Schwetzingen/Region. Tatenlos herumzusitzen im Ruhestand war für Arthur Bächle keine Option. Im Berufsleben war er Coach für Führungskräfte, irgendwann hat er sich selbstständig gemacht. Schließlich wurde er auf den gemeinnützigen Verein Seniorpartner in School aufmerksam und engagierte sich – als Mediator an Schulen.
Bächle spricht klar und strukturiert darüber, was seine ehrenamtliche Arbeit mit sich bringt: „Normalerweise sind zwei Mediatoren für eine Schule eingeteilt, im Optimalfall ein Mann und eine Frau“, erläutert er. „Wir sind mindestens einen Tag in der Woche mit einer Sprechstunde vor Ort, die meisten Teams auch öfter.“ Er selbst ist seit 2013 an der Tullaschule in Mannheim tätig, pandemiebedingt musste das Angebot lange entfallen.
Der Bundesverband übernimmt die Weiterbildung neuer Mediatoren und finanziert diese. Die Landesverbände sind dafür zuständig, die ausgebildeten Mediatoren in die Schulen zu schicken. Im Kreis arbeitet Seniorpartner in School mit Schulen in Leimen, Ladenburg und Bammental sowie der Albert-Schweitzer-Grundschule in Altlußheim zusammen. „Aber wir würden uns natürlich über mehr Schulen freuen, die Interesse haben“, betont der Schwetzinger.
Im Moment benötigt der Verein dringend neue Ehrenamtliche. Wie der Name bereits andeutet, sind dafür Menschen im Ruhestand gefragt. Für die 14 teilnehmenden Schulen gab es vor der Pandemie 35 Mediatoren, inzwischen sind nur noch 20 dabei, wie Bächle beklagt. Deshalb soll noch 2022 ein Ausbildungsdurchgang starten. „Für die Arbeit als Mediator braucht man ein Zertifikat, das man nach einer 80-stündigen Schulung erhält. Anschließend macht die Schule einen Vertrag mit dem Mediator.“
Die diesjährige Ausbildung findet – nach einem Kennenlerntag – an zwei separaten Terminen statt, eine Woche im September und eine Woche im November, jeweils in der Christuskirche in Speyer. All das ist kostenlos. „Die einzige Verpflichtung ist, dass man nach Erhalt des Zertifikats zwei Jahre tätig wird“, versichert Arthur Bächle.
„Das Ziel ist, Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu lösen – bevor sie heiß werden“, erläutert er. „Die Schüler kommen zu uns, in selteneren Fällen melden sich die Lehrer.“ Was die Schüler den Mediatoren erzählen, ist vertraulich. „Es ist wichtig, eine lockere Atmosphäre zu schaffen und in Ruhe herauszufinden, was beide Seiten wollen.“
„Einmal gab es einen Jungen, der partout nicht ins Zimmer kommen wollte“, erinnert sich Bächle. „Als er endlich drin war, hat er für zehn Minuten kein Wort gesagt – und mir dann plötzlich eine Stunde lang seine Lebensgeschichte erzählt. Er hat einfach ein Ventil gebraucht.“
Info: Kennenlerntag ist am Freitag, 2. September, in der Speyerer Christuskirche. Anmeldung per E–Mail an a.baechle@sis-bw.de
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