Schwetzingen. Das Theater am Puls (TaP) besticht immer wieder durch besondere schauspielerische Leistungen. In einer kleinen Serie stellen die Redaktion das Schauspielerteam näher vor. Diese Woche stellt sich der 49-jährige Hartmut Lehnert aus Berlin den Fragen.
Warum sind Sie Schauspieler geworden?
Hartmut Lehnert: Als Schauspieler habe ich den großen Luxus, mich auf der Bühne und natürlich auch davor beim Probenprozess mit den großen Fragen des Menschseins auseinandersetzen zu dürfen. Und manchmal geht es auch einfach nur darum, die Menschen zum Lachen zu bringen. Am liebsten sind mir Stücke und Inszenierungen, die beides können. Und es ist immer wieder überraschend, wie aktuell die Themen sind, selbst wenn sie aus der Feder eines Autors stammen, der schon lange tot ist.
Wo hatten Sie Ihre Ausbildung?
Lehnert: Ich bin erst mit 30 zum Schauspiel gekommen. War Diplom-Wirtschaftsingenieur, habe vier Jahre beim Deutsche-Bahn-Konzern in Berlin gearbeitet und mich dann für einen Wechsel zur Bühne entschieden. Bin drei Jahre lang auf die Schauspielschule in Berlin am Europäischen Theaterinstitut gegangen und seither lebe ich von der darstellenden Kunst. Da ich vorher einen sicheren Job hatte, kann ich nun meine Freiheit auf der Bühne umso mehr genießen.
Wie sind Sie zum Theater am Puls gekommen?
Lehnert: 2014 hatte ich ein Inserat bei einem Jobportal gelesen und bin dann von Berlin zum Vorsprechen nach Schwetzingen gefahren. Beim TaP hat alles gepasst und deshalb bin ich auch geblieben.
Was war oder ist Lieblingsrolle?
Lehnert: Meine erste Rolle war Shylock im Kaufmann von Venedig. Auch gleichzeitig einer meiner absoluten Lieblingsrollen: Der Unterdrückte und Außenseiter kämpft um sein Recht, fordert Gerechtigkeit – auch mit Gewalt – und scheitert am Ende, weil die Mächtigen in der Gesellschaft sich immer durchsetzen. Auch das bleibt immer aktuell, das erleben wir auch gerade in Gaza ähnlich. Ein weiterer Höhepunkt war für mich „Adam Schaf hat Angst“. Bei diesem Georg-Kreisler-Musical war ich zwei Stunden allein auf der Bühne, die mir alles abverlangt haben. Ich war immer schon eine Woche lang vor einer Vorstellung nervös. Da steckte auch viel von mir persönlich drin. Ein alternder Schauspieler kämpft gegen das Scheitern an und versucht sein Leben zu ordnen – das war sehr intensiv.
Was ist das Besondere am TaP?
Lehnert: Hier machen alle mit Herzblut Theater. Es wird nie die einfachste Variante gewählt. Es wird diskutiert und gerungen. Es wird gefordert. Für mich ist das TaP so, wie Theater sein soll: Es ist aktuell, es will etwas und es unterhält.
Welche Engagements haben Sie sonst noch?
Lehnert: Im vergangenen Jahr habe ich in der Komödie am Ku’damm in Berlin gespielt und ansonsten bin ich auch oft mit den „Physikanten“ unterwegs, einer Physik-Comedy-Show, die durch ganz Deutschland und Europa tourt.
Haben Sie sonstige Interessen oder Hobbys?
Lehnert: Ich habe das Hobby zum Beruf gemacht. Als Ausgleich gehe ich dann einfach ins Fitnessstudio.
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