Adventscafé

Unterrichtsmarkt im Weihnachtsgewand am Privatgymnasium Schwetzingen

Am Schwetzinger Privatgymnasium können Eltern ihre Schulkenntnisse im weihnachtlichen Flair unter Beweis stellen. Dabei lässt sich auch konkurrieren.

Von 
Nicolai Lehnort
Lesedauer: 
Welche chemische Verbindung gehört zu welchem Modell? Für Chemielehrer Martin Schindler (r.) ist es ein Kinderspiel. © Lehnort

Schwetzinge. Den Chemiestoff der zehnten Klasse auffrischen, Fremdsprachenkenntnisse unter Beweis stellen oder Matheaufgaben lösen – klingt zwar wie ein Test zur Allgemeinbildung, diesen Herausforderungen konnten sich jedoch die Besucher des Adventscafés im Schwetzinger Privatgymnasium stellen.

Natürlich hat Mitorganisator Marcus Weiss mit seiner Aussage, es sei „eigentlich wie ein Weihnachtsmarkt“, nicht Unrecht. In der Mensa, dem gläsernen Gebäude neben der Schule, herrschte weihnachtliche Atmosphäre, Baum und Bühne wurden aufgestellt, die Tische mit Kerzen, Christbaumkugeln und Tannenzweigen geschmückt. Von Glühwein und selbst gebackenen Keksen bis hin zu eher ausgefallener Kulinarik wie „prutal geiler Sugarwatte“, wie es mit einem Augenzwinkern auf einem der Plakate zu finden war, sowie Falafel-Hotdogs wartete der Foodcourt mit einem reichhaltigen Angebot auf, das durch die Zelte im Außenbereich ergänzt wurde. So weit, so üblich für einen Weihnachtsmarkt.

Chemie, zehnte Klasse

Unkonventionell wurde es jedoch im Schulgebäude, denn dort fand erstmals ein sogenannter Unterrichtsmarkt statt. „Damit die Eltern sich ein Bild machen können von dem, was die Kinder im Unterricht lernen“, erzählt Deutsch- und Biologielehrer Weiss. Im Inneren des noch jungen Privatgymnasiums haben die Schüler ihre Klassenzimmer in herausfordernde Mitmachstationen umgestaltet.

Beim Adventscafé im Schwetzinger Privatgymnasium herrscht in der geschmückten Mensa weihnachtliche Atmosphäre. © Nicolai Lehnort

„Das sind noch die Basics“, sagt Zehntklässlerin Nika Lautenschläger lässig und zeigt auf das ausgelegte Plakat, auf dem chemische Verbindungen von Stoffklassen wie Alkenen und Aldehyden abgebildet sind. Auf dem Tisch daneben finden sich die dazugehörigen chemischen Modelle. Aus welchen Elementen setzen sie sich zusammen und über wie viele Verbindungen verfügen sie? Da gerät selbst Lehrer Weiss ins Schwitzen. „Hätte ich Chemie nur nicht vorzeitig abgewählt“, schmunzelt er.

Weniger Schulwissen als vielmehr Geschick ist im Klassenraum der 7b gefragt, wo sich in unterschiedlichen Spielen gemessen werden kann. „Wir haben im Vorfeld sehr viele Ideen gesammelt“, berichtet Lehrerin Alicia Miranda von den Vorbereitungen. Die Schüler seien mit Begeisterung dabei gewesen. Einer hat sogar selbst etwas gebaut, schwärmt sie und deutet auf die Station „Cookieball“. Dieser Schüler ist Tim. Er steht neben seiner selbst erbauten Station und schaut nach dem Rechten. Hier müssen die Besucher Bälle in den Mund des Krümelmonsters werfen, der ähnlich wie ein Basketballkorb designt wurde. „Mein Vater hat es gebaut, meine Mutter und ich haben angemalt und mein Bruder hat es getestet“, erzählt Tim von dem Familienprojekt. Eine Woche lang hätten sie daran gebastelt.

Wettstreit unter Eltern

Besucherin Stefanie Weber gefällt das Konzept. Sie ist zum ersten Mal beim Adventscafé, ihr Sohn besucht die fünfte Klasse. „Es ist schön, dass die Schüler eingebunden sind und beteiligt werden. Sie sind nicht nur Konsumenten“, meint sie, nachdem sie sich in einem Klassenzimmer über die sozialen Projekte der Schule informiert hat. Dem Wettstreit sei sie bislang noch fern geblieben. „Da warte ich noch auf meinen Mann, damit wir uns messen können“, gibt sie sich wettkampferprobt.

Mehr zum Thema

Inklusion

Erstmals Tag der Vielfalt am Privatgymnasium Schwetzingen

Veröffentlicht
Von
Marcus Oehler
Mehr erfahren
Sommerfest

Privatgymnasium Schwetzingen feiert zehnjähriges Bestehen

Veröffentlicht
Von
Volker Widdrat
Mehr erfahren
Kooperation

Gemeinsam im Kampfsport geübt: Privatgymnasium und Comeniusschule in Schwetzingen

Veröffentlicht
Von
Stephanie Böh, Privatgymnasium
Mehr erfahren

Die junge Frau zählt zu den frühen Gästen. Mit der Eröffnung des Cafés um 16.30 Uhr an einem Wochentag warten viele noch auf ihre berufstätigen Partner. In Summe erwarten sie, wie auch im Vorjahr, rund 800 Gäste, schätzt Marcus Weiss, der zur erweiterten Schulleitung gehört. Zunächst sind viele Großeltern auf den Fluren des Privatgymnasiums auszumachen – so wie der Opa von Ella Pfleger, der ihr Plakat mit dem Titel „Loyalo Brusho“ begutachtet. Das ist eine Haarbürste mit integriertem Haargel, erzählt die Neuntklässlerin. Im Unterrichtsfach WBS – die Abkürzung steht für Wirtschafts-, Berufs- und Studienorientierung – hatten sie fiktive Start-up-Unternehmen mit innovativen Produkten gegründet, sich sogar Gedanken über die Unternehmensform gemacht und Geschäftsführer ernannt. „Wir haben uns etwas überlegt, das es in dieser Form noch nicht gibt“, sagt sie über die Bürste. Auf der Strichliste, über die Besucher entscheiden dürfen, in welches der präsentierten Start-ups sie investieren würden, spielt ihre Erfindung vorne mit.

Auftritte der Band

Nach den Einblicken in die Unterrichtswelt und den Wettkämpfen untereinander wartet das Adventscafé zu späterer Stunde noch mit Auftritten der Schüler- und Lehrerband auf. Nach der geistigen Anstrengung bietet es den Gästen Möglichkeit zur Entspannung und gemütlichem Beisammensein. Wie bei einem eigentlichen Weihnachtsmarkt eben.

Volontariat Nicolai Lehnort ist seit Juli 2023 Volontär.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke