Johann-Peter-Hebel-Haus

Interkulturelle Woche: Eritreische Kaffee-Zeremonie in Schwetzingen

Bei der Interkulturellen Woche in Schwetzingen präsentiert das Hilda-Café eine eritreische Kaffee-Zeremonie. Unter der Leitung von Margit Rothe führen Mebrhit Amenay und Akberet die Gäste in die Tradition des Kaffeeröstens und -brühens ein.

Von 
Marco Montalbano
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Frischer Kaffeeduft durchzieht das ganze Johann-Peter-Hebel-Haus – dank Mebrhit Amenay (r.) und Akberet. © Montalbano

Schwetzingen. Vergangene Woche wurde in Schwetzingen mit zahlreichen Veranstaltungen die Interkulturelle Woche (IK) begangen. Diesmal war auch das Hilda-Café dabei, das jeden Donnerstagnachmittag im Hebel-Saal des Johann-Peter-Hebel-Hauses für Seniorinnen, Senioren und Interessierte vom Diakonieverein abgehalten wird. Unter der Leitung der evangelischen Gemeindediakonin Margit Rothe führten zwei Gäste aus dem afrikanischen Eritrea mit einer Vorführung und Verkostung in die Geheimnisse der Eritreischen Kaffee-Zeremonie ein.

Viele Gäste waren an diesem Nachmittag erschienen, die neugierig Mebrhit Amenay und ihre Freundin Akberet bei den Vorbereitungen für etwas, das in dem nordostafrikanischen Land nicht nur zur Kultur und zum guten Ton gehört, sondern auch mit tieferem Sinn und gemeinsamen Genuss verbunden ist: die Kaffee-Zeremonie.

Doch zuvor hieß Margit Rothe die Gäste herzlich willkommen und meinte, nachdem auch Ali Altiparmak vom städtischen Integrationsbüro, der auch Koordinator der IK war, ebenfalls ein Grußwort gesprochen hatte: „Essen und Trinken bringt die Leute immer zusammen“, so seine Erfahrung. Dies sei etwas Besonderes, gerade im Rahmen der IK, die nicht überall, aber überall dort, wo Menschen sich dafür einsetzten – so wie in Schwetzingen. Hier gebe es die tolle Möglichkeit, sich über alle kulturellen Grenzen hinweg zu begegnen und auf kennenzulernen.

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Herrlicher Kaffeeduft erfüllte den ganzen Saal und weite Teile des Gebäudes, als Mebrhit – unterstützt von Freundin Akberet – grüne Kaffeebohnen über einer Gasflamme im „Menkeshkesh“ röstete, einer langstieligen Pfanne.

„Das ist ein lautmalerisches Wort, mit dem das Geräusch nachgeahmt werden soll, das die sich auf dem Boden hin und her bewegenden Bohnen in dem ständig geschwenkten Topf machen. So brennen sie nicht an“, erläuterte Rothe. Anschließend würden diese im „Maukatebune“, dem traditionellen Mörser, zerkleinert.

„Aber heute habe ich sie in der elektrischen Kaffeemühle zermahlen. Das geht auch“, verriet Amenay. Zuvor kämen sie auf die „Meshrefet“, eine speziellen handgefertigte Binsenmatte, zum Abkühlen. Aufgebrüht wurden sie in der Jebena, einem knollenförmigen Kugelkrug mit langem Hals.

Genau dreimal erfolge ein Brühvorgang mit demselben gemahlenen Kaffee: „Der erste ist besonders stark, steht für Zeit und Energie, der zweite ist schwächer und steht für Gesundheit, Seele und den Transformationsprozess des Geistes“, erläuterte Rothe. Vorher zu gehen gelte als sehr unhöflich. Damit der Kaffeesatz beim Ausschenken in die henkellosen Porzellantässchen in der Flasche verbleibe, werde traditionell ein Büschel Kuhschwanzhaar hineingestopft. Das funktioniere auch mit einem hitzeresistenten und groben Plastikschwamm, so wie an diesem Nachmittag.

„Buna dabo naw“

Oft würden beim Kaffee wichtige Dinge besprochen, denn die Zeremonie sei ein wichtiger Teil des Lebens dort. „Buna dabo naw“, sei ein Sprichwort, das jeder kenne, was übersetzt bedeute: „Kaffee ist unser Brot.“ Die Eritreerinnen reichten zum Kaffee auch hausgemachtes und kunstvoll verziertes Himbasha-Brot, in der Gestalt türkischem Fladenbrot ähnlich und im Geschmack eher süß und dem hiesigen Hefezopf artverwandt.

Anschließend lud Margit Rothe zum gemeinsamen Singen ein, was sie mit der Gitarre begleitete. Eine Einladung, der alle Anwesenden folgten. Das Lied „Trink nicht so viel Kaffee“, das später sogar im Kanon gesungen wurde, erwies sich als gute Wahl, denn es sorgte für allgemeine Heiterkeit.

Besucherin Rosi Sieradzky aus Schwetzingen meinte: „Sehr interessant. Mir hat der Kaffee aus allen Brühvorgängen gut geschmeckt“, und sie ergänzte lächelnd: „Aber den ersten hab ich doch lieber mit Zucker getrunken, auch wenn dort nicht üblich.“ Ida Ebel gab zu Protokoll: „Ich komme gerne öfter her, auch weil es interessante Themen gibt. Toll fand ich, dass man heute einer fremden Kultur menschlich näher kommen konnte.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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