Denkmäler

Tag des offenen Denkmals: So waren die Orgelkonzerte in Schwetzingen

Der traditionelle Orgelspaziergang in Schwetzingen zum Tag des offenen Denkmals führte Besucherinnen und Besucher zu drei Kirchen.

Von 
Rita Weis
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Alexander Levental an der Orgel in der evangelischen Stadtkirche. © Rita Weis

Schwetzingen. Es ist schon eine Tradition in Schwetzingen, dass am Tag des offenen Denkmals ein Orgelspaziergang stattfindet. Das bedeutet, dass in der evangelischen Stadtkirche, in der katholischen Sankt-Pankratius-Kirche und in der Schlosskirche kurze Orgelkonzerte gegeben werden, wobei die interessierten Besucher jeweils einen kleinen Spaziergang von der einen zur nächsten Lokalität machen.

Die erste Station war die Stadtkirche, wo Organist Alexander Levental seine Noten bereitgelegt hatte. Die Besucher wurden eingeladen, auf der Empore Platz zu nehmen, um dem Orgelspiel zu lauschen und zuzusehen. Kulturmanagerin Katharina Simmert begrüßte die Gäste und dankte der Stadt sowie dem Forschungszentrum Hof | Musik | Stadt für die Unterstützung.

Johannes Kraft in der katholischen Kirche St. Pankratius. © Rita Weis

Dann erklärte Organist Levental einige Grundlagen zum Aufbau einer Orgel: die Manuale, die Pedale und die Register, die für die Klangfarbe verantwortlich sind. Zur Verdeutlichung stimmte er ein paar Hörbeispiele an. Den vollen Klang der Kirchenorgel brachte er mit der Komposition „Grand Pleu Jeu – Dialogue de Voix Humaine“ des barocken Komponisten Gaspard Corrette (1670–1730) zur Geltung. Die Orgel wurde 1995 von der Firma Förster & Nicolaus Orgelbau erbaut. Sie verfügt über 27 Register auf zwei Manualen und Pedal. Da jede Orgel einen anderen Aufbau hat, gehört es zu den Aufgaben des Organisten, vor einem Konzert oder Gottesdienst die notwendigen Einstellungen zu notieren.

Die Verteilung von solistischen Stimmen, Begleitung und Bass veranschaulichte er durch die Nutzung der Manuale. Deutlich ruhiger als das erste Musikstück war das bekannte Kirchenlied „O Haupt voll Blut und Wunden“ von Dieterich Buxtehude (1637–1707). Anhand von zwei Liedern des Komponisten, Kantors und Organisten Gottfried August Homilius (1714–1785) zeigte er Merkmale eines Chorals, ursprünglich ein Kirchenlied, auf. Nach dieser kleinen, vorbereitenden Einführung in die Gehörbildung spielte er noch Stücke von Carl Philipp Emanuel Bach, Felix Mendelssohn-Bartholdy und David German. Danach machte sich die Gruppe der Musikinteressierten auf den Weg zur zweiten Station, der katholischen Kirche Sankt Pankratius.

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Die Kirche verfügt über zwei Orgeln: Die Chororgel befindet sich auf der linken Seitenempore und wurde 1967 durch die Orgelbaufirma Michael Weise in Plattling gebaut. Sie verfügt über acht Register und dient in erster Linie der Unterstützung des Gesangs im Chorraum. Die Hauptorgel auf der hinteren Empore stammt aus dem Jahre 2005; sie hat 35 Register und wurde von der Orgelwerkstätte Mönch in Überlingen erbaut, wobei ein Teil sogar auf die erste Orgel der Kirche von 1766 zurückgeht. Organist des Kurzkonzerts war Johannes Kraft, Student für Kirchenmusik in Heidelberg. Nachdem er sich kurz vorgestellt hatte, spielte er drei Stücke von Johann Sebastian Bach, zwei Stücke von Felix Mendelssohn-Bartholdy sowie eine Komposition von Georg Friedrich Händel. Das Highlight seines Auftritts war jedoch eine freie Improvisation über ein altes Kirchenlied, bei der er im wahrsten Sinne des Wortes nach und nach alle Register zog und ein unfassbar vielseitiges und spannendes Klangerlebnis erzeugte.

Yannick Schwencke in der Schlosskapelle. © Rita Weis

Die dritte Orgel lernte man in der kleinen Schlosskapelle kennen. Es ist die älteste und kleinste Orgel, sie wurde bereits 1806 von dem Heidelberger Orgelbauer Andreas Ubhauser gebaut und hat zehn Register. 90 Prozent des Instruments sind noch original. Organist für das Kurzkonzert war Yannick Schwencke, ebenfalls Masterstudent für Kirchenmusik in Heidelberg.

Ehe die kleine Orgel ertönte, hielt Rüdiger Thomsen-Fürst einen Vortrag zum „Mannheimer Bach“, seiner eigenen Wortschöpfung für Johann Christian Bach (1735–1782), jüngster Sohn von Johann Sebastian Bach. Nachdem sich der begabte Sprössling der Musikerfamilie der italienischen Oper zugewandt hatte, wurde die britische Königin Sophie Charlotte auf ihn aufmerksam und engagierte ihn als „Master of Music“. Grund genug für ihn, nach London zu ziehen, weshalb er manchmal als „Londoner Bach“ bezeichnet wird.

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Auch wenn seine Kompositionen nicht immer den Geschmack des Londoner Publikums trafen, konnte er Erfolge als Konzertunternehmer verbuchen. Mit Carl Friedrich Abel gründete er die ersten Abonnementskonzerte in London, die „Bach-Abel Concerts“, die zu beliebten Events wurden. Er avancierte zeitweilig zum Star. Der Höhepunkt seiner Karriere war die Aufführung der Oper „Temistocle“ am 5. November 1772 am Hoftheater in Mannheim auf Einladung des Kurfürsten Karl Theodor. Dies war die Anfangszeit der „Mannheimer Schule“. Bach erhielt weitere Kompositionsaufträge, doch widrige Umstände und die Bevorzugung deutschsprachiger Texte ließen das Verhältnis zum Kurfürsten abkühlen. Als Bach schließlich den Geigenvirtuosen Wilhelm Cramer abwarb, beendete Karl Theodor die Beziehung.

Nach etwas mehr als zwei Stunden war auch der Orgelspaziergang beendet. Zu guter Letzt lud Katharina Simmert die Gäste noch zu einem Gläschen Sekt ins Kurfürstenstübchen ein.

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