Schwetzingen. Bodenständig, kumpelhaft, empathisch, mutig, erotisch – es gibt viele Eigenschaften, die Sarah Connor in sich vereint. Was ihre Fans seit über 20 Jahren zudem an ihr schätzen, macht die 42-jährige Sängerin bei ihrer Tour „Herz Kraft Werke“ am Samstagabend im Schlossgarten Schwetzingen einmal mehr deutlich: Sie entzündet ein emotionales Feuerwerk auf der Bühne und packt Gefühlswelten in ihre Lieder, die sie mir ihrer kraftvollen warmen Soulstimme mal laut, mal leise über das Festivalgelände bei Musik im Park schweben lässt. So passt es auch zu ihrer Art, dass sie ohne großes Spektakel die Bühne betritt. Lediglich ein schwarzer Vorhang, der zuvor den Bühnenraum verdeckte, fällt effektvoll zu Boden und die rund 5000 Zuschauer jubeln der Sängerin, die bereits 2017 bei Musik im Park zu Gast war, entgegen.
Sie hört auf ihren Bauch und rät das im gleichnamigen Titel den Zuhörern zum Auftakt, bevor sie die „Kleinstadtsymphonie“ anstimmt. Freilich besingt die gebürtige Delmenhorsterin damit ihre Heimat, doch so manch Schwetzinger dürfte mit den Textzeilen „seine“ Stadt und eigene Erlebnisse assoziieren – einfach ein schönes Lied und passend für das stimmungsvolle Konzert in der 20 000-Einwohner-Stadt.
Songs der Wahl-Berlinerin haben Geschichte, sind sozial- und gesellschaftskritisch. So macht die 42-Jährige auch an diesem Abend vor politischen Statements wie in „Ruiniert“ nicht Halt („Alle Bomben, Panzer und Despoten und AfD-Idioten, mein Herz kriegt ihr nicht“).
Sarah Connor sucht den Kontakt zum Publikum und interagiert mit den Menschen vor der Bühne. So steigt sie schon früh im Konzert zu den Fans hinab und später wird „Jürgen im rosa T-Shirt“ unfreiwillig immer wieder ins Programm und in die Songtexte eingebaut. Der Grund: Er schrie laut mit, als Sarah Connor wissen wollte, wer denn von den Herren allein da sei. Nun: Jürgens Frau stand neben ihm. Auf Nachfrage der Sängerin kam dann auch noch raus, dass das Ehepaar seit 25 Jahren verheiratet ist. Sarah Connor schloss daraus, dass Jürgen alles richtig macht: Wenn eine Frau was fragt, immer ja sagen. Die Masse grölt und Sarah Connor nutzt dies zur Überleitung in den nächsten Song.
Sie schickt dem Virus ein „Bye Bye“
Die Sängerin selbst ist seit etwa zehn Jahren mit Florian Fischer, einem ehemaligen Mitglied der Boygroup „The Boyz“, verheiratet. Für ihn schrieb sie in den zurückliegenden beiden Jahren den Titel „Dazwischen sind wir Freunde“ – eben weil das Zuhausehocken in der Corona-Zeit für alle nicht einfach war. Und weil sie darauf „keine Lust mehr hat“, schickt sie schon früh an diesem Abend ein „Bye Bye“ an diese vom Virus geprägte Zeit – von den Stimmen im Publikum mitgetragen.
Sarah Connor ist gewachsen, gereift, und mit ihr die Zuhörer, die ihr seit dem Karrierestart mit „Let’s get back to Bed – Boy!“ und der Nummer-eins-Ballade „From Sarah with Love“ im Jahr 2001 die Treue halten. Viele haben mittlerweile die eigenen Kinder bei den Konzerten mit dabei, so auch im Schlossgarten. „Kinder bis zehn Jahre können gerne hier ganz vor kommen“, lädt die Sängerin die Jüngsten ein, sich auf die Erhöhungen vor der Frontstage zu setzen, etliche nutzen diese einmalige Chance, andere bleiben lieber bei Papa auf der Schulter. Ein Abstecher in die Zeit der englischsprachigen Songs in Form eines Medleys gehört aus Nostalgiegründen dazu (unter anderem mit „From Zero to Hero“, „Bounce“, „Music is the Key“), doch der Fokus liegt auf den deutschsprachigen Erfolgsalben „Muttersprache“ (2015) und „Herz Kraft Werke“ (2019).
Offenherzig und nah gibt sich Sarah Connor in den knapp zwei Stunden, in denen sie die Bandbreite ihrer Stimme und Musik im Schlossgarten vor jubelnden Fans präsentiert. Es ist ein Abend mit Emotionen, denn mit ihrer Soulstimme zeigt die 42-Jährige, dass sie präzise und voller Energie die Menschen mitnehmen kann und auch mit schweren Themen nicht alleine lässt. So unter anderem bei „Das Leben ist schön“, in dem Sarah Connor besingt, wie sie sich ihre Beerdigung vorstellt. „Meine Kinder hören das nicht so gern, wenn die Mama von der eigenen Beerdigung singt“, gibt sie offen zu, bevor sich ihre soulige Stimme ruhig über den Schlossgarten legt und für Gänsehautmomente sorgt.
Die Menschen singen leise mit, halten sich in den Armen. Trotz dieses schweren Themas schafft sie den Übergang und gibt Vollgas auf den letzten Metern Richtung Finale. Mit „Vincent“ plädiert sie für gleichgeschlechtliche Beziehungen, macht Mut und setzt mit der Regenbogenfahne, die sie sich über die Schultern legt, ein Zeichen. Die Fans lieben es und zeigen das als lauter Chor.
Momente für die Seele
Es ist die Mischung aus tiefgründigen Botschaften gepaart mit einer wunderbaren Leichtigkeit, mit der Sarah Connor vor tausenden Fans im Schlossgarten Schwetzingen performt, etwa auch bei der Zugabe, „Wie schön du bist“ – ein Song, den sie ihrem Sohn gewidmet hat, der sich zu dem Zeitpunkt in der Pubertät befand. Und zum Abschluss dieses emotionalen Abends wird sie noch einmal ernst, thematisiert den Krieg in der Ukraine. Ihre Backgroundsänger tragen T-Shirts mit Peace-Zeichen. Sie selbst spricht darüber, dass sie sich lange gefragt hat, ob es richtig sei, eine Tour zu spielen, „aber wir brauchen etwas für die Seele“. So erscheinen beim letzten Song des Abends „Augen auf“ die Farben der Ukraine auf der Videoleinwand, die extra für Sarah Connor aufgebaut wurde. Und mit einem bunten Peace-Zeichen auf eben dieser Videoleinwand endet ein toller Abend der lauten und leisen Töne.
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