Schwetzingen. Sterben gehört zum Leben dazu. Wenn dieser Abschnitt eintritt, möchten Betroffene nicht unbedingt allein sein. Angehörige und Freunde fühlen sich durchaus mit damit einhergehenden Situationen emotional überfordert. Gut, dass es in Schwetzingen und Umgebung die Hospizgemeinschaft gibt. Und sie bildet regelmäßig Ehrenamtliche aus, die sich zutrauen, Menschen würdig auf ihrem letzten Weg im irdischen Dasein zu begleiten.
Wir haben mit Tatjana Hartmann-Odemer gesprochen. Sie ist Mitglied des Leitungsteams der Hospizgemeinschaft und Dozentin von Kursen, in denen Menschen ausgebildet werden, Mitmenschen beim Sterben zu begleiten. Neue Kurse hierzu stehen an und Tatjana Hartmann-Odemer verdeutlich im Interview, warum eine Teilnahme und ein ehrenamtliches Engagement auf dieser Ebene auch für einen persönlich erfüllend sein kann.
Frau Hartmann-Odemer, aktuell hat die Hospizgemeinschaft Schwetzingen einen Kurs zur Ausbildung von ehrenamtlichen Hospizbetreuenenden abgeschlossen. Wie zufrieden sind Sie mit dem Interesse, wie viele Menschen besuchen diese Ausbildung?
Tatjana Hartmann-Odemer: Ja, der Kurs ist abgeschlossen, die Teilnehmenden haben alle ein Praktikum absolviert, dass die Brücke zwischen Theorie und Praxis schlägt. Wir freuen uns nun sehr darauf, die neuen Ehrenamtlichen am 12. Oktober in unserem Kreise offiziell begrüßen zu dürfen. Wir halten diese Kurse bewusst in einem kleinen Rahmen, da es intensiven Austausch zu den Themen geben soll. Der jetzt abgeschlossene Kurs umfasste neun Teilnehmende, unsere Grenze für die Kurse liegt bei 14 Personen.
Wie muss ich mir so eine Weiterbildung vorstellen?
Hartmann-Odemer: Die Weiterbildung beginnt immer mit dem sogenannten „Einführungskurs“, nach dem sich alle überlegen können, ob sie sich vorstellen können, den Kurs komplett zu besuchen und ehrenamtlich für uns tätig zu werden. Auch in diesem Jahr haben sich erfreulicherweise alle entschieden, die Weiterbildung zu beenden.
Warum sind ehrenamtliche Hospizbetreuende so wichtig?
Hartmann-Odemer: Wir möchten Menschen auf ihrem letzten Lebensweg begleiten. Ob sie sich für ein Sterben zu Hause oder in einer Einrichtung entschieden haben, spielt dabei keine Rolle. Es ist uns wichtig, dass dieses Angebot von allen Menschen genutzt werden kann. Viele Familien erleben eine große zeitliche und emotionale Belastung in dieser Phase und beides können wir durch das ehrenamtliche Engagement abfedern. Wir stehen nicht nur den Sterbenden zur Verfügung, sondern auch deren Zugehörigen. Manchmal gibt es Dinge, die man nicht in der eigenen Familie ansprechen kann. Aus welchen Gründen auch immer. Dann sind wir da. Oder ein Angehöriger möchte gerne weiterhin seine Sportgruppe aufsuchen und benötigt für diese Zeit eine vertrauensvolle Person, die bei dem zu betreuenden Menschen bleibt. Auch das machen wir möglich. Wir möchten gerne ein breites Spektrum an Ehrenamtlichen den Menschen zur Verfügung stellen. Eine medizinische Grundausbildung ist nicht erforderlich, da wir nicht pflegerisch tätig werden, sondern auf der psychosozialen Ebene die Begleitung machen. Wir benötigen Ehrenamtliche in allen Altersklassen. Ich werde oft gefragt, ob das ein Ehrenamt für die Zeit ist, in der man in Rente geht. Durchaus kann man das Ehrenamt in dieser Zeit weiterführen. Man muss aber nicht so lange warten, bis man in Rente geht. Auch berufstätige Menschen können dieses Ehrenamt gut bekleiden. Die einzige Altersgrenze, die wir haben, ist die Volljährigkeit.
