Schwetzingen/Region. „Der April macht, was er will.“ Diese Weisheit hat sich dieses Jahr einmal mehr als sehr zutreffend herausgestellt. Das geht natürlich auch am Spargel in der Region nicht spurlos vorüber und somit verläuft der Start in die Saison bei den Höfen in unserem Verbreitungsgebiet bisher noch etwas schleppend. Schuld daran ist der plötzliche Wintereinbruch inklusive Schneefall und Nachtfrost in der vergangenen Woche.
„Früher war Mitte April für den ersten Spargel ganz normal“, erklärt Heinrich Schuhmacher vom Spargelhof Schuhmacher zwischen Ketsch und Schwetzingen. Doch nachdem es in den letzten Jahren oft schon sehr früh warme Temperaturen gab, hätten sich viele Leute an Spargel Anfang April gewöhnt. Freilandspargel, ohne Folientunnel, brauche etwa acht Grad Bodentemperatur und viele Sonnenstunden. Und diese Bedingungen seien dieses Jahr bisher noch nicht gegeben. Zu heiß dürfe es allerdings auch nicht werden. „Wenn es dann auf 30 Grad hochgeht, haben die Menschen natürlich auch nicht mehr so viel Lust auf Spargel“, gibt Schuhmacher zu bedenken.
Pandemie erschwert die Lage
Ein großes Thema ist natürlich auch beim Spargelverkauf die Corona-Pandemie. 2020 hatte es durch die Schließungen in der Gastronomie durchaus Befürchtungen gegeben, dass es zu Einbußen kommen würde, sagt Rolf Hallwachs vom Spargelhof Hallwachs in Plankstadt.
Allerdings hätten die privaten Käufer das tatsächlich sehr gut ausgeglichen und darauf hofft er auch dieses Jahr. „Immerhin ist Spargel ja ein einfaches Gericht – wenn er schon geschält ist, ist Spargel fast wie Spaghetti, man braucht nur kochendes Wasser“, scherzt er.
Auch beim Spargelhof Fackel-Kretz in Schwetzingen war der Absatz 2020 ziemlich gut. „Wegen der geschlossenen Restaurants haben die Leute mehr selbst gekocht“, erklärt Elfriede Fackel-Kretz-Keller. Für ihren Hof war das wichtig, da sie aufgrund ihrer Kapazitäten vor allem auf Privatkunden setzt. Auch sie betont noch einmal, dass es zwar jetzt für eine Aussage zur Ernte dieses Jahr noch zu früh sei, aber auch, dass Mitte April als Starttermin für die Spargelsaison nicht ungewöhnlich sei. Da ihr Spargelhof jedoch nicht mit Folie arbeitet, lasse der Ertrag noch etwas auf sich warten.
Beim Biohof Im Forst setzt Heike Gress ebenfalls auf Anbau ohne Folie. Des Weiteren verzichtet sie auch gerne auf chemischen Pflanzenschutz und mineralischen Dünger. Zudem wirbt Gress damit, dass ihr Hofladen nicht nur an sieben Tagen in der Woche geöffnet hat und auch geschälten Spargel anbietet, sondern am Wochenende zusätzlich mit Kaffee und Kuchen locken kann – aufgrund der aktuellen Lage natürlich zum Mitnehmen.
Zurückhaltende Kundschaft
Steffen Großhans vom Spargelhof Großhans in Hockenheim schwärmt davon, wie gut private Kunden im vergangenen Jahr die Einbußen durch die wegfallende Gastronomie kompensiert hätten. „Außerdem gibt es dieses Jahr viele Gastronomen, die auf Außer-Haus-Service setzen, auch damit kann man arbeiten“, fügt er hinzu.
Allerdings müssten die Verbraucher durchaus explizit darauf hingewiesen werden, dass es trotz des Kälteeinbruchs bereits Spargel zu erwerben gibt. Und obwohl die Saison noch nicht so richtig in Gang käme, sei die bisherige Qualität des Spargels sehr erfreulich.
Sabrina Moras vom Spargel- und Melonenhof Gieser in Oftersheim kann bestätigen, dass durch die niedrigen Temperaturen nicht nur der Spargel, sondern auch dessen Käufer bisher noch etwas zurückhaltend seien. „Viele Kunden haben bei dieser Kälte noch keine rechte Lust auf Spargel, sondern vielleicht eher auf eine Kürbissuppe, aber es gibt auch Menschen, die schon fünfmal pro Woche zum Einkaufen kommen“, teilt sie lachend mit.
Trend geht zum Hofladen
Eine besondere Neuerung hat der Gemüsehof Schmitt in Hockenheim zu vermelden. Deren gesamter Spargelverkauf findet inzwischen nicht mehr in der Hirschstraße statt, sondern stattdessen im „Hoggemer Laden“ in der Heidelberger Straße. „Es ist wirklich schön zu sehen, dass sich die Kundschaft immer mehr für Hofläden begeistern kann und Interesse an regionalen und saisonalen Produkten zeigt“, teilt Helene Schmitt erfreut mit. Seit 2020 bietet der Hof zudem einen Lieferservice an.
Auf eine bessere Situation als 2020 hofft Ulrich Renkert vom Spargelhof Renkert in Schwetzingen. „Wir konnten letztes Jahr auf einem Drittel unserer Anbaufläche nicht ernten“, erklärt er im Gespräch mit unserer Zeitung.
Das lag besonders an dem zeitweiligen Einreiseverbot für Erntehelfer. An dieser Front sieht es dieses Jahr schon deutlich besser aus: „Zwar sind noch nicht alle Hilfskräfte vor Ort, da einige erst mit dem wärmeren Wetter hier eintreffen sollen, aber die Bedingungen für ihre Einreise sind erfüllbar und bisher läuft alles gut“, zeigt sich Renkert zuversichtlich.
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