Unwissenheit oder Trotz?

Es war ein schöner und informativer Pressetermin vor einer Woche, als die Stadt Schwetzingen in Zusammenarbeit mit dem Land Baden-Württemberg einen neuen und schicken Bücherschrank im Marstallhof präsentierte (SZ vom 10. November). Ein Vertreter des Landes, der Bürgermeister und die Kulturreferentin der Stadt waren mit von der Partie und füllten den wasserfesten Schrank mit Lesestoff. Der neue Bücherschrank sollte das bestehende Regal ersetzen, das behördlicherseits „aus Sicherheitsgründen“ nicht im Durchgang zum Marstallhof bleiben durfte. So hatte ich das zumindest verstanden, so war vermutlich die Intention der Ausführenden.

Tja: Aber irgendwie scheint dieser wirklich neue Bücherschrank nicht auf Gegenliebe zu stoßen. Denn seitdem er steht, quillt das andere alte, aber zentral stehende Regal geradezu vor Büchern über. Eine Erklärung wäre, dass hier einige Zeitgenossen aus Trotz handeln und den neuen Bücherschrank ignorieren, der allerdings ziemlich versteckt und logistisch etwas unglücklich platziert ist. Eigentlich schade, denn im Marstallinnenhof hat man schön Platz, um sich mit den eingestellen Sachen zu beschäftigen und dann bestenfalls zum Schmökern mit nach Hause zu nehmen.

Eine andere Erklärung wäre, dass all die Menschen, die da jetzt ihre gelesene Lektüre anderen zur Verfügung stellen möchten, nicht unsere Zeitung lesen und so gar nichts von dem neuen Bücherschrank mitbekommen haben, weil sie ihn vielleicht beim Vorbeigehen via Carl-Theodor-Straße noch nicht entdeckt haben. Hier verspreche ich, persönlich Abhilfe zu schaffen: Melden Sie sich bei mir – ich verhelfe Ihnen zu einem Abonnement unserer Zeitung!

Und noch eine andere Idee: Die Stadt nimmt einfach mal das olle Regal aus der Einfahrt weg und hängt – erst mal vorübergehend, wenn auch nicht schick – ein Hinweisschild auf den neuen Bücherschrank auf. Mal schauen, was passiert. Denn mal ehrlich: Es ist doch toll, wenn hier ein Bedürfnis seitens der Behörden erkannt und gehandelt wurde. Finden Sie nicht auch?