Rechtsstreit - Besitzer eines Sportzentrums und Landratsamt weiter uneins über Millionenschaden nach Flüchtlingsunterbringung / Öffentliche Besichtigungen geplant

Schwetzinger Bürger unterstützen Racketclub

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Benjamin Jungbluth
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Der Boden der Badmintonhalle ist verschimmelt und verdreckt. © Benjamin Jungbluth

Schwetzingen. Im Fall des nach seiner Nutzung als Flüchtlingsunterkunft massiv beschädigten Sportzentrums in Schwetzingen sind die Fronten weiter verhärtet. Inzwischen solidarisieren sich aber viele Bürger öffentlich mit dem Eigentümer. Matthias Vogel, der den „Mavo Racketclub“ für Badminton und Squash seit 1999 betreibt, streitet mit dem Rhein-Neckar-Kreis seit Monaten über die Folgen der Notunterbringung Ende 2015. Bei zwei Prozessen am Landgericht Mannheim geht es auch um die Frage, ob der Kreis damals tatsächlich einen polizeilichen Notstand ausgerufen hat und mit einer Beschlagnahmung drohte, was das Landratsamt bestreitet.

Nach der Berichterstattung dieser Zeitung im Februar nahmen auch andere Medien das Thema auf, der Südwestrundfunk (SWR) strahlte jüngst landesweit einen Fernsehbeitrag aus. Und zahlreiche Bürger um die ehemalige Schwetzinger Stadträtin Raquel Rempp organisieren sich inzwischen in einem Freundeskreis, um Öffentlichkeit und Politik über den Fall zu informieren.

Rempp saß für die Freien Wähler im Stadtparlament und ist seit Jahren in der Flüchtlingshilfe aktiv – gerade deshalb sehe sie in dem Fall einen Skandal, erklärt sie. „Der Racketclub ist durch die maßlos überdimensionierte Nutzung als Wohnstätte völlig zerstört worden: 250 Menschen mussten monatelang in einer Sporthalle leben, die nur ein paar kleine Fenster und einen weichen Textil-Sportboden hat“, sagt Raquel Rempp.

Für den Freundeskreis ist die Sache deshalb klar: Es dürfe nicht um juristische Details gehen, sondern es müsse eine bürgernahe, politische Lösung geben. Die Mitglieder haben deshalb zahlreiche Verantwortliche auf Landes- und Bundesebene kontaktiert. Bald wollen sie öffentliche Besichtigungen des Rackteclubs organisieren, um die Schäden zu zeigen. Diese werden auf mindestens 1,4 Millionen Euro geschätzt: Durch Kondenswasser bildete sich großflächig Schimmel, weite Teile der Anlage wurden durch Vandalismus der Bewohner beschädigt.

Der Kreis sieht sich jedoch nicht in der Verantwortung und spricht von normalen Abnutzungen, die „im Wesentlichen dem Nutzungszweck“ entsprechen würden, wie ein Sprecher dieser Zeitung im Februar sagte. Aktuell wollte sich das Landratsamt nicht zu einer möglichen Einigung äußern. „Inhaltlich hat sich seit Ihrer letzten Anfrage nichts geändert“, so eine Sprecherin.

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Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

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