Schwetzingen. Was? Schon wieder ein Müller beim Talk im Schloss? Nach der Entertainerin Ina Müller ist es den Veranstaltern VR Bank Kur- und Rheinpfalz, Stadtwerke und Schwetzinger Zeitung dieses Mal gelungen, den bekannten Schauspieler Richy Müller für die Gesprächsrunde im Rokokotheater zu gewinnen. Der Seckenheimer, der heute am Chiemsee lebt, ist ein ziemlich bodenständiger Typ, hat ursprünglich mal eine Lehre als Werkzeugmacher gemacht und wurde dann als junger Schauspielschüler bekannt mit dem Fernsehdreiteiler „Die große Flatter“. Da spielte er den Richy und prompt hat er den Filmnamen für sich adaptiert. Seit Jahren ist er als Stuttgarter Tatort-Kommissar Thorsten Lannert im Einsatz. Passend heißt der Abend dann auch „Alles klar, Herr Kommissar?“ Richy Müller kommt am Montag, 3. November, ins Schwetzinger Schloss.
Tickets gibt es ab Mittwoch, 24. September, exklusiv im Kundenforum dieser Zeitung am Schwetzinger Schlossplatz. Reservierungen sind nicht möglich, wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Geöffnet ist das Kundenzentrum von 8 bis 12.30 und 13 bis 17 Uhr.
Im Vorfeld haben wir am Rande der „Spätschicht“ im Porsche Experience Center am Hockenheimring, wo er mit seinem Tatort-Porsche vor Ort war, mit Richy Müller über seine Karriere, seine Jugend in Mannheim und vieles mehr gesprochen.
Herr Müller, Monnemer zu sein ist ja heutzutage fast eine Auszeichnung. Wie war das in Ihrer Jugendzeit?
Richy Müller: Das ist man halt, bis man auf die Schauspielschule kommt und merkt, dass einen niemand versteht. Das war harte Arbeit, man möchte es ja auch nicht verleugnen.
Ihre Eltern hatten ja eine Gaststätte. Wie war es als Wirtskind: Schulaufgaben am Wirtshaustisch oder eher behütet?
Müller: Keineswegs, sehr behütet bin ich aufgewachsen und hatte natürlich durch die Rund-um-die-Uhr-Beschäftigung meiner Eltern sehr viel Freiheit.
Sie haben dann klassisch nach der Schule eine Ausbildung gemacht. Erzählen Sie uns ein wenig davon?
Müller: Ich wurde in dreieinhalb Jahren zum Werkzeugmacher ausgebildet und habe in dem Beruf eineinhalb Jahre nach der Ausbildung gearbeitet.
Der SWR hat ja eine tolle Reportage über Sie gemacht und dabei die Mannheimer Wurzeln erforscht. Wie haben Sie das Wiedersehen mit den Menschen und Orten erlebt?
Müller: Es war eine Reise in die Vergangenheit und hat mich emotional sehr berührt, ganz besonders das Treffen in meiner alten Ausbildungsstätte, wo man mir nach 53 Jahren meine damalige Personalakte überreicht hat, mit dem Bewerbungsbild, einem Passbild von mir als ich gerade mal 15 war.
Plötzlich waren Sie dann nicht mehr Handwerker, sondern Schauspielschüler in Bochum. Wie kam es dazu? Was hat Sie zur Schauspielerei gebracht?
Müller: Freunde meines Bruders, die mit ihm musizierten, machten mich darauf aufmerksam, dass es Schauspielschulen gibt. Da ich schon immer ein lustiger Zeitgenosse war und bin, habe ich einfach die Initiative ergriffen und wurde auch tatsächlich genommen.
„Die große Flatter“ war dann der Durchbruch. Richy war nicht grad ein behüteter junger Mann, sondern ein ziemlicher Draufgänger. Haben Sie sich da neu entdeckt?
