Schwetzingen. Mit großer Mehrheit hat der Gemeinderat am Mittwoch der abgespeckten Variante zur Sanierung und zum Umbau des denkmalgeschützten Rothacker’schen Hauses am Alten Messplatz in Schwetzingen zugestimmt. Damit fällt gegenüber der ursprünglichen Planung zwar über die Hälfte der Nutzfläche weg, aber auch die Kosten werden nach jetzigem Stand mehr als halbiert. Zuletzt war die notwendige Investitionssumme auf 21,5 Millionen Euro geschätzt worden – nunmehr sollen es zehn Millionen Euro weniger werden.
Letztlich überwog am Ratstisch bei allen Abwägungen und den „Bauchschmerzen“ (so FDP-Sprecher Dr. Christian Lorentz) gerade in Hinsicht auf mögliche weitere Kostensteigerungen die Erkenntnis, dass endlich etwas mit dem Gebäude und dem ganzen Areal passieren müsse. Der Ausdruck „Schandfleck“ fiel mehrfach. „Das ist der letzte Fleck dieser Art in der Innenstadt, das ist überfällig“, meinte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl. Letztlich stimmten nur Dr. Horst Herrmann (CDU) und Werner Zieger (Die Linke) dagegen, 15 der 17 stimmberechtigten Räte plus der OB waren dafür.
„Es war von Anfang an eine Nummer zu groß“, gab Karl Rupp (Schwetzinger Freie Wähler) zu: „Es war Zeit, die Reißleine zu ziehen.“ Die Alternativen waren auch nicht groß oder nach Rupps Meinung gebe es gar keine. Genauso sah es SPD-Sprecher Simon Abraham: „Ein Nein heute kommt einem Stopp des Projektes gleich, ohne Lösungen für die Themen Stadtinfo, Museum und dringend notwendige Räumlichkeiten für das Kulturamt zu haben.“
Auch für Dr. Michael Rittmann (Bündnis 90/Die Grünen) ist klar: „Ein Abriss des denkmalgeschützten Hauses wird weder von der Bevölkerung noch von uns gewollt und würde von der Denkmalschutzbehörde wohl kaum genehmigt.“ Er ergänzte: „Auch wenn man das Gebäude nur vor dem Zerfall bewahrt, würden mehrere Millionen Euro für eine Grundsanierung fällig, ohne dass damit eine Nutzung verbunden wäre.“ Und das Thema Stadtmuseum wäre noch immer ungelöst.
Ähnlich sah es Ulrich Renkert (CDU): Allein die aus verkehrssicherungstechnischen Gründen notwendige Dachsanierung würde eine halbe Million Euro verschlingen. Und wenn das Stadtmuseum nicht ins Rothacker’sche Haus kommen würde, müsste das Karl-Wörn-Haus in Angriff genommen werden: „Um das Museum dauerhaft weiter betreiben zu können, muss das Gebäude von Grund auf saniert werden – wofür wiederum fünf bis sechs Millionen Euro benötigt werden“, sagte Ulrich Renkert.
Keine Räume für Südstadtschule
Zudem würde das Gebäude mit seinen Räumlichkeiten für die zu erwartende Erweiterung der Südstadtschule wegfallen. Denn spätestens mit der Bebauung der „Schwetzinger Höfe“ werde dieses Problem auf die Stadt zukommen.
Deshalb fand die neue kleinere Version Zustimmung – ohne Anbau und Gastronomie, mit einem deutlich reduzierten Ausbau von Keller- und Dachgeschoss sowie einer weniger aufwendigen Lüftungs- und Klimaanlage. Platz finden werden das Stadtmuseum mit Dauerausstellungen zu den Themen Spargel und Festspiele sowie die neue Touristinformation. Werner Ziegers Idee, das Gebäude abzureißen und dann mit der alten Fassade nach modernen Anforderungen wieder aufzubauen, blieb unkommentiert. Seine Befürchtung ist auch, dass es bei den nun errechneten Kosten nicht bleiben wird.
Die große Mehrheit freut sich nun auf eine „neue städtische Mitte für Kultur, Tourismus und Wohnen“ (Rupp), auf „die Chance, mitten im Herzen unserer Stadt ein Ensemble aus historischen und neuen Gebäuden zu erschaffen“ (Renkert) und auf die Aufwertung der Innenstadt: „Dort, wo sich heute eine Brache befindet, die nicht wenige als Schandfleck bezeichnen, wird der Anfang gemacht für ein künftiges attraktives Ensemble aus Museumsbau in denkmalgeschütztem historischem Gebäude, einem Wohnhaus in Holzbauweise und einem hoffentlich ökologisch gestalteten Platz mit viel Grün“, meinte Dr. Michael Rittmann (wir werden noch über dieses Thema berichten).
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