Was genau ist eigentlich die Aufgabe der Hospizbegleitenden?
Hartmann-Odemer: Vorweg möchte ich hier gerne eines erwähnen: Unsere Aufgabe ist nicht die Pflege der Menschen. Das wird gerne einmal verwechselt. Wir sind auch kein SAPV-Team (Spezialisierte Ambulante Palliative Versorgung). Wir verstehen uns als ein Mosaikstein im Netzwerk der Versorgung von sterbenden Menschen. Unsere Aufgaben reichen von der Betreuung der Menschen in Abwesenheit der pflegenden Angehörigen bis hin zu Gesprächen mit den Sterbenden und Zugehörigen. Wir sind im häuslichen Bereich und in Pflegeeinrichtungen tätig. Die Aufgaben werden im Einzelfall mit den Menschen besprochen, die wir begleiten. Sofern es möglich ist, machen wir Spaziergänge, lesen vor, spielen oder halten einfach gemeinsam die Stille aus.
Wie werden diese Betreuenden eingesetzt und wie genau muss man sich einen Einsatz vorstellen?
Hartmann-Odemer: Der erste Kontakt läuft immer über unsere Koordinatorin, die dann auch ein erstes Gespräch vor Ort führt und klärt, welcher Bedarf vorhanden ist. Meist hat diese dann auch schon direkt eine Idee, welche oder welcher Ehrenamtliche gut zu der Person passen würde, die sich die Begleitung wünscht. Und dann kommt es zu einem ersten Kennenlernen des Ehrenamtlichen und der Person, die begleitet werden soll. Beide können dann für sich in Erfahrung bringen, ob sie sich eine Begleitung gut vorstellen können. Klären dann noch einmal konkreter die Anliegen und Wünsche aufseiten des Sterbenden oder seiner Familie. Auch der Turnus der Termine wird festgelegt. In der Regel ist das etwas, was sich im Laufe einer Begleitung immer wieder verändert, weil sich auch der gesundheitliche Zustand verändert und damit der Bedarf. In der Regel startet man mit wöchentlichen Terminen für zirka eineinhalb Stunden. Die Ehrenamtlichen gehen in den Termin mit „leeren Händen“. Das bedeutet, in jedem Kontakt wird festgestellt, was an dem Tag gerade notwendig ist. Darauf reagieren die Ehrenamtlichen spontan. Es ist gar nicht möglich, mit einem festen Plan in den Termin zu gehen. Das empfinden die Ehrenamtlichen im Übrigen als sehr entlastend. Interessanterweise ist das jedoch vor der Weiterbildung ihre größte Sorge, nicht zu wissen, was in einem Termin auf sie zu kommt. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass unsere Ehrenamtlichen selber immer sehr viel Positives aus den Begleitungen für sich selber und ihr Leben mitnehmen. Es ist eine bereichernde Erfahrung.
Welche nächsten Schritte unternimmt die Hospizgemeinschaft, um weitere Betreuende zu finden?
Hartmann-Odemer: Wir führen zwei Informationsabende für alle Interessierten durch. Diese finden am Donnerstag, 17. Oktober, und am Dienstag, 12. Oktober, von 19 bis zirka 21.30 Uhr in unseren Räumen im Gustav-Adolf-Haus, Marktplatz 28, Schwetzingen-Hirschacker statt. Hier darf man alle Fragen stellen, die man zu der Weiterbildung hat. Auf unserer Homepage www.hospizgemenschaft-schwetzingen.de sind die Termine für den nächsten Weiterbildungskurs veröffentlicht.
Wie kann man sich für diese Kurse anmelden?
Hartmann-Odemer: Interessierte können sich telefonisch oder per E-Mail anmelden. Die Anmeldung werden in der Reihenfolge des Eingangs berücksichtigt – Telefon: 06202/4 09 10 09 oder E-Mail: hospizgemeinschaft@web.de.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-sie-begleiten-in-schwetzingen-und-umgebung-auf-dem-letzten-weg-_arid,2248519.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen.html