Müller: In gewisser Weise schon. Es war ja meine erste Arbeit und ich wusste nicht wirklich, ob ich der Rolle gerecht werden kann. Ich habe dann viel aus dem Bauch heraus gearbeitet und es hat funktioniert – und so habe ich das bis heute beibehalten.
Immerhin haben Sie ja dann plötzlich nicht mehr Hans-Jürgen, sondern Richy Müller geheißen. Wie kam das? Und steht Richy auch in Ihrem Pass?
Müller: Meine Darstellung des Richy war anscheinend so eindringlich für die Zuschauer, dass ich plötzlich auch in meiner Freizeit für alle der Richy war. Zumal man nicht vergessen darf, dass wir damals 27 Millionen Zuschauer hatten. Und so blieb mir der Name, der natürlich auch so im Pass steht.
Und dann ging es irgendwann sogar nach Hollywood zu „xXx – Triple X“. Bestimmt ein richtiges Abenteuer. . .
Müller: Das war ein schöner Ausflug in die Welt des Überflusses und ich habe es mit Bravour absolviert. Aber meine Wurzeln sind hier bei uns – und das habe ich auch sehr schnell gemerkt.
Neben Fernsehserien und Filmen war für Sie das Theater immer wichtig. Was unterscheidet die Genres?
Müller: Das ist nicht zu vergleichen. Beides macht Spaß. Theater fordert für zwei oder drei Stunden meine absolute Konzentration und Präzision und es ist eine lange Probenzeit notwendig. Film ist hingegen Stückwerk und benötigt ein präzises Wissen über den Spannungsbogen. Theater wird direkt mit Applaus belohnt, der Film erst viel später mit guten Einschaltquoten.
Was hat Tatort-Kommissar Thorsten Lannert mit Ihnen gemeinsam, immerhin fahren ja beide Porsche?
Müller: Nichts, außer dass ich ihn verkörpere. Und ja, es stimmt, beide fahren ein tolles Auto. Ich bin sehr froh, dass ich 2005 gefragt wurde, ob ich der Tatort-Kommissar von Stuttgart werden will. Das ist etwas ganz Besonderes.
Wie viel Einfluss können Sie auf die Figur des Kommissars nehmen?
Müller: Den habe ich schon vor 18 Jahren genommen und zwar als ich gefragt wurde, wie denn mein Kommissar aussehen würde. Welche Charaktereigenschaften er haben würde. Das Ergebnis ist in mittlerweile 38 Folgen zu sehen.
Und plötzlich sind Sie auch noch auf der Musical-Bühne bei „Tarzan“ zu sehen. Singen Sie da? Haben Sie nicht auch schon den Papageno beim „Superweib“ gesungen?
Müller: Das war ein Gastspiel für die Rolle des Expeditionsleiters Clayton. Diese Rolle tritt ohne Gesang auf. Es war ein sehr beflügelnder Ausflug in die Musical-Scene. Sehr motivierend. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Bemerkenswert ist Ihr nachhaltiges Engagement abseits der Kamera. Welche sozialen Projekte unterstützen Sie? Und warum ist es Ihnen wichtig, sich für andere einzusetzen?
Müller: Ich unterstütze, wann immer ich kann, das Kinderhospiz in Stuttgart und ich bin Schirmherr des BHZ Stuttgart – eine diakonische Einrichtung, die vielfältige Angebote für Menschen mit Behinderung anbietet. „So wie ich bin“ heißt dort ein ganz tolles Angebot. Und warum mache ich das? Weil es mir Spaß macht, hilfsbereit zu sein. Und weil es schön ist, in lachende Gesichter zu schauen.
Freuen Sie sich schon auf Schwetzingen?
Müller: Ja sehr. Für mich ist es immer was Besonderes, der Heimat nahe zu sein. Und ich gebe zu, noch nie im Schwetzinger Schloss und dem Schlossgarten gewesen zu sein. Das kann ich jetzt endlich mal nachholen.
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