Städtebau

Rund ums frühere Capitol-Kino in Schwetzingen tut sich einiges

In das Bauprojekt in der Herzogstraße rund um das ehemalige Capitol-Kino kommt Bewegung – schon Ende 2026 soll nahezu alles fertig sein.

Von 
Andreas Lin
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Laurin Schulze (M.) erklärt den Vertretern der Stadt, der Stadtwerke und der Presse den Baufortschritt in der alten Scheune. © Andreas Lin

Schwetzingen. In das mehrteilige Bauprojekt in der Herzogstraße rund um das ehemalige Capitol-Kino kommt Bewegung. Die Sanierung des früheren Lichtspielhauses und der alten Scheune im rückwärtigen Bereich der Heidelberger Straße – beide sind denkmalgeschützt – sind in vollem Gange. In den nächsten Wochen startet die Verlegung der Fernwärmeleitung. Und sukzessive werden dann die anderen Vorhaben – der Bau der weiteren Wohnhäuser, der Durchstich zur Mannheimer Straße und die Schaffung des neuen Platzes in Angriff genommen. Bei einem Vor-Ort-Termin am Dienstagnachmittag stellten Projektentwickler, Architekt, Stadtwerke und Stadtverwaltung den aktuellen Stand und die weiteren Planungen vor.

Dabei sind die Ziele ambitioniert. „Baulich wollen wir Ende nächsten Jahres durch sein“, sagt Wolfgang Leberecht vom Amt für Stadtentwicklung. Projektentwickler Laurin Schulze und Architekt Fermin Alonso Gomez teilen diese Ansicht. Die beiden sind zugleich Kopf und Herzstück des gesamten Projekts. „Wir lieben Denkmal“ - dieser Slogan des von Schulze geleiteten Unternehmens „Denkmalboutique“ ist in jedem Satz herauszuhören. Waren viele Jahre potenzielle Investoren gerade vom Zustand des Kinogebäudes und den Herausforderungen, es irgendwie zu sanieren, abgeschreckt worden, so ist es gerade das, was das Duo reizt.

Die Baurabeiten an der Fassade des ehemaligen Capitol-Kinos sind vorerst ausgesetzt, weil auf ein kunsthistorisches Gutachten gewartet werden muss. © Andreas Lin

Denkmalgeschützte Bausubstanz in Schwetzingen erhalten und reaktivieren

„Wir werden eine Planung aus einer Hand erleben“, freut sich Bürgermeisterin Lisa Schlüter, dass der lange Prozess nun eine vielversprechende Umsetzung findet. 2012 sei die Stadt mit der Entwicklung gestartet, 2017 sei der Zielplan aufgestellt worden, die denkmalgeschützte Bausubstanz zu erhalten und zu reaktivieren – lange ohne große Perspektive. „Beim Capitol waren wir lange Zeit der Meinung, dass wir es abreißen müssen“, erinnert sich Wolfgang Leberecht – bis eben Schulze und Alonso Gomez vor zwei Jahren ins Spiel gekommen seien. „Wir haben dann eineinhalb Jahre Vollgas gegeben.“

Infos zur Planung in der Herzogstraße

  • Die Arbeiten an der denkmalgeschützten Schule im hinteren Bereich der Heidelberger Straße sind bereits in vollem Gange.
  • Die Verlegung der Fernwärmeleitung von der Carl-Theodor-Straße wird im Juni oder Juli beginnen und bis September dauern.
  • Die Erstellung des sogenannten Platzhauses mit sechs Wohnungen auf dem Gelände des früheren Hähnchengrills sollen im dritten Quartal 2025 beginnen.
  • Mit den Abriss- und Umbauarbeiten für den geplanten Durchstich zur Mannheimer Straße will die Stadt im vierten Quartal anfangen. Anschließend soll auch die Schaffung des neuen Platzes rund um den alten Nussbaum in Angriff genommen werden.
  • Die beiden Gebäude in der Herzogstraße 22 und 24 sollen im Frühjahr 2026 abgerissen werden, anschließend wird die Neubebauung erfolgen.
  • Die Sanierung des ehemaligen Capitol-Kinos ist in vollem Gange. Der Einzug soll spätestens im Oktober 2026 erfolgen.
  • Insgesamt entstehen in den vier Gebäuden 26 Wohn- und drei Gewerbeeinheiten sowie 38 Pkw-Stellplätze.

