Konzert

SchwetSingers feiern mitreißende Musicalshow voller Glanzpunkte

Der Projektchor des GV Sängerbund begeistert im Lutherhaus in Schwetzingen mit einfallsreicher Story und gutem Gesang bei „Don‘t stop the Music“.

Von 
Matthias H. Werner
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Die SchwetSingers, der Projektchor des GV Sängerbund, boten bei ihrer Musical-Show "Don't stop the Music! - Musik verbindet" neben tollem Gesang und bunten Kostümen auch eine mitreißende Bühnenchoreografie. © Dorothea Lenhardt

Schwetzingen. Eine Mischung aus „West-Side-Story“, Vereinsgeschichte und „Hausmeister Krause“ versetzte das Lutherhaus der Festspielstadt in einen tobend begeisterten Hexenkessel – und spannte einen gewitzten Bogen zum Rokokotheater, wo „Amor vincitore“ am selben Abend Premiere feierte: Die „siegreiche Liebe“ gab es auf sehr viel unvermitteltere Art zu hören.

In einer knallig bunten, mitreißenden und vor allem sehr überzeugenden Show schlossen die SchwetSingers, der Projektchor des Sängerbunds, mit ihrem neuen Musical „Don‘t stop the Music“ nahtlos an die großen Erfolge mit dem „Kalten Herz“ im vorletzten Jahr an. Die fast 60 Mitwirkenden zeichneten mit ihrer wilden Bühnenshow nicht nur die – zunächst unfreiwillige – Fusion zweier Chöre auf dem Weg zu einem Musikfestival nach, sondern in Nebenlinien auch die damit verbundenen zwischenmenschlichen Konflikte und Verwerfungen, die zaghafte und dann umso Liebe-vollere Annäherung und den Wert des Vertrauens und der gegenseitigen Anerkennung für den Erfolg des Großen und Ganzen.

Die Story von „Don’t stop the Music“ handelt von zwei Chören, die zusammenfinden müssen

Die Storyline, die aus einer generationenübergreifenden Kooperation zwischen Santina Rudolph und Kerstin Steinhilper, die gleichzeitig auch Regie führten, erwachsen war, ist frisch, einfallsreich und tiefgründig zugleich. Nicht nur die beiden Chöre mit ihren völlig unterschiedlichen Konzepten müssen unter einem neuen Chorleiter („Kommt aus Brühl, aber sonsch is er en subba Mann!“) zusammenfinden, sondern auch die einzelnen Sängerinnen und Sänger: Oma Anneliese, zunächst von dem neumodischen Firlefanz abgeschreckt, lässt sie sich von der begeisterten Enkelin Maxi und der Anziehungskraft des gemeinsamen Spaßes einfangen – „Die Danzerei hält mich vielleicht fit un jung“.

Die schüchterne Emma (Dorothée Holzapfel), die sich auf der Bühne auch den gewagtesten Performances nicht verschließt, knüpft zarte Bande zum „netten“ Jonas und Lou, feuriger Wirbelwind mit Vergangenheit in der „Gang“ findet zu ihrem Ben zurück – Bernstein lässt grüßen, subtil inklusive Maria und Tony, „Jets“ und „Sharks“.

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Denn auch die bislang eher destruktiv aufgefallene „Gang“, die vom Sängerbund-Jugendchor dargestellt wurde, der tatsächlich durch seine gesanglichen Leistungen ausnahmslos positiv in Erscheinung trat, lässt sich in das musikalische Feuerwerk integrieren – wie ein Fanal steht am Ende der Satz „Es lohnt sich wirklich, im Verein zu singen“, der Sängerbund-Chefin Sabine Rebmann sicherlich nicht in den Mund gelegt werden musste. Tradition bei den SchwetSingers ist, den Humor nicht zu kurz kommen zu lassen. Glanzvoll weitergeführt von Hausmeister Krause alias Peter Schäfer, der nicht nur gewitzt die Problempunkte aufzeigte, sondern passagenweise tatsächlich an das Vorbild Tom Gerhardt erinnerte.

Chorleiterin Elena Spitzner hat 22 Songs auf ihre Chöre zugeschnitten

Dass der rund zweieinhalbstündige Abend auch zu einer musikalischen Dauersalve wurde, ist Elena Spitzner zu verdanken: Die aus Sibirien stammende diplomierte Chorleiterin, Pianistin und Musikpädagogin hat den Sängerbund und seine Chöre seit fast 25 Jahren unter ihren Fittichen und die mit harter Hand und sanftem Wesen eingebläute Stimmbildung zeigt allenthalben ihre Früchte; 22 Songs hat Spitzner auf ihre Chöre zugeschnitten, Rock-Balladen, Evergreens und Welthits zu einem Programm mit Botschaft zusammengetragen, das klanglich ebenso punkten konnte, wie mit der ausdrucksstarken Choreografie aus der Gedankenschmiede von Andrea Ball und Christina Valdna.

