„Schwetzingen blüht auf“

Ruth Albertin ist Clownin und als Walking Act in Schwetzingen unterwegs

Von 
Lukas Heylmann
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Ruth Albertin mit dem kleinen Nostalgierad: Vielleicht cruist sie damit auch durch die Innenstadt von Schwetzingen? © Albertin

Schwetzingen. Wer den Begriff „Clown“ hört, denkt vermutlich an Schminke, alberne Späße und die Manege. Dass sich hinter der Bezeichnung auch heute noch Künstler verbergen, die vom Dasein als Clown ihren Lebensunterhalt bestreiten können und oft auch noch viel Gutes tun, mag überraschen, ist aber zutreffend – so zumindest für Ruth Albertin.

Die Schweizerin wird am Samstag, 12. März, als sogenannter Walking Act bei der Aktion „Schwetzingen blüht auf“ des Stadtmarketing-Vereins auftreten. Zunächst erklärt Albertin also im Gespräch, was man sich überhaupt unter einem Walking Act vorstellen darf. „Das ist ein Künstler, der bei einer Veranstaltung mobil unter den Leuten agiert“, klärt sie auf. „Improvisation und Spontanität spielen da eine große Rolle, man kann Impulse des Publikums direkt aufnehmen.“ Auch kleinere Inszenierungen seien von Walking Acts gefragt. Es gibt also einiges, worauf sich Besucher bei „Schwetzingen blüht auf“ freuen dürfen. „Es wird heitere Begegnungen geben, Jonglage und auch mal kleine Zaubertricks – mehr will ich aber noch gar nicht verraten“, sagt Albertin mit einem kleinen Lachen.

Faszination von Leichtigkeit

Die Faszination für ihre Arbeit kommt bei ihr direkt aus der Familie. „Meine Tante ist ebenfalls Clownin und hat beispielsweise beim Circus Roncalli gearbeitet“, blickt die Schweizerin zurück. „Das habe ich als Kind mehrfach erlebt und immer sehr bewundernswert gefunden. Insbesondere deshalb, weil sie oft für Kinder aus sozialen Brennpunkten gespielt hat. Das hat mir sehr imponiert zu sehen wie Kinder – oder auch Erwachsene – die vielleicht ein schweres Päckchen zu tragen hatten, ihre Vergangenheit vergessen und etwas Leichtigkeit erhalten konnten.“

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Bei einem einjährigen Praktikum hat Ruth Albertin dann selbst mit verhaltensauffälligen Kindern gearbeitet und sogar dort Clowntechniken angewandt. „Diese gewisse Verspieltheit war ein tolles Mittel, um Konflikte zu lösen“, erinnert sie sich. Schließlich besuchte sie von 2005 bis 2007 eine Vollzeit-Clownschule in Mainz und wurde so zum Berufs-clown. Außerdem lernte sie dort ihren Mann Aaron Dewitz kennen.

Soziales Engagement in der Kunst

Wie ihre Tante vor ihr bindet Ruth Albertin ebenfalls viel soziales Engagement in ihre Arbeit ein. Beispielsweise ist sie Künstlerische Leiterin von „Die Clown Doktoren“, dem ältesten Klinikclown-Verein Deutschlands, mit dem sie und ihre Kollegen Menschen in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern aufheitern und ihnen Hoffnung spenden wollen.

Die Aktivitäten des Vereins konnten sogar während Corona weitergeführt werden. „Aber es war ein starkes Umdenken notwendig. Wir haben teils Visiten draußen vor den Kliniken oder Altenheimen geplant, anstatt hineingehen zu können. Wir haben auch viele Filmchen gedreht, online gearbeitet oder Briefe ans Personal erstellt“, blickt Albertin auf die für Kunstschaffende extrem fordernde Corona-Zeit zurück. Insbesondere seit Beginn der Pandemie ist Ruth Albertin auch mit einem 50-minütigen Programm häufig in Grundschulen zu Gast.

Eine Besonderheit am Clown-Programm der gebürtigen Schweizerin gibt es ebenfalls noch und es passt erstaunlich gut zur Geschichte der Stadt Schwetzingen: das Nostalgierad. Auch für diesen Begriff ist wieder eine Erläuterung seitens der Künstlerin selbst vonnöten: „Das Nostalgierad ist ein Dreirad, das durch sein Aussehen zum Träumen einladen und an früher erinnern soll, zum Beispiel durch Farben oder den gleichzeitigen Einsatz von Musik in der Show.“

Auftritte mit dem Rad

So kann zum Beispiel ein Künstler alleine damit herumfahren, „dann kann man aber nichts anderes gleichzeitig machen“, erklärt Albertin. Für eine zusätzliche Showeinlage müsse man zu zweit sein. Für den Bau der unterschiedlichen Nostalgieräder zeichnet sich Ruth Albertins Mann verantwortlich. „Er entwirft die Räder, schweißt sie und malt sie auch an. Zum Beispiel gibt es auch ein ganz großes Nostalgierad mit einem Dach, das sich herunterfahren lässt, daran sitzt man dann wie an einem Tisch und kann zum Beispiel Blumen verteilen“, schwärmt die Clownin. Gerade für Auftritte als Walking Act sei das Rad perfekt.

Aufgrund von Schwetzingens Historie mit dem Fahrrad, das hier ja seine Wurzeln hat, bietet sich ein solches Fahrzeug als Showelement also besonders an, auch wenn Albertin davon zuvor nichts gewusst hatte. „Ich muss gestehen, dass mir der Bezug der Stadt zur Geschichte des Fahrrads unbekannt war. Aber ich habe mich ein bisschen damit befasst und fand sehr schön, wie groß der Stellenwert dieser Geschichte zu sein scheint.“Mit ihrem Auftritt mit dem ganz besonderen Rad kann die Künstlerin dem bald etwas Neues hinzufügen.

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