Konzert

Schwetzinger Mozartfest: Andächtiger Ernst prägt das Mozartspiel

Das Schwetzinger Mozartfest ist gestartet. Am ersten Wochenende gastierte unter anderem die Südwestdeutsche Kammerphilharmonie Pforzheim mit Pianist Oliver Schnyder. Wie unser Kritiker diesen Auftritt bewertete, lesen Sie hier.

Von 
Uwe Rauschelbach
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Die Südwestdeutsche Kammerphilharmonie unter der Leitung von Douglas Bostock tritt beim Mozartfest im Rokokotheater mit Oliver Schnyder am Flügel auf. © Lenhardt

Schwetzingen. Mozart hat beim Konzert mit der Südwestdeutschen Kammerphilharmonie Pforzheim etliche Fürsprecher. Schuberts B-Dur-Sinfonie, die Dirigent Douglas Bostock aufs Programm gesetzt hat, ist nicht nur in der gleichen Tonart geschrieben wie Mozarts letztes Klavierkonzert, das an diesem Abend aufgeführt wird. Es ist auch ganz im Geiste Mozarts verfasst. Obendrein ist Solist Oliver Schnyder ein Mozart-Interpret, der sich dem Komponisten in tiefer Hingebung widmet.

Gute Voraussetzungen also im Schwetzinger Rokokotheater, wo das Mozartfest am Auftaktwochenende allerdings viele leere Reihen zu vergegenwärtigen hat. Auch trübt der Konzertflügel, der gleich von Beginn an mitten auf der Bühne steht, den Sichtkontakt zum Orchester, das mit Gustav Holsts „St. Paul’s Suite“ beginnt. In der stumpfen Akustik des schmucken Theatersaals hat es der Klang schwer, Brillanz und Präsenz zu entwickeln.

Immerhin ist Holsts Suite ein heiteres, tänzerisches Stück, das die Streicher des Pforzheimer Kammerorchesters in raschen Tempi und wirbelnden Bewegungen in Szene setzen. Melodiösität und Rhythmik verraten ihre volkstümliche Wurzeln, und so stimmt dieses kurze, von Douglas Bostock im Sitzen dirigierte Werk doch sehr einladend auf dieses Konzert ein.

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Von
Marcus Oehler
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Kammermusikalische Noblesse lässt das Ensemble, nun durch Bläser verstärkt, auch in Mozarts Klavierkonzert KV 595 walten. Der zart-herbe Orchesterklang räumt dem Flügel einen großen Raum ein. Doch Oliver Schnyder lotet ihn behutsam, beinahe vorsichtig aus. Sein Mozartspiel ist von andächtigem Ernst geprägt.

Der zurückhaltende Pedaleinsatz würdigt die Transparenz und Kantabilität dieser Musik, die sparsam eingesetzte Anschlagsvariabilität dokumentiert: Hier wird Mozart nicht durch die romantische Brille betrachtet. Dies geht freilich auf Kosten von Leichtigkeit, Witz und Galanterie. Zudem kommt es im ersten Satz einige Takte lang zu harmonischen Unstimmigkeiten zwischen Pianist und Orchester.

Frühlingshafte Aufbruchstimmung

Über dem Binnensatz liegt melancholische Schwere, er strahlt meditative Innigkeit aus. Auch im Rondo verkneift sich Oliver Schnyder jede Grandezza, er leistet sich auch in den beiden Solokadenzen keine Extravaganzen und bevorzugt das unverschnörkelte, geradlinige Spiel, das aus dem Umstand, es mit Mozarts letztem Klavierkonzert zu tun zu haben, kein großes Ereignis macht.

Frank Martins spätromantische Melancholie wird in seiner „Pavane couleur du temps“ von den Streichern des Pforzheimer Ensembles nach der Pause gefühlvoll ausgespielt. Herbstliche Melancholie breitet sich im Schwetzinger Rokokotheater aus, doch bewahrt sie in der empfindsamen Wiedergabe durch das Kammerorchester auch ihre Flüchtigkeit, die aufkommende Tristesse mildert.

Schließlich versprüht auch Schuberts frühe (fünfte) Symphonie frühlingshafte Aufbruchstimmung. Von den Streichern mit straffem Schwung gespielt, kommen Hörner, Flöte, Oboen und Fagotte wunderbar zur Geltung. Gerade in den letzten beiden Sätzen zeigt der energische Zugriff durch das Orchester Wirkung und gewinnt das Stück durch pointierte Akzentuierungen an Raffinesse. Besonders beherzt gehen die beiden ersten Geiger zu Werke, was sich offenbar ansteckend auswirkt, und mit sanguinischem Übermut treibt das Konzert auf ein glückliches Finale zu.

Das Menuett aus Joseph Haydns 53. Symphonie lässt sich hernach als Zugabe vernehmen, die unter dieses kammermusikalische Ereignis einen freundlichen Schlusspunkt setzt.

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