Schwetzingen. Während der „heißen“ Pandemiephase wurde die Bläser-Matinee der Musikschule auch schon mal auf dem Schlossplatz ausgetragen, aber im Franz-Danzi-Saal musste man gut eineinhalb Jahre auf die beliebte Schüleraufführung verzichten. Doch am Sonntag fand sie wieder bei freiem Eintritt statt. Wenn auch die Masken aufblieben, die Bühne durch einen transparenten, teils ziemlich spiegelnden Vorhang abgegrenzt vom Zuschauerraum worden war und mit gerade mal 54 Plätzen weniger als die Hälfte der normalen zur Verfügung standen, so tat dies der Begeisterung keinen Abbruch und es wurde kräftig applaudiert, am Ende auch rhythmisch mit geklatscht und gelacht.
Es war ein sattes, volles und buntes Programm mit Werken von Mozart, Villoldo, Concone, Doppler und Beethoven und anderen, die auf Oboe, Englischhorn, Querflöte, Fagott, Blockflöte, Posaune, Tuba und vielen anderen Blasinstrumenten von Schülerinnen, Schülern und Lehrkräften gespielt wurden. Im Publikum saßen natürlich unausweichlich sichtbar stolze Mamas und Papas mit im passenden Moment gezückten Handys – verständlich, hatte der Nachwuchs in letzter Zeit wenig Gelegenheit zum Auftreten. Galten neben allgemeinen Einschränkungen doch Blasinstrumente hinsichtlich Aerosolverbreitung als, diplomatisch ausgedrückt, leicht problematisch. Sicher erinnern sich alle Freunde der Blasmusik an die langen Diskussionen und Unsicherheiten, die Proben verhinderten. Zum Glück erscheint dies gefühlt immer weiter entfernt.
Punkt 11 Uhr betrat der stellvertretende Musikschulleiter Philipp Wolfart gut gelaunt die Bühne und begrüßte die Anwesenden. Er fasste sich kurz, aber humorvoll: „Ich heiße Sie herzlich zu unserer Bläser-Matinee willkommen. Wie sie sehen, bin ich nicht Roland Merkel (Bem.: der Schulleiter), sondern Philipp Wolfart. Nach gut eineinhalb Jahren endlich wieder im Danzi-Saal, aber mit Abstand, darum sind es auch nur 54 Sitze anstatt 130. Hoffentlich geht es weiter. Viel Vergnügen.“
Klassischer Beginn
Danach begann es klassisch mit einem Divertimento von Mozart, interpretiert vom Doppelrohrblattensemble unter der Leitung von Barbara Obert mit Oboe, jeder Menge Klarinetten, Englischfagott und Fagott. Das 16-köpfige Ensemble trug mit dem „Bananenträger-Song“ danach auch etwas Launiges vor. Die Zuschauer durften sich an „El choclo“ von A. Villoldo erfreuen, gespielt von Kenno Recker und Miriam Kampmann an der Oboe und Lehrerin Barbara Obert am Englischhorn.
Erstaunlich virtuos wusste im Anschluss Eliseo Krämer de Carrasco di Blockflöte beim Concerto Nr. 2 in C-Dur von J. Baston einzusetzen. Ein Instrument, das absolut zu Unrecht in der breiten Bevölkerung allzu oft unterschätzt wird. Zum Dahinschmelzen – die kleine Livia Förster bei ihrem ersten Auftritt, die ebenfalls auf der Blockflöte aufgeregt, aber schon wie „eine Große“, den US-Folksong Tom Dooley spielte, begleitet und ermutigt von Dozentin Ulrike Wettach-Weidemeier am Klavier.
Auch wenn alle Schüler gut waren, würde es doch den Rahmen dieses Artikels sprengen, alle zu nennen, denn immerhin handelte es sich um gut 14 Programmpunkte. Darum sei an dieser Stelle nur eine weitere Auswahl genannt.
Kooperation mit Eppelheim
Perfekt gekleidet präsentierte sich der siebenjährige Pius Werne am Horn und spielte mit viel Leidenschaft Concone Studies for Horn von G. Concone. Das Familientrio Lilja Nafe, Lineau Nafe und Claudia Löser-Nafe, allesamt an der Querflöte, spielte die Sonate in d-Moll von J.B. de Boismoitier. Auch eine Premiere gab es, denn aufgrund einer Kooperation mit Eppelheim kamen ebenfalls Schüler vorn dort. Sie traten zum ersten Mal auf, hatten bis jetzt aber nur ein Jahr Unterricht – und das online. Jan Hillger und Jace Menrad an der Posaune und Aleyna Selek an der Trompete bewiesen live, dass sie auch allein daheim fleißig geübt hatten.
Kult-Posaunenlehrer Alois Willing, großartiger Virtuose und nicht nur optisch Nonkonformist, kam plötzlich mit einem großen Schlafkissen auf die Bühne. Doch schnell war das Geheimnis gelüftet, denn Yohann Klinger trat mit Schlafmütze auf die Bühne, spielte die ersten Noten von Bruder Jakob (schläfst du noch?) und legte sich zur Freude des Publikums dann schlafen. Doch schnell wurde er von seinem Bruder Henrik und Annika van der Borght und Max Stadler an der Posaune geweckt, um sich zur Freude des Publikums wieder hinzulegen. Die Idee dazu stammte von den jungen Musikern selbst.
Am Ende wartete natürlich das obligatorische Musik-Comedy-Schmankerl auf die Zuschauer. Three and a half Trombones rund um Leiter Alois Willing mit Jannik Siegler, Felix Dimirijevic, Lasse Kuhn, Nikolai Hoffmann und Nik Keller, alle an der Posaune und Nik auch mit Gesang. Gemeinsam interpretierten sie mit sichtbarer Freude, Headbanging und gewollten fast Zusammenstößen von Instrumenten „The Show must go on“ von Queen, „For Whom the Bell tolls“ von Metallica (!) und „Freaks“ von DJ und Trompeter T. Trumpet.
Alois Willing bedankte sich beim Publikum und teilte mit: „Uns kann man auch mieten, wir hätten zufällig und vielleicht noch einen Termin frei“, worauf sich Philipp Wolfart einklinkte: „Sie sind ein tolles Publikum, sie haben toll mitgeklatscht. Wir werden auch Sie gerne wieder buchen.“
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