Schwetzingen. Das Motto „Liebe für alle, Hass für keinen“ spricht für sich. Es steht für die Ahmadiyya Muslim Jamaat KdöR, eine Gemeinde im Islam, die es seit 1889 gibt, mit zurzeit rund 10 Millionen Anhängern weltweit. In Deutschland gibt es 50 000 Mitglieder in 270 Gemeinden. Hierzu zählt seit 1922 die Lajna Imaillah, Vereinigung der Dienerinnen Allahs, die erste islamische Frauenorganisation, die jetzt ihr 100. Bestehensjahr insgesamt und 50 Jahre in Deutschland feierte. Ihr gehören etwa 20 000 Frauen und Mädchen in Deutschland an. Herzlich empfangen wurden etwa 60 Damen – geladene und spontane – im Josefshaus in Schwetzingen von Anna Alvi, die durch den Abend führte und Rabia Bhatti, der Vorsitzenden der Schwetzinger Lajna Imaillah.
Neben Elfriede Fackel-Kretz-Keller (SFW), die Oberbürgermeister Dr. René Pöltl vertrat, und Nadine Grimmig der Integrationsbeauftragten aus Hockenheim, die als Gastrednerinnen geladen waren, kamen auch Stadträtin Rita Erny (CDU), die selbst einige Jahre aktiv in der Betreuung von Geflüchteten mitgearbeitet hat, sowie Luisa Rudnik, Vorsitzende der örtlichen Frauen Union, Isabelle Francois Koordinatorin für kommunale Entwicklungspolitik im Rhein-Neckar-Kreis und weitere bekannte und engagierte Frauen der Stadt zum Empfang. Rita Joos vom Asylkreis in Oftersheim freute sich über den „sehr schönen, entspannten Empfang“, der viele Informationen beinhaltete und ein durchaus anderes Bild auf Frauen im Islam gab, als es üblich ist. „Der Austausch ist uns ein ganz wichtiges Anliegen“, formulierte Faiza Ahmad, die die Frauenorganisation mit ihrem breiten Bildungs- und Hilfsangebot mit Sitz in Frankfurt am Main vorstellte.
Ziel der Frauenvereinigung Lajna Imaillah in Schwetzingen ist Dienst an der Menschheit
Der Dienst an der Menschheit ist eines der Ziele, die die Frauenvereinigung verfolgt. Die Organisation unterteilt sich in die Abteilungen General Sekretariat, Finanzen, Bildung, Interreligiöser Dialog, Sport und Gesundheit und einige mehr. Monatlichen Treffen festigen die Gemeinschaft, Wissens- und Sportwettbewerbe sowie kreative Ausstellungen gehören zum Portfolio. Die Vereinigung für Mädchen, Nasirat-ul-Ahmadiyya, zwischen 7 und 14 Jahren zählt etwa 3000 Mitglieder und wird „Helferinnen der Ahmadiyya“ genannt. Es gibt zudem Humanity first eine internationale Hilfsorganisation der Ahmadiyya Muslim Jamaat, die in mehr als 60 Ländern weltweit aktiv ist.
Eine Vereinigung für Studentinnen (AMSV) und die medizinische Ahmadiyya Muslim Organisation (MAMO) gehören ebenfalls zum Angebot. Studierende finden an der Aischa Akademie Deutschland Raum für das Studieren der islamischen Theologie und von Sprachen. Es gibt viele Veröffentlichungen und einen gemeindeeigenen Fernsehsender. Als gemeinsame Aktionen von Frauen für Frauen gibt es unter anderem Frauenfrühstücke, Podiumsdiskussionen, gemeinsames Kochen sowie Vorträge. Mit der breitgefächerten Dialogaktion „Ich bin eine Muslima – haben Sie Fragen?“ in 91 Städten, die 124-mal durchgeführt wurde, standen die Frauen Rede und Antwort. Die Vereinigung erhielt bereits den hessischen Integrationspreis der jährlich verliehen wird.
Die Einmaligkeit der Frauenorganisation im Islam: Eine inspirierende Kraft
Die Einmaligkeit der Frauenorganisation im Islam unterstrich auch Elfriede Fackel-Kretz-Keller in ihrer Ansprache: „Die Lajna Imaillah führt anschaulich vor Augen, dass der Islam Frauen eben nicht unterdrückt, sondern sie im Gegenteil dazu anspornt, sich zu entfalten.“ Besonders beeindruckt habe sie, dass die Vereinigung vor 100 Jahren von einem Mann, dem Kalifen Massih auf Bitten seiner Frau gegründet wurde. Die Lajna Imaillah biete den Frauen eine exzellente Struktur ihre sämtlichen Talente zu fordern und fördern nach dem Motto: „Keine Nation kann Fortschritte machen, ohne ihre Frauen zu bilden“, das der zweite Khalif der Ahmadiyya Muslim Gemeinde, Hadhrat Mirza Baschir du-Din Mahmud Ahmad (RA) prägte. Die Stadt Schwetzingen erlebe die Lajna Imaillah als sehr bereichernd, aktiv und Gesellschaftsoffen mit eindeutiger Friedensbotschaft. Gelebt werde der Respekt vor der Vielfalt der Kulturen im „unentbehrlichen Netzwerk für Frauen, die Gesellschaft in Schwetzingen, in Deutschland und weltweit“, schloss Fackel-Kretz-Keller.
Nadine Grimmig, Integrationsbeauftragte in Hockenheim, bezog sich in ihrer rede auf die Moschee im Schlosspark, die für den Grad der Aufklärung bereits zu Zeiten von Kurfürst Carl Theodor (1724 – 1799) stehe. Mit dem Zitat der Ringlehre von Gotthold Ephraim Lessing, als Herzstück der Toleranzlehre, setzte sie einen treffenden Akzent mit folgendem Resümee: „Die Lösung ist also, dass zwischen den Religionen ein positiver Wettstreit herrscht, welche Religion die moralisch beste und vernünftigste ist, somit ein Wettstreit um Toleranz.“ Sie hob hervor, dass die Ahmadiyya für die ursprünglichen Werte des Islam eintreten, die unter anderem Barmherzigkeit gegenüber allen Menschen, absolute Gerechtigkeit, die Gleichwertigkeit von Mann und Frau und auch die Beendigung gewalttätiger Aktionen im Namen der Religion beinhalten. Mit dem Zitat aus der „The Times“ (6. Oktober 2003): „… in einer Zeit, in der die Kluft des Misstrauens zwischen der westlichen und der islamischen Welt die Notwendigkeit von Brückenbauern wie niemals zuvor offensichtlich macht, ist sie (die AMJ) ein beispielloser Botschafter des Islam“, schloss Grimmig im Applaus der Gäste ihre Rede.
Nach einem stillen Gebet wurde die Jubiläumstorte angeschnitten und das von den Männern gekochte Essen führte zu vielen guten Gesprächen, etwa zwischen Luisa Rudnik und Moofiza Mubarik, Studentin der Psychologie und Pädagogik, die beide dem Abend ein „sehr gut für das bessere Verständnis untereinander“ attestierten.
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