Schwetzingen. Wie diese Woche auf der Facebook-Seite des „Walzwerks“ und am Freitag in dieser Zeitung zu lesen war, schließt das Café am südlichen Schlossplatz in Schwetzingen kurzfristig, eröffnet aber auf der anderen, der nördlichen Seite des Schlossplatzes wieder neu in den Räumlichkeiten des ehemaligen Restaurants „Diverso“. Das Hotel „Zum Erbprinzen“ schließt komplett.
Unsere Zeitung traf Ali Ghawami, der als Geschäftsführer bei der für den Betrieb des „Walzwerks“ mit dem „kreativen Kopf“ Marcus Walz gegründeten Dabbeljuutschie Gastro GmbH für das operative Geschäft zuständig ist.
Zehn Jahre auf dem Schwetzinger Schlossplatz
Der letzte Tag des alten „Walzwerks“ wird der 13. August sein, also nächste Woche Sonntag. „Dann werden spätestens ab 21 Uhr alle Fässer leer getrunken“, meint Ali Ghawami mit einem Augenzwinkern. Dann kämen alle aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter vorbei, um ein letztes Mal gemeinsam die vergangenen zehn Jahre am südlichen Schlossplatz Revue passieren zu lassen. Rund 60 gebe es, davon sind zwölf Mitarbeitende fest angestellt in Voll- oder Teilzeit.
Schon seit Tagen brodelte die Gerüchteküche in Schwetzingen. Dann wurde es Gewissheit. Das beliebte Lokal schließt, auch wenn es durch den Umzug in neue Räume erhalten bleibt. Doch was sind die Hintergründe? Es sei von Anfang an keine leichte Beziehung zu den Verpächtern gewesen, was sich im Laufe der Zeit zugespitzt habe, so Ghawami. Streitpunkt: die Kosten für notwendige Renovierungen und Reparaturen.
Rückblende: 2013 hatten die beiden Freunde Ali Ghawami und Marcus Walz ihr besonderes Konzept in der Karlsruher Straße 1 umgesetzt. „Wir dachten an etwas in der Art des berühmten Hard Rock Cafés“, so der Vollblutgastronom. Vier Wochen Zeit hätten sie sich selbst Zeit gegeben, das ehemalige „Café Journal“ umzugestalten – mit Erfolg. Zuvor seien sie am heutigen Restaurant „Aposto“ dran gewesen, um es zu pachten. Doch die große Fensterfront des damaligen „Café Journal“ habe sie vom heutigen Objekt überzeugt.
Ali Ghawami ist mit dem Schlossplatz seit drei Jahrzehnten verbunden, wie kaum jemand. „Anfang der 1990er Jahre war ich Student und jobbte als Barkeeper im Kaffeehaus, als es noch kaum etwas hier am Platz gab.“ Danach habe er den „Grünen Baum“ betrieben, den er später habe übernehmen wollen. Aber ein anderer Investor habe ihn durch größere finanzielle Mittel ausgestochen. „Beim Kauf des Gebäudes hätten wir im Obergeschoss eventuell ein Youth Hostel eröffnet“, meint er und und ergänzt lächelnd: „Wegen der geringeren Lärmempfindlichkeit.“ Heute befinden sich im Obergeschoss die Redaktion dieser Zeitung und ein Steuerberater.
Nun seien die Freunde und Geschäftspartner froh, mit der ehemaligen Weinbar „Diverso“ und der frühere Eisdiele „Amami“ am Schlossplatz bleiben zu können. „Schon beim ersten Betreten vor ein paar Wochen habe ich mich sofort wohl gefühlt und gedacht ‚Gott, wie schön‘“, erzählt Ghawami. Nur halb so viele Gäste wie bisher fassen Innen- und Außenraum. „Kleiner und feiner. Aber vielleicht können wir mit der Stadt reden, dass wir mehr Fläche vor dem Palais Rabagliatti bekommen. Das wäre großartig.“
Gespräche mit dem Pächter in München ohne Erfolg
Eine Reise nach München zu den aktuellen Verpächtern sei erfolglos verlaufen. „Allein ins Hotel haben wir von uns aus eine sechsstellige Summe investiert. Denn als Wirt und Hotelier bist du in einer Bringschuld gegenüber deinen Gästen.“ Sicher werde es noch ein rechtliches Nachspiel geben. Wie verfahren die Situation sei, zeige eine Mitteilung des gegnerischen Anwalts. „Bevor wir gehen, sollen wir unseren Schriftzug entfernen und am besten noch die ganze Fassade erneuern.“
Was mit dem jetzigen „Walzwerk“ und dem Hotel, das bei Vollbelegung 48 Gäste beherbergen kann, passiere, stehe in den Sternen. „Nachfolger gibt es wohl keinen, sonst hätte der sich schon bei mir gemeldet.“ Das Hotel sei jedoch bis Ende Oktober ausgebucht. „Vor ein paar Tagen kam die Mitteilung aus München, dass wir alle Reservierungen stornieren sollen.“ Gerüchte, was nun damit passiere, gebe es allerdings: „Die Rede ist von edlem Seniorenwohnen im Hotel und dem ‚Walzwerk‘ als Speisesaal.“
Mit dem „Walzwerk“ habe Ghawami Höhen und Tiefen erlebt und die Pachten seien am Schlossplatz extrem hoch. „Aber wenn Gastro in Schwetzingen, dann am Schlossplatz“, betont er zuversichtlich. Im April habe er sich erschrocken, als er die neue Preisliste seines Getränkelieferanten sah: „Selters hoch um 30 Prozent, Bier um 20, Orangina sogar um 40.“ Aber bisher habe er die Getränkepreise gehalten. „Ich glaube an ein gutes Miteinander. Die Preise müssen für Kunden bezahlbar bleiben. Und ich glaube an gute Konzepte. Das ‚Walzwerk‘ ist noch kein Kult, aber wir haben uns einen guten Ruf erarbeitet.“
Oberbürgermeister Dr. René Pöltl war trotz Urlaub zu einem Statement bereit: „Ich freue mich sehr für Schwetzingen, dass das Lokal am Schlossplatz bleibt.“ Anträge für eine Umwandlung in eine Seniorenwohnanlage seien ihm jedoch nicht bekannt.“
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