Schwetzingen. Seit Jahren zieht das Schwetzinger Lichterfest im wunderschönen Barockschlossgarten die Menschen alle zwei Jahre von nah und fern an. So wunderte es nicht, dass mehrere Kilometer um die weitläufige Gartenanlage kaum ein Parkplatz mehr zu finden war, auch wenn viele mit öffentlichen Verkehrsmittel angereist waren, wozu die Veranstalter im Übrigen im Vorfeld geraten hatten.
Ab 17 Uhr strömten die Besucher in Scharen durch die drei zur Verfügung stehenden Eingänge, die schon lange Schlangen davor gebildet hatten, deren Ende kaum zu sehen war. Verkaufsstände boten das passende Equipment für all jene, die später noch besser in das Geschehen eintauchen wollten. Denn die wahre Magie geschieht beim Lichterfest am Abend, sobald es dunkel wird.
Leuchtskulpturen und -pylone, bis zu zehn Metern hoch, werden in vielen Farben von innen heraus bestrahlt. Feengestalten, andere Märchenfiguren und die Mitglieder des „Churfürstlichen Hofstaaats“ in historischen Gewändern bewegten sich als Walking Acts durch den Garten, in dem schon die Kurfürsten prächtige Feste veranstaltet haben.
Und vielleicht mag es auch damals, zumindest teilweise, so ausgesehen haben. Denn in rund 2.000 Schalen brannte echtes Feuer um dann den Weg zu den vielen Attraktionen zu weisen. Jeder Besucher bekam beim Einlass einen Programmflyer in die Hand gedrückt und durfte beim Aufschlagen erstaunt feststellen, wie riesig das Angebot war. Vom Kinderprogramm mit Clowns, Kinderschminken, Riesenrutsche, Trampolin und insgesamt vier Hüpfburgen bis hin zum beliebten Segway-Parcour. Auf der Rückseite des Apollotempels stiegen die Menschen auf die zweirädrigen, immer noch futuristisch anmutenden Elektrofortbewegungsmitteln und stellten dabei lustvoll ihren Gleichgewichtssinn auf die Probe.
Großartig und vor allem vielseitig war bei dieser Ausgabe wieder das Bühnenprogramm. Überall sang und klang es, sodass vermutlich selbst ein Carl Theodor neidisch gewesen wäre. Von Hip-Hop-Shows mit den Groove Sisterz, über eine Queen-Tribute-Show mit dem „jungen Mercury“, Classical Dance Shows bis hin zu DJ-Musik in der „Club Lounge“ im Seepferdchengarten mit DJ Hoshi und Cocktails, war das Angebot riesig. Abwechslungsreich ging es auch auf dem Festival-Gelände zu, wo die Besucher quasi einen Vorgeschmack zu „Musik im Park“ erleben konnten. Denn hier sorgte zuerst das Rock-Guitar-Duo Stefan Kahne und Achim Degen für Stimmung. Mit „Here Comes The Sun“ von den Beatles waren es vielleicht sie, die dafür gesorgt hatten, dass der Regen (fast) fern blieb.
Lokalmatadore und Comedian sorgen für Stimmungserlebnis
Gelegentliche Tröpfchen schienen die Gäste eher zu erfrischen anstatt der guten Laune abträglich zu sein. Unweigerlich durfte Comedian und Local Hero Chako Habekost nicht fehlen, der dabei in der für ihn so charakteristischen Kurpfälzer Mundart erläuterte, was es mit dem Begriff „Heimat“ auf sich habe.
„Denn eigentlich müsste es ja ‚High-mat‘ heißen, weil du da ‚high‘ wirsch“, so Habekost, das Glücksgefühl beschreibend, das viele auch an diesem Abend empfunden haben dürften.“ Auf dem Festivalgelände sorgten die Lokalmatadore von „Me an the Heat“ fast bis zum Schluss für fröhliches Mitwippen und Mittanzen.
