Schwetzingen. Country steht wohl wie kein anderes Musikgenre in Verbindung mit den USA. Nicht nur, dass es dort immense Popularität besitzt, es finden sich auch sicherlich in keinem anderen Land so viele Country-Musiker wie in den Vereinigten Staaten. Einer davon – und ein extrem erfolgreicher obendrein – ist Brad Paisley, der am Sonntag, 31. Juli, bei „Musik im Park“ im Schwetzinger Schlossgarten auftritt – es ist übrigens seine einzige Station in Deutschland in diesem Jahr. Bei seiner Online-Pressekonferenz für die anstehende Europatour spricht der 49-Jährige unter anderem über das Dasein als Musiker während der Pandemie sowie über den Status von Country in Europa im Gegensatz zu den USA.
Zur Person: Brad Paisley
- Brad Paisley ist am 28. Oktober 1972 in Glen Dale, West Virginia in den USA geboren.
- Sein Debütalbum „Who Needs Pictures“ ist 1999 erschienen. Seitdem hat der Country-Musiker elf Studioalben und eine Weihnachts-Compilation veröffentlicht.
- Er hat in seiner Karriere zahlreiche Musikpreise gewonnen, darunter drei Grammys.
- In seiner Wahlheimat Nashville, Tennessee betreibt er gemeinsam mit seiner Frau Kimberly Williams-Paisley die Non-Profit-Organisation „The Store“. Das Lebensmittelgeschäft verfolgt ähnlich wie hiesige Tafelläden das Ziel, einkommensschwache Menschen mit Essen zu versorgen.
- Darüber hinaus hat Paisley unter dem Namen „American Highway Bourbon“ seinen eigenen Whiskey herausgebracht.
- 2019 ist der Country-Star erstmals in Deutschland aufgetreten und hat ein ausverkauftes Konzert im Berliner Tempodrom gespielt. In Europa war er schon mehrfach auf Tour, insbesondere in Skandinavien und den Niederlanden.
- Sein Auftritt am Sonntag, 31. Juli, im Schlossgarten Schwetzingen bei „Musik im Park“ ist das einzige Deutschlandkonzert, das Brad Paisley in diesem Jahr spielt.
In Europa ist Paisley schon mehrfach aufgetreten, allerdings bisher nur einmal in Deutschland. „Meine Band, meine Crew und meine Familie freuen sich alle sehr auf Europa – ich natürlich auch. Das letzte Mal ist viel zu lange her. Einige der besten Erinnerungen meiner Musikkarriere stammen von Touren in Europa.“ Manche seiner Auftritte, die er im Sommer hier bestreitet, waren ursprünglich für 2020 geplant – so auch der in Schwetzingen. Dieser wurde erst ersatzlos abgesagt. Schließlich gab es dann doch einen Termin für 2021, den Paisley nun nachholt. Verändert hat das einiges, zumindest was sein Bühnenerlebnis angeht: „Ich habe keine Ahnung, was genau wir 2020 gemacht hätten. Ich mag, dass sich jetzt alles wie ein Neubeginn anfühlt. Wir haben für unsere US-Tour grade eine ganze Show entwickelt und in Europa wird es etwas Ähnliches geben. Aber eins ist klar: Selbst wenn der Auftritt vielleicht nur ein kleines bisschen anders sein wird als er 2020 vielleicht gewesen wäre, wird er sich komplett anders anfühlen wegen dem, was wir alle gemeinsam durchgemacht haben in den vergangenen zwei Jahren.“
Zoom als Kontaktmöglichkeit
Insbesondere im Musikgewerbe mit plötzlich wegbrechenden Auftrittsmöglichkeiten, war es schwer, sich an die neuen Umstände zu gewöhnen, wie Paisley selbst sagt. „Ich weiß nicht, ob ich mich zwischenzeitlich überhaupt richtig daran gewöhnt habe.“ Die Verbindung zu seinen Fans hat er dann anders gesucht – und gefunden: „Ich habe früh erfahren, was Zoom ist und konnte darüber Kontakt zu Fans haben, was ich auch wirklich gebraucht habe. Es war ein tolles Hilfsmittel. Einmal haben mich zum Beispiel einige Krankenschwestern aus Dallas kontaktiert – dafür hatte ich eine Nummer eingerichtet. Sie haben mir erklärt, dass ihre Schicht grade zu Ende sei und mich gefragt, ob ich gerne etwas mit ihnen trinken würde und dann haben wir das via Zoom gemacht und uns unterhalten.“
