Schwetzingen. Wenn der Schriftsteller Michel Bergmann zu einer Lesung eingeladen ist, kommen viele Besucher wie auch am Dienstagabend in der Schwetzinger Stadtbibliothek. Bei der Veranstaltung, die in Kooperation mit der Bücherinsel stattfand, erlebten sie einen vergnüglichen Abend.
„Das schafft nur ein Schriftsteller, der sich einen Namen gemacht hat. Umso mehr freuen wir uns, Michel Bergmann hier begrüßen zu dürfen“, sagte Bibliotheksleiterin Katja Breitenbücher, die gemeinsam mit Barbara Hennl-Goll den prominenten Gast vorstellte. Geboren 1945 bei Basel in der Schweiz, verbrachte er seine Kindheit und Jugend in Paris und Frankfurt am Main. Nach dem Studium landete er beim Film, zunächst als Produzent, dann als Regisseur und schließlich als Drehbuchautor. Große Erfolge feierte er mit der Trilogie „Die Teilacher“, die auch verfilmt wurde, und dem autobiografischen Roman „Mameleben“.
"Fremde Götter": Besucher in Schwetzingen erleben pointenreiche Lesung
Als Krimiautor tritt Bergmann erstmals mit der Reihe „Der Rabbi und der Kommissar“ in Erscheinung. Sein aktueller Roman, der dritte Band der Reihe mit dem Titel „Fremde Götter“, den Bergmann an diesem Abend vorstellte, „ist genau so pointenreich und lustig, hintersinnig und poetisch wie alle anderen auch“, sagte Barbara Hennl-Goll, „das war schon am Vortag in Ilvesheim zu erleben, wo die Premierenlesung stattfand“. Wie ist sie auf den Autor aufmerksam geworden? „Bei einem Krimiabend stellte ich den ersten Band der Reihe, ,Du sollst nicht morden‘ vor. Die Szene, in der der Rabbi Henry Silbermann und der Kommissar Robert Berking sich kennenlernten, fand ich so köstlich, dass ich einfach auch die Folgebände lesen musste“, erzählte sie. „Als ich dann Bergmann auf der Liste der Autoren sah, die Lesungen anbieten, habe ich ihn zu uns nach Schwetzingen eingeladen.“
Der Lesung schickte Michel Bergmann voraus, dass er Schwetzingen mit seinen Kindheitserinnerungen in Verbindung bringe. Seine Eltern besuchten einige Male die Stadt wegen des Schwetzinger Spargels. Als Kind mochte er Spargel natürlich nicht, aber den Park und das Schloss, die bei dieser Gelegenheit besichtigt wurden. Krimiautor sei er seiner Aussage zufolge geworden, weil er einen Krimi schreiben wollte, wie er selbst gerne einen lesen würde: Die skandinavischen Krimis strotzen von Brutalitäten, wilden Schießereien, dramatischen Verfolgungsjagden und die Ermittler sind oft psychopathischer als die Täter.
Sein Protagonist, der Rabbi Silberbaum, ist ein ganz anderer Typ, sympathisch, in seiner Gemeinde beliebt, „hochgewachsen, gutaussehend, mein Alter Ego“, wie der Autor mit selbstironischem Witz, der ihn auch sonst auszeichnet, erläutert. „Ich bin zwar nicht der Erfinder des Rabbi als Hobbyermittler“, gesteht Bergmann, „aber Rabbi Silbermann unterscheidet sich von den anderen, er besitzt die Eigenschaft, sich selbst auf die Schippe zu nehmen, darüber hinaus ist er ein großer Witze-Erzähler ganz in der jüdischen Tradition und zudem talmudisch geschult. Was ihn in seinen Ermittlungen antreibt, ist die Wahrheitsfindung und der Wunsch nach Gerechtigkeit. Der Serie liegen alttestamentarische Gebote zugrunde wie „Du sollst nicht morden“ (2021), „Du sollst nicht begehren“ (2022) sowie „Fremde Götter“ (2023).
Zur Freude der Zuhörer kündigte Bergmann an, dass er weitere Gebote in Angriff nehmen wird, „wenn es mir noch gegönnt ist“. Aus den Passagen, die er bei der Lesung auswählte, erfuhren die Zuhörer einiges über den Ort, das Personal und die Handlung. Rabbi Silberbaum geht diesmal einer Vaterschaftsfrage nach, die ihn in die Schweiz zu einer Sekte führt. Dort trifft er sich mit dem selbst ernannten Guru der Sekte, einem Antisemiten, mit dem sich der Rabbi wortreiche Duelle liefert. Am nächsten Tag wird der Guru allerdings tot aufgefunden und plötzlich steht der Rabbi selbst unter Verdacht.
Ein Werk von Michel Bergmann wird wohl mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle verfilmt
Es machte große Freude, dem wortgewandten Autor, dem Fluss seiner Worte zu folgen. Die Zuhörer begleiteten zwar den unerschrockenen Rabbi Silberbaum bei seinen Ermittlungen, erfuhren nebenbei viel über jüdisches Leben und jüdischen Humor. Bei der anschließenden Fragerunde verriet er, dass auch diese Krimireihe verfilmt werden soll. Die Position des Rabbis ist noch vakant, informierte Bergmann, aber die des Kommissars Berking wird wohl Jürgen Vogel besetzen, „was mich natürlich sehr freut, weil er ja beides hat, also dieses Knurrige aber dann doch wieder dieses Menschliche“.
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