Schwetzingen. Der Gedanke ist so schön wie weihnachtlich: Kindern zum Christfest mit einem Geschenk eine Freude machen, die mit ihren Familien in schwierigen wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Schon im 16. Jahr führen die Initiatoren, das bekannte Schwetzinger Rechtsanwaltsehepaar Antonia und Tibor Wettstein, die Aktion durch, bei der auf dem Weihnachtsmarkt auf dem Schlossplatz an einen großen, geschmückten Christbaum Zettel mit Wünschen von Kindern aufgehangen werden und liebe Menschen diese an sich nehmen und anschließend die Geschenke besorgen, die später an die glücklichen Empfänger übergeben werden.
Es ist Samstagmittag und Antonia und ihr Mann Tibor stehen gut gelaunt auf dem Schlossplatz am Eingang des Weihnachtsmarkts an einem Bistrotisch. Direkt daneben befindet sich ein großer von der Stadt aufgestellter und geschmückter Tannenbaum. Auf dem Tisch steht eine Kiste, in der, dicht gedrängt, Wunschkarten stehen und die nur darauf warten, ebenfalls zwischen Tannenzweigen gehängt zu werden.
Lange gedulden müssen sie sich nicht. Denn, mit Weihnachtsmusik im Ohr und dem Duft von Gebratenem und Glühwein in der Nase, treten vorsichtig immer neue Neugierige und viele auch gezielten Schrittes näher, lesen und nehmen ein, zwei oder manchmal auch mehr Wünsche mit, bevor sie lächelnd weiter gehen.
Die Initiatorin lächelt ebenfalls und meint: „Offiziell sollte es heute zwar um 12 Uhr losgehen, aber wir haben schon vorher begonnen. Sofort griffen die Leute zu.“ Viele davon seien „Stammkunden“, so Wettstein, die jedes Jahr kämen.
Aber auch neue Helfer sind dabei. So auch Mathias Arman, der mit seiner Kollegin Hanna Hoffschulz die Kärtchen durchsieht. Beide sind für das Deutsche Rote Kreuz tätig und in Arbeitskleidung ausgestattet mit Taschen mit Hilfsmaterial zur Sicherheit auf dem Weihnachtsmarkt unterwegs, für den Fall, das etwas passieren sollte. Zwar sind viele Besucher da, doch es passiert gerade nichts, was ihren Einsatz benötigen würde. Also nutzen sie die kleine Pause, um zu helfen.
„Hanna hat mir heute Morgen davon erzählt. Ich bin nicht von hier und kannte den Kindertraumbaum noch nicht“, erklärt Arman im Gespräch. Spontan habe er sich dazu entschlossen, mitzumachen. Seine Kollegin berichtet: „Ich bin schon immer mit meinen Eltern deswegen hergekommen. Heute bin ich groß und komme immer noch. Es ist einfach eine schöne Idee.“
Kindertraumbaum in Schwetzingen erfüllt Wünsche: Babypuppe und Werkzeugbank
Daneben steht Katharina Simmert mit ihren Kindern. Gemeinsam entscheiden sie, welche Wünsche sie als Familie erfüllen wollen: „Wir machen mit, seit wir in Schwetzingen sind. Wichtig finde ich auch, dass meine Kinder erleben, was es heißt, zu helfen, und wie schön das ist.“ Laut spricht sie ihre Gedanken aus: „Hm, Babypuppe oder Barbie als Alternativwunsch? Dann die Babypuppe.“
Spendenkonto
Wer spenden möchte, kann unter Angabe des Stichworts „Kindertraumbaum“ Geld überweisen an das Diakonische Werk, Kinderförderfonds, Sparkasse Heidelberg IBAN DE86 6725 0020 0009 1409 05, BIC SOLADES1HDB. mon
Zum Geschenk für ein kleines Mädchen nimmt sie noch einen Spielzeug-Akkuschrauber und eine Werkbank für einen kleinen Jungen. Es sind relativ bescheidene Wünsche in einer meist am Konsum orientierten Welt und sie werden auf den Wert von 30 Euro begrenzt, damit sich das Schenken jeder leisten kann.
Auch Nadine Bikowski, die Bezirksleiterin des Diakonischen Werks Südliche Kurpfalz, ist dabei, um zu helfen. Sie spricht über den Kinderförderfonds. „Mit den Spenden, die dort eingehen, werden Geschenke nachgekauft, wenn nicht alle Wünsche mitgenommen wurden“, erläutert sie. Beim Kindertraumbaum teilnehmen könnten alle Kinder, die zu Familien gehörten, die eine Einkaufsberechtigung für den Tafelladen „Appel + Ei“ hätten, sowie diejenigen, die auf Sozialhilfe angewiesen seien.
„Wir freuen uns über jede Spende. Das übrige Geld wird unter dem Jahr dazu eingesetzt, Kindern die Teilhabe am sozialen Leben zu ermöglichen, zum Beispiel für den Kauf von Sporttrikots oder damit sie die Musikschule besuchen können“, meint Bikowski.
Antonia Wettstein betont: „Mit den Familien wird übrigens immer besprochen, ob und wenn ja, wie viel sie selbst dazu beisteuern können, auch wenn es nur wenig ist.“ Wettstein unterstreicht abschließend: „Es ist Hilfe zur Selbsthilfe. Engagement wird belohnt, so dass auch ein Lerneffekt besteht.“
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