Schwetzingen/Mannheim. Sie sollen sich zwischen 2015 und 2017 zum Selbstschutz bewaffnet haben, weil das Quartett den Zusammenbruch der staatlichen Ordnung befürchtet hatte. Außerdem soll einer der vier Männer, der als selbst ernannter Druide Burgos von Buchonia bekannte Karl Burghard B., über soziale Medien den Holocaust geleugnet, über Geflüchtete gehetzt und zum Mord an Juden aufgerufen haben: Am Landgericht Mannheim müssen sich von Freitagmorgen an vier Männer, die von Ermittlungsbehörden der Reichsbürger-Szene zugeordnet werden, unter anderem wegen Verdachts des unerlaubten Erwerbs von Munition verantworten, teilte das Gericht mit.
Neben dem 71 Jahre alten Karl B. sind auch Thiemo B., Klaus D. und Frank E. angeklagt. Die Anklage geht laut Mitteilung des Gerichts davon aus, dass Frank E. Waffen beziehungsweise Teile derer hergestellt und an Karl B. weitergeben habe. Karl B. soll außerdem Munition von Klaus D. bekommen haben, der sie als Sportschütze habe kaufen dürfen. Insgesamt soll Klaus D. eine drei- bis vierstellige Zahl an Patronen besorgt und weitergegeben haben. Karl B. sollte Waffen und Munition zum Teil in seiner im Rhein-Neckar-Kreis gelegenen Wohnung und den Wohnungen seiner beiden Freundinnen aufbewahren und teilweise an Personen, etwa den angeklagten Thiemo B., weiterreichen. Er bot 1000 Patronen auch zwei Männern an, bei denen es sich um verdeckte Ermittler gehandelt habe.
Der prominenteste der vier Angeklagten ist Karl B., der sich Druide Burgos von Buchonia nennt. Der Begriff „Buchonia“ gilt als historische Bezeichnung für die Nord-Rhön, an der Bischofsheim liegt.
Laut Mitteilung soll allen Angeklagten bewusst gewesen sein, dass Karl B., Thiemo B. und Frank E. nicht über die Erlaubnis für den Umgang mit Schusswaffen und Sprengstoffen verfügt haben und dass Klaus D. und Frank E. keine Erlaubnis dafür gehabt haben sollen, Schusswaffen herzustellen und diese samt Munition an andere weiterzugeben.
Der prominenteste der vier Angeklagten ist Karl B., der sich Druide Burgos von Buchonia nennt. Im unterfränkischen Bischofsheim soll er zunächst gelebt und als Geschichtenerzähler Besucher durch die Landschaft geführt haben. Der Begriff „Buchonia“ gilt als historische Bezeichnung für die Nord-Rhön, an der Bischofsheim liegt. Seit etwa zehn Jahren lebt Karl B. in der Region, erst in Brühl, später dann in Schwetzingen.
In Arbeitslosigkeit radikalisiert
2017 wird Karl B. als mutmaßlicher Chef einer rechtsextremen Terrorzelle festgenommen. Eine frühere Lebensgefährtin sagte dieser Redaktion nach der Festnahme, dass sich Karl B. in der Arbeitslosigkeit radikalisiert und so Kontakte geknüpft habe, die Ermittlungsbehörden der Reichsbürger-Szene zuordnen. Karl B. habe sich immer schon für Politik interessiert. „Dann hat er sehr viele Studien betrieben, hat sich sehr intensiv eingelesen und über alles Mögliche tagelang gebrütet“, schilderte seine frühere Lebensgefährtin die Zeit. „Er ist dadurch immer bösartiger geworden, weil er wahrscheinlich dachte, dass das hier nicht richtig läuft.“ Später werden die Vorwürfe fallengelassen.
Nun aber muss sich Karl B. dennoch vor Gericht verantworten, auch weil er mit Postings „eine feindselige Haltung gegen die jeweils in seinen Beiträgen genannten Bevölkerungsteile erzeugen und zu erheblichen rechtswidrigen Taten zu deren Nachteil aufrufen“ wollte, heißt es in der Mitteilung des Gerichts. Auch Thiemo B. stammt aus der Region, lebte lange in Reilingen.
Die Sicherheitsvorkehrungen bei dem Prozess sind hoch, sowohl wegen Corona als auch dem erwartet hohen öffentlichem Interesse Es wurde eine Einlasskontrolle angeordnet, der sich alle Zuhörer und Zeugen unterziehen müssen. Außerdem wird die Durchsuchung durch Abtasten der Kleidung und die Durchsicht mitgeführter Behältnisse mit einem Metalldetektor beim jeweiligen Betreten des Sitzungssaales angeordnet. (mit ras)
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