Bundesweite Aktion

Vorlesetag an der Schwetzinger Südstadtschule: Lesen als Schlüssel zur Welt

In der Südstadtschule wurde beim jährlichen Vorlesetag erneut die Bedeutung des Lesens deutlich. Während den Erst- und Zweitklässlern vorgelesen wurde, zeigten sie gespanntes Zuhören und leuchtende Augen.

Von 
Stefan Kern
Lesedauer: 
Die Kinder an der Südstadtschule lauschen den Vorleserinnen Antje Luttenberger und Nadine Tochtermann. © Stefan Kern

Schwetzingen. Was Lesen und Vorlesen bedeuten, erschloss sich einmal mehr in der Südstadtschule beim alljährlichen bundesweiten Vorlesetag. Überall in den Zimmern der Erst- und Zweitklässler gab es gespanntes Zuhören und leuchtende Augen. Der Unterschied zu Fernsehen und Digital-kram erschien frappierend. Der Kontrast zwischen den doch eher leeren und irgendwann müden Augen vor den Mattscheiben im Vergleich zu den strahlenden Augen beim Zuhören könnte größer kaum sein. Und wenn man Johanna, Luisa, Jona, Ida, Malte und Justus fragt, ist das Urteil überwältigend. Von „einfach toll“ bis „super“ und „macht richtig Spaß“ gab es Superlative ohne Ende. Lesen, das wussten die Abc-Schützen, ist wichtig.

Damit, so Rektorin Kerstin Sittinger, hätten die Kinder völlig recht. Lesen sei eine Art Schlüssel zur Welt. Heißt umgekehrt, wer nicht liest, bekommt nur schwer Zugang zur Welt. Ja, kein Fach in der Schule funktioniert so wirklich ohne Lesen. Aber das mit dem Nichtfunktionieren gelte auch für alles danach. Das Konzept mündiger Bürger und das Lesen sind auf engste verknüpft. Für die Rektorin steht die Lesekompetenz bei den unverzichtbaren Kultur-Werkzeugen ganz oben. Leider sehe es diesbezüglich in Deutschland gerade nicht so gut aus. Was laut einigen Forschern, die am Thema dran sind, fast eine Untertreibung sei. Laut der jüngsten Grundschulleseuntersuchung („Iglu 2021“) lesen die Schüler der vierten Klasse in Deutschland spürbar schlechter als noch vor fünf Jahren.

Vorlesetag in Schwetzingen: Deutlicher Leistungsabfall

Im Land der Dichter und Denker um Goethe, Schiller, Lessing und viele mehr erreicht mittlerweile ein Viertel der Kinder beim Lesen nicht mehr den international festgelegten Mindeststandard. Von 2016 mit nicht ganz 19 Prozent ist der Anteil der Schüler, die diesen Mindeststandard nicht schaffen, 2021 auf deutlich über 25 Prozent gestiegen. 2001, beim ersten „Iglu“, waren es noch 17 Prozent. Besonders verheerend, der Anteil der Schüler, die nur ein rudimentäres Leseverständnis haben, hat sich von 2001 bis 2021 von drei auf über sechs Prozent mehr als verdoppelt. Dabei – das betont die Studie deutlich – lasse sich nur ein Drittel des Leistungsabfalls auf die veränderte Zusammensetzung der Schülerschaft zurückführen.

Mehr zum Thema

Zeyher-Grundschule

Leseförderung in Schwetzingen: Bücher als Schlüssel zur Entwicklung von Kindern

Veröffentlicht
Von
Nicolai Lehnort
Mehr erfahren
Albert-Einstein-Straße

Holzhäuser mit 39 Wohnungen als Brühler Leuchtturmprojekt

Veröffentlicht
Von
Ralf Strauch
Mehr erfahren

Die ausländische Herkunft ist nicht wirklich maßgeblich für diese negative Entwicklung. Bedeutsamer sei, dass das Digitale das Lesen immer mehr zurückdränge – bei Kindern wie Erwachsenen. Es werde immer weniger vorgelesen und das schwäche die Lesekompetenz der Kinder massiv. Dabei, so die ehrenamtliche Vorleserin und frühere Lehrerin an der Südstadtschule Angelika Schleyer, sei Lesen schlicht toll und weise nur Vorteile auf. Beim Lesen eröffnen sich ganze Welten, die Fantasie läuft auf Hochtouren und die Gehirnaktivitäten glichen einem glücklich machenden Feuerwerk. Nichts fördere den kritischen Geist so sehr wie das Lesen. Und dieser kritische Geist sei ja gerade notwendig wie nie, so Schleyer weiter.

Im Vordergrund stand für die 100 Schüler der Spaß mit Büchern, wie dem „Buchstabenfresser“ von Paul Moor. Eine spannende kleine Erzählung, die zeigt wie schnell aus Kreis Reis, dann sogar Eis und schlussendlich ein Ei wird. Auch Nadine Tochtermann und Antje Luttenberger, ebenfalls ehrenamtliche Vorleserinnen, schienen am Vorlesen sichtlich Spaß zu haben. Als echte Vorlese-Renner beschrieben sie das Buch „Klugscheißerle“ von Marc-Uwe Kling und die Reihe „Bitte nicht öffnen“ von Charlotte Habersack.

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke