Sarah Connor in Schwetzingen: Gefühlschaos und Partylaune

Sarah Connor gehört zu den erfolgreichsten Pop- und Soulsängerinnen Deutschlands. Mit ihrer Tour „Herz Kraft Werke“ gastiert sie bei Musik im Park im Schlossgarten Schwetzingen - und entzündet ein emotionales Feuerwerk

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Zum zweiten Mal nach 2017 auf der Bühne in Schwetzingen: Sarah Connor begeistert mit Titeln ihrer deutschsprachigen Alben „Muttersprache“ und „Herz Kraft Werke“ das Publikum. © Bauroth

Schwetzingen. Bodenständig, kumpelhaft, empathisch, offenherzig, mutig, erotisch – es gibt viele Eigenschaften, die Sarah Connor in sich vereint. Was ihre Fans seit über 20 Jahren zudem an ihr schätzen, macht die 42-jährige Sängerin am Samstagabend im Schlossgarten Schwetzingen einmal mehr deutlich: Sie entzündet ein emotionales Feuerwerk auf der Bühne und packt Gefühlswelten in ihre Lieder, die sie mir ihrer warmen Soulstimme mal laut, mal leise über das Festivalgelände bei Musik im Park schweben lässt.

Sie hört auf ihren Bauch und rät das im gleichnamigen Titel den Zuhörern zum Auftakt, bevor sie die „Kleinstadtsymphonie“ anstimmt. Freilich besingt die gebürtige Delmenhorsterin damit ihre Heimat, doch so manch Schwetzinger dürfte mit den Textzeilen „seine“ Stadt und eigene Erlebnisse assoziieren – einfach ein schönes Lied und passend für das stimmungsvolle Konzert in der 20 000-Einwohner-Stadt.

Zuspruch und Mutmacher zugleich

Die Beziehung zwischen Sarah Connor und ihren Fans ist durchaus etwas ganz Besonderes. Das ist in ihren Ansprachen zu merken, in denen die Vierfach-Mama immer wieder Persönliches erzählt und zustimmende Reaktionen aus dem Publikum erfährt. Genau das macht auch ihre Songs aus. Sie teilt Ideen, Sorgen und Ängste wie in „Bedingungslos“. Ihre Gedanken zum Abschied vom irdischen Dasein gibt sie in „Das Leben ist schön“ mit. Text und Melodie gehen unter die Haut, geben aber gleichzeitig mit: Genieße jeden Augenblick und sei nicht traurig, wenn etwas vorbei ist, sondern freue dich über die vielen schönen Momente, die da waren.

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Die Wahl-Berlinerin bezieht zudem Stellung zu sozialkritischen und politischen Themen wie in „Ruiniert“ („Komm, wir tanzen zusammen auf den Straßen; mit Blumen in den Haaren und Sonne im Gesicht; alle Bomben, Panzer und Despoten; und AfD-Idioten, mein Herz kriegt ihr nicht“). Und ihr Plädoyer für die gleichgeschlechtliche Liebe – ausgedrückt mit dem Song „Vincent“ – ist Zuspruch und Mutmacher zugleich.

Sarah Connor ist gewachsen, gereift, und mir ihr die Zuhörer, die ihr seit dem Karrierestart mit „Let’s Get Back to Bed – Boy!“ und der Nummer-eins-Ballade „From Sarah with Love“ im Jahr 2001 die Treue halten. Viele haben mittlerweile die eigenen Kinder im Teenageralter bei den Konzerten mit dabei, so auch im Schlossgarten. Ein Abstecher in die Zeit der englischsprachigen Songs gehört daher bei den Auftritten dazu („From Zero To Hero“, „Bounce“, „Music Is The Key“), doch der Fokus liegt auf den deutschsprachigen Erfolgsalben „Muttersprache“ (2015) und „Herz Kraft Werke“ (2019). Dabei geht’s aber auch noch genauso sexy zu wie vor zwei Jahrzehnten: „Alles in mir will zu Dir“ vereint Erotik, Verlangen, Liebe und Schmerz.

Apropos Schmerz: Dass die Corona-Zeit auch die Musikerin sehr beschäftigte, ist keine Überraschung, und dass sie darauf wie vermutlich alle „keine Lust mehr hat“, wird in „Bye Bye“ von Stimmen im Publikum mitgetragen – animiert von einer fantastischen Sängerin auf der Bühne. Bei einer derartigen Leichtigkeit vor tausenden Fans möchte man kaum glauben, dass Sarah Connor vor Auftritten noch immer weiche Knie hat, wie sie selbst gesteht: „Unmittelbar vor Konzertbeginn bekomme ich nur schwer Luft und denke, ich muss sterben vor Lampenfieber. Doch wenn der Vorhang fällt, die Musik einsetzt, ich die Hände und Gesichter sehe und die Rufe der Fans höre, dann weiß ich: Das wird ein geiler Abend.“ Und das war er in Schwetzingen definitiv!

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