Schwetzingen. Schwetzingen ist nicht nur wegen des Spargels und der Schwetzinger SWR Festspiele, die an diesem Wochenende zu Ende gehen, berühmt, sondern auch wegen des Schlossgartens, der sich insbesondere im Mai in seiner ganzen Pracht zeigt. Nicht zufällig behauptete Dr. Christoph Bühler gegenüber der 25-köpfigen Gruppe, die sich zur Sonderführung traf: „Sie sind hier im Paradies, in Arkadien, wo Götter und Menschen einträchtig lustwandeln.“
Und zum Paradies gehört das Wasser, insbesondere wenn es aus Fontänen hervorsprudelt. „Wasserspiele, Blitzableiter – Der barocke Hof und die Elemente“ ist die Sonderführung als Teil des Themenjahrs 2023 „Feuer und Wasser – Die Macht der Elemente“ überschrieben. „Doch nichts ist, wie es scheint“, relativiert der Mitarbeiter der Schlösser und Gärten seine Aussage, „alles, was Sie hier sehen, hat einen tieferen Sinn.“
In der zweistündigen Führung machte Christoph Bühler die tiefere Bedeutung des Schlossparks deutlich und zeigte die Zusammenhänge zwischen Natur, Architektur, die Symbolik der mythologischen Gestalten auf. Und für jene in der Gruppe, die das Schloss und den Schlossgarten noch nicht kannten, gab er einen kurzen geschichtlichen Überblick. Mit seinem Regierungsantritt ließ der Kurfürst Carl Theodor Schloss und Garten von bedeutenden Gartenarchitekten nach barocken Plänen zu seiner Sommerresidenz ausbauen. Sie dienten nicht nur der Erholung und dem Genuss, sondern auch der Bildung.
Die Natur dient als Vorbild für den künstlich angelegten Garten
Der zentrale Gartenbereich mit Zirkelbauten, Laubengängen und kreisrundem Parterre ist nach klaren mathematischen Mustern gestaltet. „Der Garten ist zwar künstlich angelegt“, erklärte Bühler, „aber nach dem Vorbild der Natur gebaut, wo sich alles verändert und alles in Bewegung ist“. Und er zitierte den griechischen Philosophen Heraklit, der sagte: „Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen, denn alles fließt …“.
Die große Achse zeichnet den Lauf der Sonne nach, die genau über dem Schloss auf- und im Westen, am Weiher, untergeht. So veranschaulicht diese pracht- und kunstvolle Anlage, dass alles Leben ein ewiger Kreislauf zwischen Werden und Vergehen, Geburt und Tod, Morgen und Abend ist.
Ausgiebig konnten die Teilnehmer der Führung die Boskette und die Paterre á l’ Angloise bewundern, die weißen Skulpturen, Obelisken, Vasen und Urnen, die ebenfalls für Vergänglichkeit und Tod stehen. Auf ihrem Rundgang stießen sie überall auf das köstliche Lebenselement Wasser und auf die kunstvolle Gestaltung der Wasserspiele. Ein perfekt funktionierendes System mit unterirdischen Leitungen, Pumpen und Wassertürme beförderte das Wasser aus dem Leimbach und aus Ziehbrunnen in den Garten. Zunächst steuerte die Gruppe das Kreisparterre an, in dessen Zentrum sich die mächtige Arion-Fontäne erhebt.
„Die barocke Zeit weiß nicht nur, woraus die Welt besteht, sie zeigt es auch“, vermittelte Bühler sein Wissen mit Witz und Verve. An den vier Ecken des ehemaligen unteren Wasserbassins sind Figuren aufgestellt, die in der Abbildung von Göttern die vier Elemente, Feuer, Wasser, Luft und Erde, versinnbildlichen: Juno mit dem Pfau symbolisiert die Luft, Neptun das Wassers Kybele mit Mauerkrone und dem Löwen versinnbildlicht die Erde und Vulkanus, der Schmiedegott, das Feuer.
Die vier Elemente können dem Menschen nutzen, aber auch schaden
„Warum gerade diese vier Elemente?“, sprach Bühler direkt die Teilnehmer an, die er stets in seinen Vortrag mit einbezog. Sie sind zwar dem Menschen nützlich, erläuterte er, können aber auch Katastrophen herbeiführen: Erdbeben, Stürme, Überschwemmungen und Brände. Grund für Brände waren oft Blitz und Unwetter. Dagegen hat sich der Kurfürst Carl Theodor mit dem Blitzableiter geschützt, den Jakob Hemmer 1776 auf dem Dach des Schwetzinger Schlosses montierte.
Bühler machte auch einen kurzen Abstecher in das Handwerksmuseum. Hier bekam die Gruppe einen historischen Überblick der Arbeitsgeräte, die der Pflege des Schlossgartens dienten, darunter Sensen, Schaufeln, Spaten, Walze und vieles mehr.
Die Führung ging somit nicht nur der Frage nach, welche Rolle die Elemente Wasser und Feuer am Hof Carl Theodors spielten, sie zeigte auch die Sonderstellung, die der Schlossgarten einnimmt, und wie aufgeklärt und seiner Zeit weit voraus der Kurfürst war.
Info: Der Schlossgarten kostet 8 Euro Eintritt, ermäßigt 4 Euro.
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