Großer Beliebtheit erfreute sich auch die Shisha-Lounge an der Moschee, wo ein orientalischer Bereich mit türkischem Tee und Cocktails aus „1001 Nacht“ zum Entspannen einlud. Abgerundet wurde dies durch die Aufführungen der „Dahlia Showgirls“, die orientalischen Tanz im Moscheeinnenhof zeigten.
Auf der Bühne am Zirkelsaal konnten hingegen Tänze aus der Zeit des Rokoko und somit des Kurfürsten erlebt werden – natürlich in zeitgenössischen Kostümen, aufgeführt vom Historischen Tanzkreis Bensheim. Fehlen durfte natürlich auch nicht der Musikverein der Stadt Schwetzingen, der mit seiner „Asparagus Big Band“ präsent war, die Musik aus der Zeit des Swing spielte.
Und was hätte die alte römische Göttin der Weisheit, Minerva, wohl dazu gesagt, hätte sie an ihrem Tempel, wie an diesem Abend, eine „Piazza Aperol“ vorgefunden? Sicher hätte sie mit einem Cocktail in der Hand ebenfalls auf einem der Liegestühle in der Chill-Out-Zone Platz genommen, umschmeichelt von relaxender südamerikanischer Musik.
Diese und viele weiteren Angebote, von historischen Erzählungen, bis hin zu kubanischen Klängen oder das vielfältige kulinarische Angebot sorgten für besonders entspannte Stimmung.
Bunte Lichter und magische Sommeratmosphäre verzaubern Besucher in Schwetzingen
Die Menschen griffen, wieder einmal mehr, bei den neckischen Leuchtaccessoires ordentlich zu, vom LED-Feen-Stirnreif, über Leuchtbrillen, bunt strahlenden Hasenohren – auch für die Herren – bis hin zu Leuchtschwertern und -bolas, die vor allem von Kindern, mal mehr mal weniger meisterhaft, aber immer mit viel Freude geschwungen wurden.
Zur fast magischen Atmosphäre dieser bunten Sommernacht mischte sich ein Hauch von Woodstock. Denn viele Besucher hatten sich Decken, Liegestühle und andere Sitzgelegenheiten mitgebracht und es sich damit auf einer der Grünflächen bequem gemacht. Das Lichterfest endete mit dem traditionellen großen Feuerwerk mit darauf abgestimmter Musik eindrucksvoll gegen 23 Uhr.
Begeistert war auch Frank Weisbrod aus Hockenheim, der meinte: „Ich liebe den Schlossgarten und muss wieder öfter kommen. Das Fest ist wunderschön. Aber man muss auch immer wieder sagen, dass die Blumenbeete und die gesamte Gartenanlage sowieso, auch ohne Fest, der Hammer ist.“ Freundin Bettina Ungemach aus Schwetzingen gestand gut gelaunt: „Ich wohne schon seit ein paar Jahren hier, war bisher jedoch noch auf keinem Lichterfest. So eine tolle Atmosphäre, so ein abwechslungsreiches Programm, das ist einfach spitze.“ Besonders viel Spaß habe ihnen das „Segway-Fahren“ gemacht. Und eine negative Sache (aber auch nur eine), die habe es gegeben, so Freund Frank launig: „Leider durfte ich am Kinderschminken nicht teilnehmen.“
„Schlossherrin“ Sandra Moritz von den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden Württemberg kommentierte: „Ich bin sehr zufrieden. Es waren viele Besucher da, die ihren Aufenthalt bei uns genossen haben. Und alle waren gut gelaunt.“ Die Anfänge des Festes verlören sich in der Zeit. „Wir gehen inzwischen davon aus, dass es schon vor dem Ersten Weltkrieg stattgefunden hat. Aber genau ist das nicht bekannt“, so Moritz.
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Leider habe die geplante Ballonfläche aus technischen Gründen ausfallen müssen. Ansonsten sei alles reibungslos abgelaufen. Seitens den Polizeikräfte hieß es: „Bei uns war es ziemlich ruhig. Die Menschen feiern friedlich und gemeinsam ein schönes Fest.“
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