einzustehen, zum Beispiel. Dadurch hat Richy Müller es sich nicht immer einfach gemacht. Nach zwei Jahren fliegt er achtkantig von der Schauspielschule, weil er einer Kommilitonin zur Seite springt, die von einem Lehrer bedroht wird. Aber hätte er seine Schauspielausbildung nicht vorzeitig abgebrochen, hätte er nicht den TV-Dreiteiler „Die große Flatter“ drehen können, durch den er quasi über Nacht einem Millionenpublikum bekannt wird. An die Rolle des Richy kommt er durch einen weiteren Zufall: Er begleitet die Regisseurin gleich am ersten Tag ins Krankenhaus, weil es am Set einen Notfall gibt. Richtig vorgesprochen dafür hat er nie.

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Jahrelang hat Richy Müller reihenweise Rollen abgelehnt

Weil er nicht auf die Rolle des jungen Rebellen festgelegt werden will, lehnt er in den ersten Jahren fast alle Rollenangebote ab, wechselt ans Theater und hält sich mit Gelegenheitsjobs als Eierlieferant oder Türsteher über Wasser. Sein Rettungsanker kommt, als seine Agentin ihn eines Tages fragt, ob er sich die Mitwirkung an einer eher losen Reihe vorstellen kann: Tatort in Stuttgart. Ob er denn auf die Gestaltung der Rolle des Thorsten Lannert Einfluss nehmen konnte, wollen die Moderatoren wissen. „Es sollte auf jeden Fall eine Figur sein, die nicht unter dem Beruf oder der Schlechtigkeit der Welt leidet“, sagt er. Zudem sollte er unbestechlich sein und auch mal ein Auge zudrücken, wenn es mal um menschliche Unzulänglichkeiten geht. Und den Porsche als Dienstfahrzeug bringt Müller von Anfang an ins Gespräch. Ab der zweiten Folge hat er ihn – einen dunkelbraunen „Targa“ – um der Optik eine gewisse „Wärme“ zu verleihen. Gelächter.

Richy Müller fährt auch privat gerne schnelle Autos. „Ich habe ein Faible für Mobilität“, verrät er. Das hat schon in frühester Jugend angefangen, als ein Schrott- und Gebrauchtwarenhändler dem fünfjährigen Hans-Jürgen – so heißt Richy mit bürgerlichem Namen – einen gebrauchten Roller in die Hand drückte. „Dieses Selbstbestimmte, dieses Gefühl, ich kann machen, was ich will, ist bis heute geblieben“, erzählt er. Seit 2010 ist er Markenbotschafter von Porsche und hat die internationale C-Lizenz. „Damit darf ich bis unter die DTM alles fahren“. 1997 ergattert er als Gaststarter sein erstes Rennen beim Porsche-Supercup und ist seitdem Feuer und Flamme. „So schön die Schauspielerei ist – das wäre es gewesen“.

Till Meßmer (l.) und Jürgen Gruler (r.) überreichen einen Spendenscheck in Höhe von 500 Euro an Richy Müller für die Unterstützung eines seiner sozialen Projekte. © Andreas Gieser

Seine Tätigkeit für Porsche verbindet Müller auch mit seinem sozialen Engagement – etwa für die Stiftung Lesen oder Verkehrserziehungsprojekte. Weiterhin ist er für die BHZ in Stuttgart aktiv („Das, was ich dort entgegengebracht bekomme, ist eins-zu-eins“) und seit 2014 für die „Arche“, eine Einrichtung für Kinderintensivbetreuung. Auch beim Kinderhospiz in Stuttgart schaut Richy Müller regelmäßig vorbei. Die Stimmung im Rokokotheater wird spürbar ruhiger, Müller in seinen Äußerungen nachdenklicher. „Ich finde, jeder Bürger sollte ein soziales Jahr machen“, sagt er. „Dass man für die Gesellschaft mal was geleistet hat.“ Und weiter mit Blick auf die Ausbildung junger Menschen: „Es ist unglaublich, dass wir die jungen Leute im Umgang mit Wissen ausbilden und nicht im Umgang mit Menschen. Man soll doch den Menschen Lebenskraft und Lebensmut vermitteln und nicht nur Wissen, Wissen, Wissen.“ Es gibt kräftigen Applaus.

Geschenk zum Abschied: Till Meßmer (l.) überreicht Jürgen Gruler ein Fotobuch mit Erinnerungen der letzten 22 Jahren Talk im Schloss. © Andreas Gieser

Zum Schluss kehrt Richy Müller doch wieder zur Schauspielerei zurück. Till Meßmer und Jürgen Gruler haben seinen Ausflug in die Musical-Gefilde („Tarzan“) angesprochen sowie seine Rolle als Autist bei „Rain Man“. Auch in Hollywood ist Müller schon mal gewesen, was ihm allerdings in weniger guter Erinnerung geblieben ist. Ganz von selbst kommt er auf seine Zusammenarbeit mit Vin Diesel beim Film „Triple X“ zu sprechen. Am Set sei er sich einigermaßen verlassen vorgekommen, berichtet er. „Niemand wollte mit mir sprechen“ – schon gar nicht der Hauptdarsteller.

Der sei in den Actionszenen von vier Stunt-Leuten gedoubelt worden und habe sogar die Hosen voll gehabt, als es darum ging, im Auto über eine Brücke mit zwei engeren Pfeilern zu fahren. Ein Unding für den leidenschaftlichen Porschefahrer, der auf eigene Kosten noch zur Film-Premiere fliegt, aber der Glitzerwelt der Schönen und Reichen daraufhin für immer den Rücken kehrt – konsequent und unbeugsam, das passt zu Richy Müller.

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Am Ende sind sich alle einig: Es war wieder eine tolle Ausgabe von „Talk im Schloss“ – und die Reihe sollte unbedingt fortgeführt werden. Till Meßmer verspricht: „Wir haben vor, dieses Format aufrechtzuerhalten.“

Redaktion Redaktionsleiter Schwetzinger Zeitung

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