Im Interview

Miteinander im Stadtmarketing Schwetzingen nützt allen

Der neue Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins Schwetzingen, Oliver Engert, und die Vorsitzende Elke Ackermann-Knieriem sprechen über gemeinsame Pläne und konkrete Aktionen für ein lebendiges und attraktives Schwetzingen.

Von 
Jürgen Gruler
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Chefredakteur Jürgen Gruler (v. l.) im Gespräch mit der Stadtmarketing-Vorsitzenden Elke Ackermann-Knieriem und dem neuen Geschäftsführer Oliver Engert. © Lin

Schwetzingen. Gleich ins kalte Wasser gesprungen ist der neue Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins Schwetzingen (SMS) Oliver Engert. Was blieb ihm auch anderes übrig – durch die Vakanz im zweiten Halbjahr 2021 war ja doch einiges liegengeblieben und die abklingende Pandemie macht Hoffnung darauf, dass endlich wieder Veranstaltungen stattfinden können, die den Geschäftsleuten und den Bürgern zugutekommen. Wir haben mit der Vorsitzenden Elke Ackermann-Knieriem und mit dem neuen Geschäftsführer über Ankunft, Ziele und Ideen gesprochen. Und Engert hat dabei den Eindruck gemacht, als wolle und könne er anpacken.

Wie lief eigentlich die Auswahl des neuen Geschäftsführers ab?

Hintergrund

  • Oliver Engert (40) ist der neue Geschäftsführer des Schwetzinger Stadtmarketingvereins (SMS). Er absolvierte ein Studium der Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Veranstaltungs- und Dienstleistungsmanagement in Mannheim. Zuletzt war er im Unternehmen Sportpark Heppenheim für Marketing und Events zuständig.
  • Die ersten Veranstaltungen unter seiner Regie werden „Schwetzingen blüht auf“ am 12. März mit Straßenevents sein und der verkaufsoffene Sonntag, 3. April.

Elke Ackermann-Knieriem: Wir hatten ja in unserer Ausschreibung eine sehr kurze Bewerbungsfrist gesetzt und waren positiv von der Resonanz überrascht. Aus den acht ernstzunehmenden Bewerbungen haben wir in einer ersten Runde fünf ausgewählt. Oliver Engert war aus meiner Sicht der Favorit, weil der berufliche Werdegang und die regionale Herkunft gut gepasst haben. Er kennt sich in der Region aus, hat schon viel im Sportbereich organisiert. Wer aus dem Sportbereich kommt, ist meistens ein guter Teamplayer und kann mit Menschen umgehen – genau das brauchen wir hier in Schwetzingen. Im Gespräch hat er meine Vorstandskollegen Wolfgang Leberecht und Bernd Lehnert dann genauso überzeugt wie mich. Und wir haben noch am gleichen Abend zugesagt.

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Herr Engert, was hat Sie bewogen, gleich zuzusagen?

Oliver Engert: Wenn man miteinander erzählt und man das Gefühl hat, dass die Fragen, die man selbst zum Job hat, ehrlich beantwortet werden, dann bekommt man schnell ein Gefühl dafür, ob es passt oder nicht. Ich hatte in meiner bisherigen Stelle auch schon viele Freiheiten beim Organisieren von Events und ich habe das Gefühl, dass ich hier auch meine Freiheiten habe und schnell ein Netzwerk aufbauen kann. Bisher sind mir die meisten Gesprächspartner sehr offen und frohgemut gegenüber getreten.

Was ist jetzt am wichtigsten?

Engert: Alle Mitglieder kennenzulernen, von ihnen zu erfahren, was sie sich vom Stadtmarketing wünschen. Und ich stecke natürlich schon in der Organisation der ersten Veranstaltungen.

Was erwartet die Schwetzinger da in den nächsten Wochen?

Engert: Wir starten mit ,Schwetzingen blüht auf‘. Bisher gab’s da halt in den Geschäften ein Blumenstöckchen geschenkt. Diesmal soll aber am Samstag, 12. März, auch auf den Straßen was los sein. Ich habe Straßenmusiker verpflichtet und ein Walking Act ist unterwegs. Die Schwetzinger Zeitung schickt ihren Fred Fuchs los und bietet ein schönes Gewinnspiel an. Und natürlich gibt’s Blumen für die Kunden in den teilnehmenden Geschäften. Schon am Sonntag, 3. April, wollen wir gerne die Geschäfte öffnen, um nach der harten Corona-Zeit den Geschäftsleuten eine gute Möglichkeit zu geben, auch Kunden aus dem Umland nach Schwetzingen zurückzuholen. Das muss natürlich erst noch vom Gemeinderat genehmigt werden, aber wir sind zuversichtlich, dass das klappt.

Wie erfüllen Sie denn dann die Landesvorgabe, dass Geschäfte sonntags nur dann öffnen dürfen, wenn ein Anlass gegeben ist?

Ackermann-Knieriem: Eigentlich wäre ja die Energie-Messe an diesem Wochenende gewesen, die aber ja leider noch nicht wieder stattfinden darf und auch so kurzfristig nicht organisierbar wäre. Aber zu dieser Zeit lockt der Schlossgarten ja immer viele tausend Menschen zur Kirschblüte an und da passt es doch super, wenn wir ein Kirschblüten-Fest veranstalten. Das soll auch im Stadtbild sichtbar werden.

