Da ist was los: In der Aula der Hirschacker-Grundschule ist es bunt und die Kinder sind aufgeregt. Am Freitagmorgen ist schließlich eine echte Vernissage angesagt: Das Projekt „Schöpfung“ findet damit seinen Abschluss. Schüler aus der vierten Klasse haben daran teilgenommen. Geplant hatte es noch Professor Josef Walch, der Speyerer Künstler und Gemeinderat, der ja leider viel zu früh verstorben ist. Bei seiner Trauerfeier wurde für das Projekt gesammelt, jetzt wurde es in memoriam vollendet. Seine Witwe Wildtraut Walch war selbst vor Ort. Die Grundidee Walchs wurde beibehalten und während des Prozesses von Jessen Oestergaard, dem Leiter der Künstlerinitiative KIS, begleitet und angepasst.
Die Kinder drapierten ihre Kunstwerke in der gesamten Aula der Schule zum Bestaunen. Die Bilder waren jeweils in zwei Schritte aufgeteilt. Zuerst sollten die kleinen Künstler Gesichter aus Alltagsgegenständen erschaffen, die dann abfotografiert wurden. Von Zyklopen bis hin zu Alltagsgesichtern wurden die Schüler kreativ. Der andere Teil bestand dann aus einer erweiterten Fotografie. Die Kinder durften mit einer Kamera unter Langzeitbelichtung Fotos schießen und auf die ausgedruckte Version malen.
Manche gestalteten die Bilder weiter, verfeinerten sie sozusagen. Andere malten einfach etwas dazu. Bilder mit Langzeitbelichtung ermöglichen es, die Dauer eines aufgenommenen Momentes exakt zu definieren. Es werden Bewegungsabläufe innerhalb einiger Sekunden eingefangen, in denen die Schüler mit viel Spaß tolle Ergebnisse erzielen konnten. Manche drehten sich, andere sprangen in der Luft oder verfolgten eine Lichtspur.
Kunstwerke und Gesang vereint
Zur Eröffnung der Vernissage stimmte Steffen Groß, evangelischer Pfarrer und Religionslehrer an der Grundschule, als Initiator des Projektes mit den Schülern ein Lied an. Nach einer kurzen Einleitung meinte Groß: „Es ist wichtig, wie die Bilder entstanden sind, nicht was drauf zu sehen ist“. Er nannte den Hintergrund des zweitägigen Projektes: „So wie Gott ein Schöpfer ist, werden die hier nun Kinder zu Schöpfern.“ Danach sangen die Schüler weiter ihr Lied: „Alles muss klein beginnen.“
Elisa und Nils schilderten daraufhin den Entstehungsprozess ihrer Bilder. In seiner Ansprache bedankte der bekannte Fotograf Jessen Oestergaard sich bei allen Beteiligten. „Kunst ist Freiheit“, gab er den Kindern mit auf den Weg. Dann ging’s auf den Rundgang durch die zur Galerie gewordenen Aula. Die jungen Künstler stellten sich zu ihren Gemälden und die Schüler der anderen Klassen durften sich die Werke anschauen und Fragen stellen. Es wurde gestaunt und geredet, den jüngeren Kindern gefielen die Bilder.
Der neun jährige Luis stand beispielsweise vor seinem minimalistisch gehaltenen Kunstwerk. „Die Schlittschuhspuren“ heißt es und er erklärte, dass er mit Lichtern eine solche Spur veranschaulichen wollte. Mit den Farben Schwarz und Weiß vervollständigte er kreativ sein Foto. Durch ein sehr buntes Bild beeindruckte auch die neunjährige Mila. Für ihr Foto stellte sie sich unter einen Baum und drehte sich. Somit entstand ein Bild – beinahe wie ein silberner Wirrwarr. Mit bunter Farbe überzog sie das Foto dann wie bei einem Regenbogen.
Irgendwann ist auch die schönste Kunstaktion zu Ende: Mit dem Abschlusslied „Vergiss es nie“ kehrten dann die Schüler zurück in ihren Unterricht. „Die Kinder haben den Prozess vollkommen angenommen“, freut sich Steffen Groß anschließend noch über die kleinen Künstler. Das Projekt initiierte er gemeinsam mit der katholischen Gemeindereferentin Isabel Hawranke und der Kursleiterin Gisela Heim. Rückblickend lobte Jessen Oestergard die Kinder in ihrer „absoluten Kreativität“ und ihre Fähigkeit, mit der Kamera etwas völlig Eigenes zu erschaffen.
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