Großübung

Unfall im Tunnel: Feuerwehren proben bei Schwetzingen den Ernstfall

Die Vollsperrung des Tunnels an der B 353 zwischen Schwetzingen und Plankstadt nutzen die Einsatzkräfte der umliegenden Wehren für eine mehrstündige Übung.

Von 
Dirk Jansch
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Gemeinsame Großübung: Feuerwehrtrupps dringen in den verrauchten Tunnel auf der B 535 zwischen Schwetzingen und Plankstadt vor. © Feuerwehr Schwetzingen

Schwetzingen. Die Sperrung des Straßentunnels B 535 zwischen Schwetzingen und Plankstadt haben am Freitagabend die Feuerwehren aus Schwetzingen, Plankstadt, Eppelheim und Oftersheim, um eine gemeinsame Tunnel-Großübung unter realistischen Einsatzbedingungen durchzuführen.

Rund 80 Einsatzkräfte mit über einem Dutzend Einsatzfahrzeugen nahmen an der mehrstündigen Übung teil. Der Tunnel war planmäßig schon die ganze Woche über für Wartungs- und Revisionsarbeiten des Rhein-Neckar-Kreises in Fahrtrichtung Heidelberg geschlossen gewesen. Während der Übung wurde der Tunnel zwischen 17.30 und 22 Uhr vollständig gesperrt.

Szenario: Pkw-Brand in der Nordröhre nach Auffahrunfall

Übungsannahme war laut Feuerwehr ein Auffahrunfall mit brennendem Pkw in der Nordröhre des Tunnels in Fahrtrichtung Mannheim. Die Nordröhre misst 650 Meter und gilt als der kritischere Teil des Bauwerks. Im Szenario war unklar, wie viele Personen sich noch im verrauchten Tunnel befanden. Drei Übungspuppen dienten als „vermisste Personen“. Mit zwei Nebelmaschinen wurde dichter Rauch erzeugt, um die Sichtbedingungen und Hitzeentwicklung eines echten Fahrzeugbrands zu simulieren. „Brände in Straßentunneln entwickeln enorme Hitze. Diese kann nicht nur Menschen gefährden, sondern auch die Tunnelkonstruktion massiv schädigen“, erklärt Lars Oehring, Kommandant der Feuerwehr Schwetzingen. „Unser Ziel ist, Menschen so schnell wie möglich zu retten, den Brand effektiv zu bekämpfen und die Bausubstanz zu schützen.“

Taktische Zusammenarbeit der Wehren bei Großübung in Schwetzingen

Die Feuerwehr Schwetzingen rückte gemäß Einsatzkonzept vom Ostportal an und übernahm dort die Abschnittsleitung „Ostportal“ sowie die Brandbekämpfung in der Nordröhre. Die Feuerwehr Plankstadt leitete die Gesamteinsatzlage und besetzte die Technikzentrale des Tunnels, während Kräfte der Feuerwehr Eppelheim und Oftersheim zusätzliche Abschnitte stellten. Der Löschzug Schwetzingen bestand aus einem Einsatzleitwagen, zwei Löschfahrzeugen sowie dem Gerätewagen Transport mit Tunnel-Sondermodul. Die Trupps rückten bereits auf der Anfahrt mit Pressluftatmern ausgerüstet an.

Einsatzkräfte der Feuerwehr bei der Personenrettung aus einem verunglückten Fahrzeug im verrauchten Tunnel der B535 zwischen Schwetzingen und Plankstadt. © Feuerwehr Schwetzingen

Zur Orientierung im Tunnel wurden durch die vordringenden Trupps farbige Blinklichter eingesetzt: Grün für Flucht- und Rettungswege, Gelb zur Kennzeichnung gefundener Personen, Blau für Löschwasserentnahmestellen. „Die Zusammenarbeit über Stadt- und Gemeindegrenzen hinweg funktioniert hervorragend. Solche Übungen sind entscheidend, um Schnittstellen zu klären und die Kommunikation zwischen den Führungsstellen beider Portale zu trainieren“, betont Oehring. Die Einsatzleitung arbeitete mit zwei Funknetzen: für den oberirdischen Bereich wird bereits vollständig digital gefunkt, der Gebäudefunk für den Funkbetrieb im Tunnel erfolgt aktuell noch analog und ist planerisch durch den Rhein-Neckar-Kreis vorgesehen in den kommenden Jahren umzurüsten. Zur realitätsnahen Darstellung wurden mehrere Einsatzfahrzeuge im Tunnel als Stau-Fahrzeuge positioniert.

Warum Tunnel-Brände so gefährlich sind

Tunnelbrände wie etwa am Gotthard-Tunnel oder dem Tauern Tunnel haben gezeigt, dass hohe Temperaturen von mehreren hundert Grad innerhalb weniger Minuten die Betonstruktur schädigen und den Tunnel auf Jahre außer Betrieb setzen können. Ein längerer Ausfall des B 535-Tunnels hätte gravierende Folgen für den regionalen Verkehr, da er den Durchgangsverkehr von den Ortskernen Schwetzingen und Plankstadt fernhält. „Der Ausfall eines Straßentunnels ist nicht nur ein Verkehrs-, sondern auch ein Wirtschaftsfaktor. Jede Minute zählt, um Menschen zu retten und Folgeschäden zu minimieren“, so Oehring.

Die Tunnel-Brandbekämpfung stellt besondere Anforderungen an Personal und Gerät. Die beteiligten Feuerwehren investieren deshalb in Speziallehrgänge, unter anderem an Tunnelbrand-Trainingsanlagen in der Schweiz. Neben der Atemschutz- und Einsatztaktik werden dort auch das Verhalten bei hohen Temperaturen und in verrauchten engen Bauwerken trainiert.

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Die Organisation dieser Großübung war nach Angaben der Feuerwehr aufwendig: Neben der Abstimmung mit der Straßenverkehrsbehörde und dem Rhein-Neckar-Kreis mussten Nebelmaschinen, Stromversorgung, Dummys und zusätzliche Fahrzeuge eingebracht und nach Übungsende rasch wieder entfernt werden. Nach Abschluss der Übung trafen sich alle Beteiligten zu einer Nachbesprechung in der Feuerwache Schwetzingen, wo bei einem gemeinsamen Imbiss die Erkenntnisse reflektiert wurden.

Das Fazit fiel positiv aus: Die Übung habe deutlich gemacht, wie professionell die überwiegend ehrenamtlichen Einsatzkräfte in der Region zusammenarbeiten. Die Führungskräfte zeigten sich zufrieden mit dem Ablauf und den Lernergebnissen. Kommandant Oehring zollte den Einsatzkräften Respekt: „Unsere Kameradinnen und Kameraden leisten den Großteil dieser Arbeit ehrenamtlich und stellen sich den besonderen Herausforderungen der Tunnelbrandbekämpfung. Dieses Engagement verdient höchste Anerkennung“. Und für die Bevölkerung bedeute die erfolgreich absolvierte Großübung, dass die Feuerwehren der Region gut vorbereitet seien, um schnell und wirksam Hilfe zu leisten.

Redaktion Redaktionsleiter Schwetzinger Zeitung

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