Landwirtschaft - Steffen Großhans ist mit seinem Stangengemüse bundesweit mit am frühesten dran / Feld unter Folie wird durch Abwärme aus Biogasanlage erwärmt

Hockenheimer Dank Heizung an Spitze beim Spargelverkauf

Von 
Werner Schmidhuber
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Hockenheim/Oberhausen-Rheinhausen. Ab kommendem Wochenende wird Biolandwirt und Agrarbetriebswirt Steffen Großhans vom Spargelhof und Bauernladen Großhans aus Hockenheim Bestellern seine ersten Spargel anbieten. Die überall begehrten weißen Stangen stammen aus einer Anbaufläche in der nahegelegenen Gemeinde Oberhausen-Rheinhausen. Nach unseren Recherchen sind es mit die ersten Spargel in Baden-Württemberg, vermutlich in ganz Deutschland. Ein Bayer konkurriert mit ihm seit Jahren um den frühestmöglichen Start.

Nach Großhans’ Informationen ist dieser Freistaatler heuer ebenfalls so weit. Doch zumindest landesweit gehört der Hockenheimer Betrieb zu den ersten Anbietern frischen Spargels. Das „Grenzgebiet“ zwischen Oberhausen und Kirrlach, wo der Bauernhof der Meerwarths liegt, ist als die Anbaufläche bekannt, auf der die allerersten Spargel sprießen.

„Wir können es kaum erwarten, bis wir endlich unseren begehrten Spargel genießen dürfen“ – Sätze wie diesen hat Steffen Großhans, der 1,2 Hektar bodenbeheizte Spargelfelder bewirtschaftet, in jüngster Zeit oft zu hören bekommen. Es gebe Feinschmecker, die fast jeden Tag nach dem Saisonstart fragen, berichtet er.

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Zu den bekennenden Spargelfans gehört etwa die türkischstämmige Speditionsunternehmerin Ebru Baz, die das köstliche Gemüse innig liebt. „Ich könnte mich vier Monate lang – bis zum letztmöglichen Zeitpunkt am 24. Juni – nur davon ernähren“, schwärmt sie. Schon in den vergangenen Februartagen lugten die ersten weißen Köpfchen vorsichtig aus dem Sand, seit Sonntag wird in Kleinmengen geerntet.

Ab Mitte dieser Woche stehen die rumänischen Spargelhelfer an den 18 etwa 400 Meter langen Reihen und stechen etliche Kilo des leckeren „Asparagus Officinalis“, so der botanische Name. Drei schützende Folien müssen hintereinander aufgedeckt werden, um an das „königliche“ Gemüse zu kommen.

250 Milchkühe liefern Energie

Auf einem Teil des Geländes der Bauersfamilie Carola und Dieter Meerwarth hat Steffen Großhans als Pächter ein riesig anmutendes Spargelfeld angelegt, das von unten erwärmt wird und damit wie eine Fußbodenheizung funktioniert. „Was hier fließt, ist die reine Abwärme der vorhandenen Biogasanlage“, betont Großhans. Insgesamt sei die Warmwasserleitungsstrecke unter den Dämmen elf Kilometer lang.

Ansonsten ungenutzte Wärme wird also wirtschaftlich sinnvoll für den Spargelanbau eingesetzt. Aus diesem Grund gibt es den heiß begehrten Spargel jetzt schon und nicht, wie andernorts, erst ab Mitte April.

Die in der Erde steckende Energie kommt von der 2007 erbauten und 2012 erweiterten Biogasanlage des 1985 aufgekauften und modernisierten „Forlenhofs“. Dort gibt es momentan 250 Milchkühe. Jedes Tier produziert etwa 65 Liter Gülle täglich – was tun damit? Einer sinnvollen Nutzung zuführen, so lautete die Idee. Seit 2015 nutzt Steffen Großhans die überschüssige Wärme, die in der Biogasanlage anfällt.

Demnächst blättert der Spargelliebhaber für ein Kilo erster Sorte dem großen Aufwand entsprechend 25 Euro hin. Abnehmer sind im Corona-Jahr nicht die Gastronomen, sondern enthusiastische Liebhaber des „essbaren Elfenbeins“, wie es mitunter heißt.

Der Großteil der demnächst gestochenen Spargelmengen geht an die Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft Nordbaden (OGA). Ein kleinerer Teil, rund 20 Prozent, wird bei Großhans im Hockenheimer Hofladen direkt verkauft – wohl ab Ende März. Insgesamt erntet der Betrieb erfahrungsgemäß rund 150 Tonnen pro Jahr.

Der erste Spargelanbau im nordbadischen Raum erfolgte wohl 1668. Damals holte sich Kurfürst Carl Ludwig von der Pfalz die weißen Stangen in den Gemüsegarten auf dem Areal des Jagdschlosses in Schwetzingen.

Dort waren sie zunächst nur der kurfürstlichen Tafel vorbehalten. 1723 wird in der Barockstadt Bruchsal der Spargel urkundlich erwähnt. Oberhausen gilt als die älteste Anbaugemeinde im nordwestlichen Landkreis Karlsruhe. Erste Nachweise finden sich 1870.

Wie berichtet, soll in Hockenheim der Spargel am 8. Mai gefeiert werden. Der Hockenheimer Marketing-Verein plant eine Neuauflage des Spargelsamstags und hofft, dass die Entwicklung der Corona-Infektionen ein Fest rund um den Wasserturm erlaubt.

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