Im Interview

Tod eines Handlungsreisenden: Arthur Millers Meisterstück in Schwetzingen

Fast 75 Jahre nachdem Elia Kazan Arthur Millers Drama "Tod eines Handlungsreisenden" am Broadway präsentierte, feiert das Theater am Puls in Schwetzingen die Premiere des Stücks.

Von 
Noah Eschwey
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Uwe von Grumbkow in liebevoller Szene mit seiner Frau Susanne © Nicole Böhm

Schwetzingen. Es war ein Spektakel der Superlative, als der mehrfach mit dem Oscar ausgezeichnete und weltbekannte Regisseur Elia Kazan im Jahre 1949 Arthur Millers Meisterstück „Tod eines Handlungsreisenden“ zum allerersten Mal am legendären Broadway in New York präsentierte. Nun, knapp 75 Jahre später, feiert das Theater am Puls in Schwetzingen diesen Samstag, 30. September, die (ausverkaufte) Premiere des Dramas. Regie führt TaP-Intendant Joerg Steve Mohr.

Das Werk, das den rapiden Abstieg eines Verkäufers nach Abflachen der Wirtschaftswunder-Zeit beleuchtet, untersucht – nach Angaben des Theaters am Puls – „die Auswirkungen des Traums vom individuellen Glück auf die menschliche Psyche“. Wie wichtig bei einem Stück die Besetzung ist, drückte Mohr bei der Saisonpressekonferenz aus. Mit Schauspieler Uwe von Grumbkow sei ihm der Darsteller schlechthin für die Rolle des Willy begegnet – und genau deshalb wird das Stück „Tod eines Handlungsreisenden“ die neue Spielzeit eröffnen.

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Im Interview erzählt Uwe von Grumbkow, warum er Millers Drama für brandaktuell hält und eröffnet einen spannenden Blick auf die Herausforderungen, die es mitbringt, mit der eigenen Ehefrau und Schauspielkollegin Susanne zusammenzuarbeiten.

Herr von Grumbkow, das Stück „Tod eines Handlungsreisenden“ ist das bekannteste Drama Arthur Millers. Wie fühlt es sich für Sie an, ein solches Stück wieder zum Leben zu erwecken?

Uwe von Grumbkow: Manche Stücke sind immer aktuell und brauchen nicht zum Leben erweckt werden. „Tod eines Handlungsreisende“ ist seit der Uraufführung immer wieder auf den Spielplänen der Theater aufgetaucht. Vielleicht weil es so viele Aspekte hat. Für mich war die menschliche Seite, diese extrem widersprüchliche Mentalität und die Unaufhaltsamkeit der Tragödie der spannendste Teil. Sich darin wiederzufinden, obwohl man so vieles von Willy Loman eigentlich ablehnt, das war in den fünf Wochen proben der aufreibendste Teil.

Auch Ihre Frau, Susanne von Grumbkow, wird bei dem Stück mitspielen. Wie ist das mit der eigenen Frau zusammenzuarbeiten?

Von Grumbkow: Wir machen das schon seit vielen Jahren und haben gelernt damit umzugehen. Ich liebe es (meistens), weil wir uns gut ergänzen.

Können Sie gegenseitig unterscheiden, wann der Ehepartner und wann eine schauspielerische Rolle Ihnen gegenübersitzt?

Von Grumbkow: Wir spielen manchmal gerne damit, aber wir wissen auch, wo die Grenzen sind. Nach 30 Jahren Ehe ist der Respekt das Wichtigste. Und den haben wir – Tendenz steigend.

Wie kam der Kontakt zum Theaterintendant Joerg Steve Mohr zustande?

Von Grumbkow: Die Theaterwelt ist ein Dorf. Wer wen angesprochen hat oder welcher Kollege wen empfohlen hat – keine Ahnung. Irgendwann waren wir auf einer Premiere und irgendwann kam mit Peter Pan die erste Zusammenarbeit zustande. Daraufhin hatte meine Frau viel Spaß mit den „Nabelschnüren“. Kurz darauf kam schon für uns beide das Stück „Brigitte Bordeaux“ und spätestens seit dieser Inszenierung waren wir diesem Theater verfallen.

