Schwetzingen. Wenn es die Sache nicht schon gäbe, sie müsste erfunden werden. Das Willkommensfrühstück für frisch gebackene Eltern, welches das Generationenbüro im Josefshaus bereits zum sechsten Mal ausrichtete, ist im Grunde ein extrem niederschwelliges Angebot: sich nach dem Aufbruch in eine neue Lebensphase und – nichts anderes ist das Leben nach der Geburt eines Kindes – neu zu orientieren. Nach der Geburt eines Kindes, so Daniela Gellert vom Generationenbüro, gebe es viele neue Herausforderungen und Fragen. Mit diesem besonderen Frühstück soll sichergestellt werden, dass die Eltern wissen, wo sie gegebenenfalls Unterstützung und Antworten finden. Thematisch geht es dabei von der Ernährung über Soziales bis hin zur Notfallrettung.
Es war ein Angebot, das ankam. Auch weil es um mehr als nur die Präsentation des institutionellen Netzwerkes ging. Genauso wichtig war auch das gegenseitige Kennenlernen. Lena und Sebastian Bock, die mit ihrer vier Monate alten Isabelle kamen, genossen den Trubel hier sichtlich. „Der Kontakt zu anderen Eltern mit ihren Kindern war der eigentliche Grund für unser Kommen.“ Eine Sicht, die Dominik Kern und Robert Barf teilten. Es gelte ja, so Barf: „Geteiltes Leid ist halbes Leid. Aber geteiltes Glück ist doppeltes Glück.“
Schwetzingens Bürgermeisterin Lisa Schlüter: „Wir lassen Sie nicht alleine“
Ein Gedanke, an dem auch in den Augen von Bürgermeisterin Lisa Schlüter einiges dran ist. Denn für sie lautet die Botschaft dieses Frühstücks, „Wir lassen sie nicht allein“. Sie selbst habe zwei Kinder, acht und zehn Jahre alt, und die seien mittlerweile aus dem Gröbsten raus. Aber sie erinnere sich noch gut an die vielen Fragen zu Anfang. In Afrika gibt es das Sprichwort: „Um ein Kind aufzuziehen, braucht es ein ganzes Dorf“. Noch so ein Satz, in dem viel Wahres zu finden ist. Nur dass dieses Dorf heutzutage in großen Teilen aus einem Geflecht aus Institutionen besteht, dass Familien mit Rat und Tat zur Seite steht. Hier vor Ort waren neben „BeKi“, einem Beratungsnetzwerk des Landeszentrums für Ernährung zur bewussten Kinderernährung, dem Caritasverband, der Diakonie, die beide Beratung für junge Eltern anbieten, und dem Arbeiter-Samariter-Bund (Erste Hilfe am Kind) auch das Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises, die Kindertagespflege und die Hebamme Waltraut Hauth.
Dabei ließ niemand Zweifel daran aufkommen, wie wichtig solch kleine Events sind. Für viele Menschen, so Anne Hofelzer-Kunz vom Jugendamt des Rhein-Neckar-Kreises, sei das Aufsuchen institutioneller Hilfsorganisationen ja immer der letzte Hebel, der getätigt werde. Gerade gegenüber dem Jugendamt gebe es Vorbehalte, die viele Eltern abhielten. In der medialen Öffentlichkeit taucht das Jugendamt auch eher in schwierigen Situationen auf. „Dabei ist das Jugendamt viel mehr.“ So erhält man beispielsweise auch Hilfe in Form von Familien-Kinderkrankenschwestern. Bis zu einem Jahr stehen diese Familien mit chronisch kranken Kindern bei. „Sie unterstützen die Eltern bei medizinischen Fragen und helfen dabei, ein Netzwerk für später aufzubauen.“
Anmeldung Newsletter "Topthemen am Abend"
Hilfegesuch als Akt der Souveränität
Oft werde das Hilfesuchen als eine Art Scheitern empfunden. Für Hofelzer-Kunz ist das Gegenteil richtig: Hilfe suchen sei immer ein souveräner Akt. Die Erste-Hilfe bei Babys und Kleinkindern ist ebenso wichtig, auch wenn sie zum Glück nur selten wirklich gebraucht wird. Aber wenn doch, so Nadine Baitinger vom ASB, sei es entscheidend zu wissen, was zu tun ist. „Bei Babys hängen Atmung und Kreislaufsystem sehr eng zusammen. Das hat zur Folge, dass man bei Babys nicht mit Herzdruckmassage anfängt, sondern mit der Beatmung.“ Fünf sogenannte Initialbeatmungen werden empfohlen und zwar ohne den Kopf zu überstrecken. Wenn die Atmung dann immer noch nicht einsetzt, soll mit zwei Fingern mit der Herzdruckmassage begonnen werden. Wie bei Erwachsenen im Verhältnis 30 (Herzdruckmassage) zu zwei (Beatmung). Ab einem Jahr, so ergänzt Baitinger noch, drückt man dann auch mit der ganzen Hand. Und, ganz wichtig, man solle keine Angst haben, das Kind zu verletzen. Gerade bei kleinen Kindern könne in Sachen Rippen gar nichts passieren.
Schwere Themen, aber eben auch wichtig, so viele der frisch gebackenen Eltern. Dieses Elternfrühstück war in den Augen aller Eltern hier, es kamen immerhin mehr als 50 Teilnehmer, wertvoll. Mit Kindern, so Sebastian Bock, beginne schon etwas Neues und da könne mehr Wissen nicht schaden.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/schwetzingen_artikel,-schwetzingen-stadt-schwetzingen-gibt-orientierung-fuer-eltern-_arid,2330998.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzingen.de/startseite/buergerservice/generationenbuero.html