Dabei konnten musikalische Tiefe, emotionale Finesse und gehörige Technik überzeugen: Vom sehr kultiviert und einfühlsam – oder wie die „Ausgeflippten“ in der neuen Chorgemeinschaft sagten: „Laaangweilig“ - intonierten „You‘ve got a Friend“, mit dem sowohl Carol King als auch James Taylor einen Grammy abräumten, bis zur fulminanten Schlussnummer, einer Reprise des im Verlauf schon einmal gegebenen John-Miles-Krachers „Music“, bei dem sich die Männerstimmen das einzige Mal einen Moment der Schwäche leisteten, jagte perfekt in die Handlung eingepasst ein Hör-Erlebnis das andere.

Großer musikalischer Bogen von Freddie Mercury über Abba bis zu Gloria Gaynor

Zwei Mal war Freddie Mercury vertreten, von dem – „Don‘t stop me now“ – zunächst eine Kostprobe für den neuen Stil des Vereinigungschores gekapert wurde, um später mit „I want it all“ den Festival-Hit und gleichzeitig das bewegtere „Somewhere“-Pendent zu offerieren: Sebastian Jaeger alias Ben findet emotional wie gesanglich zu seiner Lou, der Santina Rudolph eine ganz herausragend gute Stimme zwischen Rockröhre und Kuschelmaus verlieh. Dazwischen eine phantasievoll und mit etwas Beatboxing vom Hannoveraner Musik-Arrangeur Oliver Gies fesselnd umgesetzte, sehr einfühlsame „Engel“-Version des Neue-Deutsche-Härte-Songs von „Rammstein“, gefolgt von einem ABBA-Medley aus Spitzners Feder, mit dem sich Sarah Worae mit ihrer charakterstarken, frech-befreiten, kantigen und dadurch besonders reizvollen Stimme präsentieren konnte.

Die gute Stimmung, die die SchwetSingers auf der Bühne verbreiteten, schlug von Anfang an aufs Publikum über, das den Sängerinnen und Sängern immer wieder begeistert applaudierte. © Dorothea Lenhardt

Dann der Ausflug ins Musical „Grease“, mit dessen „Summer Nights“ in der wohl bekanntesten Version von John Travolta und Olivia Newton-John aus dem gleichnamigen Film vor allem Marie Baumann als ganz herausragende Sängerin mit einem kristallenen, zart-natürlichen Timbre mit großem Liebreiz, aber auch gehöriger Power empfahl. Und nicht zuletzt eine beeindruckende Interpretation des Gloria-Gaynor-Hits „I will survive“ von Santina Rudolph, der hier ihre imponierende Durchzugskraft und ihre Stärke vor allem in den Höhen zupass kamen und die Zuhörer in einen wahren Freudentaumel versetzten.

Shirley Basseys „Big Spender“ löst im Saal einen ekstatischen Begeisterungssturm aus

Ähnliche Gefühlsausbrüche gab es im Publikum für den Jugendchor mit seinem wilden „Wannabe“-Cover: Die Youngsters verwandelten den „Spice Girls“-Debüt-Titel in einen exzessiven Musikrausch. Und das nach einer Atempause mit – völlig zu Recht - gebanntem Lauschen, als nach der Pause Svea Schmidt und Sophie Dalkidou im Duett mit „You‘re the Voice“, mit dem der Australier John Farnham 1986 die Charts stürmte, für Gänsehautfeeling sorgten. Fraglos musikalisches wie choreografisches Highlight der an Glanzpunkten reichen Musical-Inszenierung eine Szene im „Etablissement“ „Rote Mühle“: Kristin Heim konnte als „Seidige Susi“ mit dem eigentlich für das Musical „Sweet Charity“ geschriebenen, dann aber zum Erkennungslied von Shirley Bassey avancierten „Big Spender“ den Saal in einen ekstatischen Begeisterungssturm versetzen.

Das nicht nur mit der frivol-frechen Tanzeinlage des siebenköpfigen, im Stil der „Golden Twenties“ gekleideten Ensembles, sondern vor allem mit einer gleichzeitig reizvollen wie verführerischen, grundfesten und ausdrucksstarken Stimme, die verzaubert und dennoch im kraftvollen Glanz wahrer Größe funkelt – atemberaubend schön. Ein neues, großartiges Kapitel in der Chronik der SchwetSingers, das manchen Zuhörer, in Erinnerung die Hits vor sich hinsummend, durch die nächsten Wochen begleiten dürfte.

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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