Die vergangenen beiden Jahre hatten nicht nur einen Einfluss darauf, was das Auftreten vor Publikum generell für Künstler wie Paisley angeht, es ändert auch die Sichtweise auf das eigene Material. „Mein Lied ‚Last Time for Everything‘ werde ich nie wieder so spielen können wie vor der Pandemie. Es handelt davon, jede Gelegenheit zu nutzen, bevor es zu spät ist. Und ich erinnere mich, dass ich den Song bei einem Konzert Anfang 2020 gespielt habe als alle meine US-Konzerte bereits wegen Corona abgesagt waren. Aber weil wir mitten im Nichts in Saskatchewan in Kanada waren, hat man uns spielen lassen. Ich kenne sonst keine Musiker, die an diesem Tag überhaupt noch ein Konzert spielen konnten. Und dort habe ich dieses Lied gesungen und mich gefragt, wann ich einen solchen Anblick noch mal haben werde.“
Inzwischen besteht die Möglichkeit für den Sänger natürlich wieder, das Publikum von Angesicht zu Angesicht sehen zu können. Doch wie allen schmerzlich bewusst ist, hat in der jüngeren Vergangenheit nicht nur die Pandemie die Welt verändert. „Ich habe ein Lied namens ‚American Saturday Night‘, das wir inzwischen in einer Version spielen, in der ich textlich Bezug auf die Ukraine nehme und wir auch Bilder der ukrainischen Flagge während des Stücks zeigen. Natürlich hat es dadurch nun eine ganz neue Bedeutungsebene.“
Verwirrte Fans
Natürlich möchte der Country-Star aber auch an Altbewährtem festhalten. So hat Paisley die Tradition, bei Konzerten gerne mal Gitarren an junge Fans zu verschenken. Das hat, wie er selbst sagt, schon für einige inspirierende Momente gesorgt: „Oft höre ich im Anschluss Geschichten darüber, dass das Kind gerade Probleme in der Schule hatte oder vielleicht sein Großvater gestorben ist. Dann bedeutet so etwas natürlich umso mehr. Aber ehrlich gesagt gibt es keinen falschen Zeitpunkt, um einem Kind eine Gitarre zu schenken.“ Ob das jedoch schon bei den kommenden Europa-Auftritten wieder der Fall sein wird, verrät der Sänger in der Konferenz nicht.
Obwohl Country, wie bereits angedeutet, ein sehr US-amerikanisches Phänomen ist, hält Brad Paisley in Sachen Wissen über das Genre große Stücke auf Europa: „Ihr seid da vielleicht sogar besser aufgestellt als wir Amerikaner. Was ich daran liebe, ist, dass Europäer mit Country-Musik nicht überschwemmt werden. In den USA läuft Country auf drei von fünf Radiosendern. Ihr in Europa müsst erst darauf stoßen. Ich kann die unbekanntesten Stücke von frühen Alben spielen und Fans bei euch kennen sie. Wenn ich das hier machen würde, hätte ich einen Haufen verwirrte Fans. Ihr seid nicht verwöhnt von Country-Musik und das weiß ich zu schätzen.“
Und dann darf es auf der Europa-Tour für Paisley durchaus auch mal eine kleinere Stadt abseits der Metropolen als Auftrittsort sein. Während er in seiner Heimat beispielsweise der Head–liner der Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag 2021 in Nashville war – vor 350 000 Menschen– so heißen die Spielstätten auf der anderen Seite des Atlantik dann beispielsweise Gävle in Schweden oder eben Schwetzingen. Für den Musiker selbst ist das nur richtig so: „Ich habe kein Problem mit den kleineren Orten, die etwas abseits vom Schuss liegen. Dort gehört Country hin.“ Sein Publikum im Schlossgarten wird es ähnlich sehen.
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