SWR Festspiele

Talente mit viel Feingefühl

Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs begeistern mit ihrem Können

Von 
Viktoria Linzer
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Die Musiker des Preisträgerkonzerts begeistern bei den SWR Festspielen. © Linzer

Sechs junge Ausnahmetalente gestalteten bei den Schwetzinger SWR Festspielen ein anspruchsvolles Programm, das sie als Profimusiker von morgen zeigte. Als Preisträger des renommierten ARD-Musikwettbewerbs hatten sie sich gegen eine starke Konkurrenz durchgesetzt. Ein wichtiger Bestandteil des erspielten Preises war der Auftritt im Schwetzinger Schloss vor kunstsinnigem Publikum, das es nun zu überzeugen galt.

Mit unglaublicher Bühnenpräsenz und ansteckendem Optimismus eröffnete das Chaos String Quartet zusammen mit dem Flötisten Yubeen Kim das Konzert mit der Ouvertüre zu „La Clemenza di Tito“ von Wolfgang Amadeus Mozart. Das Quartett bildeten vier junge Musiker. Besonders im Adagio aus dem Streichquartett Es-Dur offenbarten sie, nun wieder zu viert auf der Bühne, einen wohlgeformten, feinen Klang. Ein kurzes Innehalten, ein gemeinsamer Herzschlag als Taktgeber und es ging weiter im emsigen Allegretto.

Die Romanze begann langsam und melancholisch wie im ersten Satz, steigerte sich aber schnell zu einem gemeinsamen Hoch der Gefühle, das Susanne Schäffer als erste Geige sicher anführte. Mit Entschiedenheit und einem Tempo, das ein unerfahrenes Ensemble sofort entlarvt hätte, starteten sie ins „Allegro molto vivace“ und holten sich den ersten Bravoruf und einen langen Applaus ab.

Platz drei im Wettbewerb 2022

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Seine Namenswahl erklärt das Quartett als reiches Konzept von Chaos in Wissenschaft, Kunst und Philosophie. Beim ARD-Musikwettbewerb 2022 holten sie sich den dritten Preis. Eszter Kruchió an der Geige und Bas Jongen kehrten nun auf die Bühne zurück, um mit Junhyung Kim am Klavier ein gemeinsames Trio zu bilden. Die Elegie des belgischen Komponisten Joseph Jongen klang fast sphärisch. Im Stil hätte man eher auf das 19. Jahrhundert getippt, einige Stellen verrieten aber, dass er ein Komponist des 20. Jahrhunderts ist. Auch das „Allegro appassionato“ verlangte den Spielern einiges an Können ab. Überwältigende Tonkaskaden rollten über das Publikum hinweg, bevor eine wunderbare Melodie sich ihren Weg bahnte. Auch hier honorierten die Zuhörer die außergewöhnliche künstlerische Leistung und holte das Trio noch mal auf die Bühne.

„Spätzünder“ an den Tasten

Nach der Pause ging es genauso beeindruckend, aber in anderer Konstellation mit dem Quartett A-Dur KV 298 von W. A. Mozart weiter. Yubeen Kim zeigte an der Flöte, warum er im vergangenen Jahr beim 71. Internationalen Musikwettbewerb der ARD mit dem ersten Preis und dem Sonderpreis für die beste Interpretation der Auftragskomposition ausgezeichnet wurde. Bratschistin Sara Marzadori, Susanne Schäffer an der Violine und Bas Jongen am Cello bildeten mit ihm ein Quartett, das stilsicher klare Linien und einen fein balancierten Klang auf die Bühne zauberte. Besonders in den verspielten Phrasen sah man den jungen Talenten die Freude am Musizieren an. Eine ganz andere Epoche und Welt betrat das Chaos String Quartet, wiederum mit Yubeen Kim, mit dem Komponisten Alberto Ginastera und den „Impresiones de la Puna“. Schließlich durfte noch Anton Arenskij auf dem Programm nicht fehlen, das „Klavierquintett D-Dur op. 51“ eröffnete Junhyung Kim mit feierlichen Akkorden an den Tasten. Kaum zu glauben, dass der junge Pianist erst im Alter von zehn Jahren das Klavier für sich entdeckte. Danach ging es steil nach oben, zahlreiche Preise schmücken seine Vita, zuletzt der zweite Preis beim ARD-Musikwettbewerb in München.

Ein großes Finale hatte der Komponist schon im 1. Satz vorbereitet, nach dem es schwer viel, nicht zu klatschen. Besonders im Scherzo wurde es mit vorwärtsdrängenden Tonrepetitionen noch mal sehr interessant, die das Publikum zum Staunen und zu früh zum Klatschen brachten. Ohne Pause stimmte das Quintett den letzten Satz an, nach dem es sich den verdienten Applaus abholte.

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