„Tod eines Handlungsreisenden“ stammt aus dem Jahr 1949 zur Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Wie aktuell ist das Stück heute?

Von Grumbkow: Topaktuell. Die wirtschaftlichen Verhältnisse werden im negativen Sinn für uns immer amerikanischer. Drei bis vier Minijobs sind fast überall normal. In meinem Beruf gibt es kaum noch Festanstellungen. Keine soziale Sicherheiten mehr. Und das Aussortieren der „zu Alten“, „zu Schwierigen“ oder „zu Schwangeren“ ist auch mittlerweile ganz „normal“. Es wäre mal spannend, diese Geschichte auf eine alleinerziehende Mutter zu übertragen. Wer das Geschlechtsspezifische weglassen kann, der sieht eine topmoderne Geschichte.

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Was kann die Gesellschaft aus dem Stück lernen?

Von Grumbkow: Alles, was sie gerade wieder verliert – das heißt Toleranz, Mitgefühl, Höflichkeit, Dankbarkeit und Charakter.

Welche besonderen Herausforderungen brachte das Stück für Sie hervor?

Von Grumbkow: Offen, ehrlich, spontan, authentisch zu sein und gleichzeitig absolut präzise. An diesem Theater und mit diesem Ensemble habe ich immer den Anspruch gespürt, das Beste geben zu wollen, weil das alle tun. Mit einem tollen Stück, einer großartigen Bearbeitung, einer anspruchsvollen Regie, wunderbaren Kollegen und Kolleginnen und einem tollem Team hinter der Bühne möchte man dem gerecht werden.

Sie tragen den Namen von Grumbkow, ein Adelsgeschlecht, das bis vor das Jahr 1400 zurückzuführen ist. Gibt es eine Person in Ihrem Stammbaum, die Sie inspiriert?

Von Grumbkow: Das Schöne mit so einem alten Namen ist, dass es vieles gibt, was dokumentiert wird. Es gibt einiges auf das man stolz sein könnte, aber auch vieles, worüber man lieber den Mantel des Schweigens ausbreiten möchte. Letztendlich war diese Familie nie so vermögend, dass sich spätere Generationen darauf ausruhen konnten, und dementsprechend gibt es viele Vorfahren, die ihr Leben einfach selbst in die Hand genommen haben, darunter auch nicht wenige Frauen, die ihr Glück machten – oder auch nicht. Aber es war immer selbst geschmiedet. Das hat mir schon immer gefallen.

Gibt es etwas, das Sie schon immer mal in der Zeitung sagen wollten?

Von Grumbkow: Ich hoffe immer noch, dass die Dummheit, die Arroganz und die Gefühllosigkeit recht bald eines natürlichen Todes sterben werden. Ich mag das Leben.

Weitere Vorstellungen: Freitag, 13. Oktober, 20 Uhr; Sonntag, 12. November, 19 Uhr, Samstag, 2. Dezember, 19 Uhr. Karten gibt’s im SZ-Kundenforum und unter www.theater-am-puls.de.

Zur Person: Uwe von Grumbkow

Uwe von Grumbkow wurde am 27. Mai 1962 in Eschwege (Hessen) geboren.

Von 1984 bis 1987 verwirklichte er seinen Traum, Schauspieler zu werden, an der Schauspielschule Hamburg. Dort lernte er seine spätere Ehefrau Susanne kennen.

Seine erste Anstellung erhielt er direkt im Anschluss am Nationaltheater in Mannheim in den Jahren 1987 bis 1991.

Seit 1992 ist Uwe von Grumbkow selbstständig.

Im Jahr 1993 heiratete der heute 61-Jährige seine Lebensgefährtin Susanne.

1997 bekam das Ehepaar ihre erste von zwei Töchtern. ne

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