Im vergangenen Jahr habe man den Termin, so Bürgermeister Matthias Steffan, wegen Corona abgesagt. Keine leichte Entscheidung. Doch dieses Jahr sollte dieser Tag auf dem Friedhof, wenn auch in deutlich kleinerem Rahmen, wieder begangen werden. Dafür, so Steffan, sei der Volkstrauertag einfach zu wichtig. „Die Toten mahnen uns zur Aufmerksamkeit für die Zukunft.“ Und so war er sichtlich froh, diesen Sonntag des Erinnerns an die Opfer von Krieg und Gewalt wieder ins öffentliche Bewusstsein rufen zu können.
Auch der Diakon der katholischen Kirchengemeinde, Bernhard Carl, betonte die Bedeutung dieses Tages. Kleiner würde die Schar derer, die das Gedenken kennen. Vergessen und Verdrängen schleiche sich über die Schrecken der Gewalt und deren Opfer ein. Ein Weg, so der Diakon, der kein guter sei. Denn das Wissen dieser Dinge und auch über die Wege zu Gewalt und Krieg seien zentrale Bausteine für eine friedliche und freundliche Zivilisation. Und den Mächtigen rief der Kirchenmann zu, dass kein Brandstifter oder Gewaltherrscher je geblieben sei: „Alle Menschen haben den gleichen Eingang in die Welt und auch alle gehen durch den Tod als Ausgang aus der Welt.“ Dabei würden die Geringsten Nachsicht und Erbarmen erfahren. Aber über die vermeintlich Großen werde streng und mit Macht gerichtet. Dem Christen sei Ehrfurcht vor der Würde jedes Menschen geboten. Die Millionen von Toten und Geschundenen ließen keinen anderen Schluss zu. Eine Sicht, die der Bürgermeister teilte. Ein stiller Tag, der aber Einkehr und Umkehr bedeuten könne. „Wir dürfen nicht vergessen, was war, um verhindern zu können, das in Zukunft passiert, was passiert ist.“ Worte, die der 18-jährigen Lily Pohl aus dem Herzen sprachen. „Frieden ist nicht selbstverständlich, er muss immer wieder errungen werden.“ Es sei einfach, Menschen zu Feinden zu machen, nur würde das am Ende allen schaden.
Auch Gerda Schilling, 86 Jahre alt und die frühere Vorsitzende des Sozialverbandes Deutschland, ließ keinen Zweifel daran, dass die Mahnungen der Toten für eine gelingende Gesellschaft gehört werden müssten. Der Volkstrauertag erinnere die Menschen an diese Achtsamkeitsbotschaft des Nie-wieder. Jede Generation müsse den Weg des Friedens neu beschreiten und der Spiegel, den die Toten hierfür hochhielten, sei ein guter Wegweiser. Hoffentlich, so Steffan zum Schluss, könne dieser Tag im kommenden Jahr wieder im entsprechenden Rahmen begangen werden: „Es ist wichtig für unsere Zukunft.“
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