Das klingt ja fast so, als planten Sie auch einen Spargelsamstag in gewohnter Manier?

Engert: Ja und nein. Ich glaube, es ist nicht mehr zeitgemäß und auch nicht die Aufgabe des Stadtmarketingvereins, ein Fest für bis zu 30 000 Besucher zu organisieren mit einer Riesenbühne und teuren Bands. Wir sollten uns lieber darauf besinnen, kleinere Events zu veranstalten, die für die Bürger vor Ort und die aus dem Umland gemacht werden. Menschen, die auch sonst gerne nach Schwetzingen kommen, um Einkaufen oder Essen zu gehen, die wegen der Kultur kommen oder nach dem Schlossgartenbesuch noch was unternehmen wollen.

Ackermann-Knieriem: Wir hatten uns ja noch im Herbst zu einer Strategiesitzung getroffen und waren uns dort einig darüber, dass es nicht mehr die zwei großen bombastischen Highlights im Jahre geben soll, sondern eher solche Events wie den Schwetzinger Herbst letztes Jahr, der ein wirklich schönes Fest für die Schwetzinger und die Leute aus den Nachbargemeinden war.

Wollen Sie bei solchen Events dann auch die Vereine einbinden, die ja nicht immer so glücklich waren?

Engert: Auf jeden Fall, da bin ich ja schon im Gespräch und war auch schon bei einer Sitzung der IG Vereine dabei. Wir können doch nur voneinander profitieren. Ich muss in meinem Etat auf Kosten achten und Kooperationen suchen. Das ist mir ganz wichtig.

Gab es denn durch die Vakanz und die schwierige Lage der Geschäfte eine Reihe von Austritten bei den Mitgliedern?

Ackermann-Knieriem: Eigentlich gar nicht. Es gibt sogar einige neue Mitglieder. Durch das Engagement der Vorstandsmitglieder wurde die Zeit ganz gut überbrückt. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass es auf meine Bitten und E-Mails hin immer gute Resonanz gab und viele ein Stück beigetragen haben und glücklich waren, dass wir trotz der Unbilden einiges auf die Beine gestellt haben.

Wie überzeugt man die bisherigen und neue Mitglieder davon, dass das SMS für sie gut ist?

Engert: Wir müssen die Mehrwerte klar machen, aufzeigen, was der Wirt oder der Ladenbesitzer, aber auch die größeren Arbeitgeber davon haben, wenn es eine Interessenvertretung wie den Stadtmarketingverein gibt. Für einzelne Geschäfte wäre es schwierig, jetzt einen verkaufsoffenen Sonntag auf die Beine zu stellen, wir setzen uns bei der Stadt dafür ein und organisieren ihn. Und wir müssen unsere Kommunikation stärken und darstellen, was hinter SMS steckt und welche Vorteile jeder hat.

Was ja nach wie vor gut läuft, ist die Kurfürstenkarte. Bei uns im Kundenforum wurden vor Weihnachten tausende verkauft. Aber ist die so noch zeitgemäß?

Engert: Die Digitalisierung der Karte ist ein ganz wichtiges Projekt. Und wir sind da schon sehr weit gekommen, obwohl ich erst einige Wochen da bin. Mit Stadtgut gibt es einen Partner, der es uns ermöglicht, die Karte aufladbar zu machen. Die Geschäfte können die Karte dann mit ihrem Kassensystem scannen und einen Betrag x abbuchen, es genügt sogar ein Tablet oder ein Handy, um den Vorgang zu starten. Damit sparen wir uns auch im Sinne der Nachhaltigkeit die vielen Plastikkärtchen, die wir herstellen müssen. Auch Firmen können dann, wenn sie ihre Mitarbeiter damit ausstatten, Guthaben monatlich draufladen und so einen guten Beitrag dafür leisten, dass das Geld in Schwetzingen ausgegeben wird und so der Handel und die Restaurants hier gut leben können und für eine urbane Innenstadt sorgen. Natürlich können die bisherigen Kurfürstenkarten aber auch weiterhin eingelöst werden.

Wie hat die Pandemie die Gewohnheiten verändert?

Ackermann-Knieriem: In die Stadt fahren, um etwas bestimmtes zu kaufen, das wird weniger. Eine Stadt wie Schwetzingen sollte einen Erlebnischarakter bieten. Events, die es wert sind, vorbeizuschauen. Dabei Geschäfte gucken und einen Kaffee trinken. Zu wissen, dass für die ganze Familie was geboten wird. Da müssen wir in der Mannheimer Straße noch einiges tun, um auch für Kinder Aufenthaltsqualität zu bieten. Parkplätze für Kinderwagen, Barrieren abbauen, das alles sind Themen, die wir angehen müssen. Übrigens auch den Wochenmarkt, um dessen Vielseitigkeit sich dringend jemand kümmern müsste, damit er für die Menschen zum Anziehungspunkt wird, wie in anderen Städten.

Chefredaktion Jürgen Gruler ist Chefredakteur der Schwetzinger Zeitung.

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