Voller Hof bei Familie Renkert im Allmendsand: Zum vierten Mal waren Ulli und Annette Renkert am Samstagnachmittag Gastgeber des offiziellen Spargelanstichs in Schwetzingen. Und zum vierten Mal herrschten bei ihnen frühsommerliche Temperaturen um die 20 Grad Celsius („Renkert’sches Wetter“) während Oberbürgermeister Dr. René Pöltl launige Worte zum Auftakt an der Seite von Spargelkönigin Anna I. fand.
Die Sonne wurde zwar kurz vor dem Traditionsanstich für die Fotografen und Fernsehteams von grauen Wolken verdrängt, doch „Petrus muss ein Spargelbauer gewesen sein“, befand CDU-Stadtrat Markus Bürger, nachdem es trocken blieb. Der evangelische Pfarrer Steffen Groß verwies bei Wetterfragen an den katholischen Kollegen, der die Sache (aus der Ferne) im Griff hatte.
Unter den hunderten Besuchern waren viele bekannte Gesichter aus Politik, Wirtschaft, Kirche, Kultur- und Vereinsleben der Stadt sowie Nachbarkommunen auszumachen. Auch befanden sich Vertreter aus Deidesheim darunter, neben Schwetzingen eine der 23 Kommunen im Verbund „Cittaslow Deutschland“, einem Netzwerk lebenswerter Städte, dessen Präsident der Deidesheimer Bürgermeister Manfred Dörr ist.
Zudem folgten Delegationen aus den Partnergemeinden Schrobenhausen und Wachenheim inklusive des wiedergewählten Verbandsbürgermeisters Torsten Bechtel der Einladung. Dieser bewies - wie schon ein paar Mal - ein geschicktes Händchen bei der symbolischen Spargelernte. „Wir stellen ihn sofort ein“, war für Stadträtin (Schwetzinger Freie Wähler) und Spargelbäuerin Elfriede Fackel-Kretz-Keller klar. Dass die Spargelernte, deren Saison offiziell bis 24. Juni dauert, ein Rund-um-die-Uhr-Job ist, wurde dabei deutlich: Während die Feierlichkeiten in vollem Gange waren, verabschiedete sich unter anderem Familie Fackel-Kretz-Keller samt Erntehelfer auf die Äcker.
Überraschungskiste zur Krönung
„Ich koche lieber“, stellte dagegen Sternekoch Robert Rädel nach seiner Spargelerntepremiere fest. Er war der Stargast des Tages und brachte zum Empfang für geladene Gäste ins Palais Hirsch Kreationen mit, die er in seinem Restaurant „Oben“ auf dem Kohlhof in Heidelberg kredenzt. Der weiße Spargel auf Heuasche mit Kefir und Holler oder der Odenwaldsaibling an Buttermilch mit Radieschen zauberte Genießerlächeln in die Gesichter. Regional und raffiniert, so lautet das Credo des gerade zum siebten Mal mit einem Michelin-Stern sowie erstmals mit einem grünen Stern (für Regionalität und Nachhaltigkeit) ausgezeichneten Kochs. „Es hat fantastisch geschmeckt“, schwärmte nicht nur Oberbürgermeister Pöltl nach der Probierrunde.
Und Robert Rädel wiederum lobte Schwetzingen, die tolle Veranstaltung, die herzlichen Menschen und den vorzüglichen Spargel. Er wirkte sichtlich nervös vor dem Anstechen. Das lag möglicherweise auch an den vielen hübschen Hoheiten, die ihm dabei zur Seite standen. Schwetzingens Spargelkönigin Anna (Schuhmacher) hatte ihresgleichen eingeladen und Spargelkönigin Annalena aus Schrobenhausen, die Weinprinzessinnen Jessica aus Wachenheim und Kathi aus Deidesheim waren gekommen.
Dazu gab’s Unterstützung aus der eigenen Stadt: Denn Schwetzingen hat eine neue Spargelprinzessin! Sie heißt Emilia Manzano, ist 19 Jahre jung und geht auf das Bach-Gymnasium in Mannheim. In ihrer schönen beerenfarben Robe stand sie neben ihrem royalblau gekleideten Vorbild (und ihrer „Lehrmeisterin“ für ein Jahr), die ihr zur Krönung nicht nur die Schärpe umlegte.
