Schwetzingen. Der Wechsel flößt ihr Respekt ein. Zehn Jahre stand Walter Imhof dem Freundeskreis des Theaters am Puls in Schwetzingen vor. Und, so sagt es seine frisch gekürte Nachfolgerin im Amt, Birgit Schillinger, er habe einen Unterschied gemacht, und zwar zum Besseren hin. Das Niveau, auf dem Imhof agiert habe, sei für sie so denn auch unerreichbar. „Ich trete in viel zu große Fußstapfen.“
Trotzdem ist Schillinger sich sicher, dass sie der Aufgabe als neue Vorsitzende des Freundeskreises gerecht werden könne. Immerhin fange man ja nicht bei null an und die Zusammenarbeit im Freundeskreis läuft reibungslos.
Kontakt
Kontakt zum Freundeskreis des Theaters: freundeskreis.theater-am-puls.de
Die neue Spielzeit im Theater startet am Samstag, 30. September, 19 Uhr, mit der Premiere von „Tod eines Handlungsreisenden“. Das ganze Programm gibt es unter www.theater-am-puls.de.
Dieser Schritt kam für die Deutsch- und Mathematik-Lehrerin am Hebel-Gymnasium etwas zu früh, wie sie gesteht. Es wäre eigentlich ein Projekt für die Rente gewesen. Zugleich lockte die Aufgabe sie sehr. Denn das Theater am Puls sei ja nicht nur irgendein Theater, sondern einer der Herzschrittmacher für das Kulturleben in der kurfürstlichen Residenz. Und das mit Strahlkraft weit darüber hinaus. Das kleine Theater müsse sich am Himmel deutschsprachiger Theater jedenfalls nicht einen Moment lang verstecken. Im Gegenteil, für Schillinger leuchtet der Theater-am-Puls-Stern hell wie kaum ein anderer. Frei nach dem Autor Michael Ende und seinem Buch „Jim Knopf und der Lokomotivführer“ ist das Theater am Puls ein umgekehrter Scheinriese.
Von weitem sieht es klein aus, aber je näher man kommt, desto größer wird es. Was sich natürlich dem Ensemble rund um den Gründer und Intendanten Joerg Steve Mohr verdanke. Ihm attestierte die neue Vorsitzende des Freundeskreises „enorm viel Mut“. Dank ihm sei das Theater das, was es sein sollte: „eine Schule der Empathie.“ Man begegne anderen Perspektiven, lerne andere und anderes zu verstehen und dass manchmal bis an die Schmerzgrenze. Gerade in diesen unruhigen und aufgeregten Zeiten sei kaum etwas wichtiger. Vielleicht findet sich deshalb eines ihre Ziele in der Verjüngung. Sowohl im Freundeskreis, als auch im Publikum würde Schillinger gerne mehr junge Leute sehen.
Ein Projekt dafür ist eine Art Abo für Schüler und deren Eltern für vier Aufführungen. Schillinger übernimmt dabei die ganze Organisation: „Nur kommen muss man noch selber.“ Im Kopf hat sie auch ein Projekt, in dessen Rahmen Schüler das Programmheft gestalten. Und den Spargellauf irgendwie mit dem Theater zu verknüpfen, wäre auch spannend. Trotz der allgegenwärtigen Digitalisierung, dem zunehmenden Streaming von allem und dem Dauergebrabbel in sozialen Netzwerken, das Theater sei, wie eigentlich auch schon im alten Griechenland, der Ort der gesellschaftlichen Selbstvergewisserung. Nirgends würde das Nachdenken über das Ich und das Andere mehr getriggert als auf der Bühne. Ganz analog mit echten Menschen als Protagonisten. Und deshalb war es dann am Ende für Schillinger doch keine Frage, die Frage nach dem Freundeskreis-Vorsitzenden mit ja zu beantworten. Das Theater und seine Zukunft wögen dann doch weit mehr als ein paar Bedenken in Sachen Zeitmanagement.
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