Nachgefragt bei Patrick Alberti

Selbstbestimmungsgesetz: Freude und Enttäuschung zugleich

Wie sieht Patrick Alberti den Entwurf des Selbstbestimmungsgesetzes? Wir richten drei Fragen an unseren nichtbinären Gesprächspartner aus Schwetzingen.

Von 
Katja Bauroth
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"Love is my human Right" (Liebe ist mein Menschenrecht) steht auf einem Armband. Es dient als Zeichen für Toleranz und Respekt für alle Menschen. © Symbolbild: dpa

Schwetzingen. Das Selbstbestimmungsgesetz soll das Leben für transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nichtbinäre Menschen erleichtern. Mit einer Erklärung sollen sie den Geschlechtseintrag künftig ändern können. Das Bundeskabinett beschloss dazu am 23. August einen entsprechenden Gesetzentwurf. Dieser wird von Betroffenen und Verbänden in Teilen infrage gestellt. In einer Petition wird die Kritik dazu gut zusammengefasst.

Patrick Alberti setzt sich unter anderem im Orga-Team von Dorfpride für Toleranz und Gleichberechtigung ein. © Peter Jaschke

Unser Gesprächsgegenüber für dieses Kurzinterview, Patrick Alberti, ist eine betroffene, nichtbinäre Person. Außerdem ist dey Mitglied des Dorfpride-Orga-Teams, das jährlich in einer Gemeinde im Rhein-Neckar-Kreis für Vielfalt und die Rechte der LGBTTIQ*-Community demonstriert.

Patrick Alberti, sind Sie mit dem Entwurf zum Selbstbestimmungsgesetz der Regierung so zufrieden?

Patrick Alberti: Ich freue mich, dass es endlich kommen soll. Der bisherige Weg über das Transsexuellengesetz war langwierig, entwürdigend und teuer. Aber trotz aller Freude bin ich enttäuscht, dass Paragrafen im Gesetzentwurf gelandet sind, die auf Vorurteilen beruhen und Misstrauen gegen trans, inter und nicht-binäre Menschen schüren (Nach wie vor finden sich im Entwurf Formulierungen, die trans, intergeschlechtlichen und nicht-binären Menschen gegenüber Misstrauen ausdrücken. Statt ihre Lebensrealitäten zu berücksichtigen, wird weiter Vorurteilen Raum gegeben. Anm. d. Red.). Ich hoffe, dass hier nachgebessert wird.

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Glauben Sie, dass ein solches Gesetz – etwas von der Politik auf dem Papier gesteuertes –grundsätzlich zu mehr Toleranz in der Gesellschaft?

Patrick Alberti: Es geht hier um eine Gruppe, die zurzeit enorm viel Hass in den sozialen Medien und in der Öffentlichkeit erfährt. Ihre Rechte und ihren Schutz zu stärken, ist darum wichtig. Gesetze können dazu beitragen, Ausgrenzung zu verringern. Der Entwurf gibt aber auch vorurteilgeleiteten Bedenken Raum, die in rechten Diskursen und transfeindlichen Gruppen geäußert werden. Fachverbände, vor allem Frauenverbände, hatten davor gewarnt und nun fürchten sie, dass das Gesetz Vorbehalte verstärkt.

Was müsste Ihrer Ansicht nach ein weiterer, starker Schritt zu mehr Toleranz und Akzeptanz sein?

Patrick Alberti: Ich wünsche mir Support für die queere Community. Queere Menschen müssen sichtbarer werden und selbst zu Wort kommen. Die Medien, Politik und Verwaltung haben hier eine große Verantwortung. Sie müssen, Vorurteile ausräumen und zeigen, dass queere Menschen ganz selbstverständlich zu unserer Gesellschaft gehören.

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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