Herzstück des ganzen Projekts ist zwar das alte Kinogebäude, aber es gehört noch viel mehr dazu. So entsteht dort, wo einst der Hähnchengrill Rausch und das Restaurant China-Wok zu finden waren, ein Gebäude mit sechs Wohnungen und einer kleinen Gewerbeeinheit. Schräg gegenüber wird die 1738 erbaute Scheune im hinteren Bereich des Grundstücks Heidelberger Straße 10 komplett saniert und für Wohnzwecke umgebaut – ein Wahnsinnsprojekt. Dort entsteht quasi ein Einfamilienhaus, in das Laurin Schulze selbst einziehen wird, und in einem alten Schuppen nebenan werden zwei kleinere Wohnungen untergebracht – die kleinen, besonderen Details der historischen Bausubstanz bleiben erhalten.

Blick ins Innere des ehemaligen Capitol-Kinos. Die Räume wurden nahzeu komplett entkernt. © Andreas Lin

Im Capitol wurden 330 Tonnen Bauschutt herausgeholt

Ebenfalls seit Wochen laufen die Bauarbeiten im Capitol-Gebäude, das inzwischen nahezu völlig entkernt ist. „Wir haben 330 Tonnen Material herausgeholt – alles per Hand“, berichtet Schulze. Fliesen, Lüftungsschächte, Wände, Zwischendecken und vieles mehr, was wohl beim Umbau zur Sauna eingebaut wurde. Dabei seien auch jede Menge historisch reizvolle Elemente zerstört worden. Manches werde aber wieder hergestellt, verspricht der Projektentwickler. Auch an der Fassade ist schon gearbeitet worden, an vielen Stellen wurde der Putz entfernt. Derzeit warte man auf ein kunsthistorisches Gutachten, deshalb werde derzeit nicht weitergemacht.

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Einen Steinwurf weiter Richtung Süden hat sich in der Herzogstraße eine neue Entwicklung ergeben: Denn inzwischen hat der Investor nicht nur –wie ursprünglich geplant - das alte Gebäude mit der Hausnummer 24 gekauft, sondern auch das Nachbargebäude der ehemaligen Metzgerei Würth. So kann dort auf zwei Vollgeschossen und einem Dachgeschoss neuer Wohnraum geschaffen werden. Das Besondere: Im Erdgeschoss werden 25 Pkw-Stellplätze entstehen. Mit dem Bau soll im Frühjahr 2026 begonnen werden.

Diese beiden Häuser in der Herzogstraße werden ebenfalls abgerissen und durch Neubauten ersetzt. © Andreas Lin

Platzgestaltung beginnt Ende des Jahres 2025

Der Part der Stadt wird sich auf den Durchstich zur Fußgängerzone und die Schaffung des neuen Platzes konzentrieren. Die Querverbindung wird in der Mannheimer Straße in dem Haus geschaffen, in dem sich derzeit der „frjor“-Store von Anna Becker befindet. „Sie kann auch drinbleiben, wenn sie möchte“, sagt Wolfgang Leberecht. Und auf der Herzogstraßen-Seite entsteht auf insgesamt 2.500 Quadratmetern Fläche der neue Platz rund um den Nussbaum geschaffen – mit Spielplatz, mediterranem Pflaster und Integration des benachbarten Biergartens, informiert Ramon Eck von der Stadtverwaltung. Damit soll Ende 2025 begonnen werden. In die Bauprojekte in der Herzogstraße kommt also nicht nur Bewegung, sondern das auch mit Tempo.

Hier entsteht der Durchgang zur Mannheimer Straße. © Andreas Lin

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