Anna überreichte Emilia noch eine Kiste mit Nützlichem für eine Prinzessin. Neben Nylonstrümpfen („die gehen gerne mal kaputt“) und einer Flasche Cola („für den Kreislauf“) lag unter anderem ein Kuli mit Krönchen drin („um Autogrammkarten zu unterschreiben“). Und das mussten alle Königinnen und Prinzessinnen an diesem Tag. So manch junger (und jung gebliebener) Gast wollte dazu noch ein Foto mit den Hoheiten.
Kirchenteam ganz stolz
Emilia tauchte schnell in diese neue Rolle ein, für die sie sogar „göttlichen Beistand“ erhielt: Die ehemalige Spargelqueen Janine (Renkert) wünschte nämlich im Namen der evangelischen Kirchengemeinde alles Gute, dort ist Emilia als Teamerin ein äußerst beliebtes Mitglied. Kein Wunder, dass Emilias Großeltern Hans und Marliese Beuschlein (beide 84), alt eingesessene Schwetzinger Spargelbauern, ihre Eltern Jürgen und Irina sowie Schwester Carla (fast 12) ganz stolz waren.
Oma Marliese verriet noch: „Bei der Krönung von Janine 2016 war ich mit Emilia dort und wir haben ins Gästebuch geschrieben, dass sie einmal Spargelkönigin werden möchte.“ Dieser Traum rückt nun näher. Damit sie das Spargelstechen üben kann, haben Beuschleins, die den Anbau eingestellt haben, in ihren Garten noch einmal Spargelpflanzen gesetzt.
„Mediterrane“ leergefuttert
Dieses Übungsareal hätte vielleicht auch Robert Rädel gerne vorab genutzt. Doch unter Anleitung von Spargelkönigin Anna holte er eine schöne weiße Stange aus dem Sandwall und war sichtlich erleichtert. Der zweite Versuch klappte nicht so ganz, der Schwetzinger Spargel braucht eben noch etwas mehr Wärme. Mit eineinhalb Stangen trat Robert Rädel schließlich stolz die Heimreise an.
Ob er diese am Abend im ausgebuchten „Oben“ servierte, bleibt sein Geheimnis. Bevor der aus der ARD-Sendung „Am Pass - Geschichten aus der Spitzenküche“ (Folge 6; in der Mediathek) bekannte Koch in sein Restaurant zurückkehrte, nahm er noch Süßes von den Landfrauen mit, die an die 40 Kuchen und Torten anboten. Obstsorten wie Rhabarber und Quarkvarianten reichten Anneliese Geiß und Margret Brinkmann mit der Thekentruppe an die Gäste weiter.
Nebenan hielt die mediterrane Kochgesellschaft Gaumenfreuden wie Spargel-Frittata und Spargelsalat mit Saubohnen, Erdbeeren sowie Stracciatella bereit - und war ratzfatz ausverkauft. Auch Metzgermeister Heinrich Back und sein Team mussten Nachschub für die Spargelbratwurst im Brötchen holen.
Jugendchor unterhält bestens
Erlesenes von der Weinhandlung Tischmacher und Hochprozentiges der Firma Futterer schmeckten zu toller Unterhaltung durch den Jugendchor des Sängerbundes unter der Leitung von Elena Spitzner. Der stimmte einen Teil des Spargelliedes aus der Feder von Stefanie Robens an, das schon „Evas Schwestern“ schmetterten. „Wir haben am Donnerstag die erste Strophe gelernt und erst kurz vor dem Auftritt die zweite“, meinte Elena Spitzner. Und es klang fantastisch. Auch „Yesterday“ von den Beatles mit Christian als Solist, „Deine Schuld“ von Ayliva mit Emilia und Lina als Solistinnen oder auch Enyas „Only Time“ - diese Truppe hat’s einfach drauf und ist nicht umsonst für den Chorcontest im Europapark Rust qualifiziert.
Kurzum: Der Spargelanstich war wieder sehr gesellig und gemütlich, so, wie man es von Schwetzingen eben kennt und zu schätzen weiß.
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