Schwetzingen. Kunstliebhaber dürfen sich freuen, denn der beliebte und bekannte Künstler Vincenzo Di Tommaso stellt im Amtsgericht Schwetzingen aus. Bemerkenswert: Unter dem Titel „Neue Werke – realistisch bis abstrakt“ werden über 50 von Di Tommasos Arbeiten in der eindrucksvollen Atmosphäre des fast 300 Jahre alten historischen Gebäudes zu sehen sein. Unsere Zeitung besuchte ihn vorab in seinem Atelier in der Scheffelstraße 77.
Betritt man die Kreativwerkstatt des gebürtigen Italieners und Wahlschwetzinger seit 1975, taucht man ein in eine Welt der Kunst und Kreativität, aber auch der Neugier auf Menschen und Landschaften. Schon lange befinde sich sein Atelier im Industriegebiet der Spargelstadt. Eher nüchterne Arbeitsatmosphäre draußen versus geballte Kreativität innen, vor der Di Tommaso nur so sprüht. Dass dies helfe, sich auf Werke zu fokussieren bejaht er.
Viele Gemälde, die Teil der Ausstellung sein werden, stehen schon bereit zum Abtransport. Porträts von Frauen sind zu sehen. Ihre Blicke fesseln die der Betrachter. Was mögen sie denken? Wo sehen sie hin? Was beschäftigt sie? Man kann es nur erahnen, wird aber nicht müde, dies lustvoll immer wieder zu versuchen. Unterschiedliche Grade der Abstraktion fallen auf. Fast scheint es bei einem Werk, als sehe man in den Kopf der Abgebildeten. „Frauen sind für mich die Nummer eins. Sie schenken neues Leben, sie erziehen Kinder, sie haben Doppelbelastungen auf der Arbeit und zuhause. Sie leisten so unglaublich viel, viel mehr als Männer“, erläutert er. Große Bewunderung und Faszination vereinen sich in seinen Worten.
Naturlandschaften scheinen dazu einzuladen, in sie einzutreten. Faszinierende Spiegelungen schmeicheln dem Auge. Die Inspiration dazu finde er im Schlossgarten, den er liebe. Di Tommaso zeigt auf Gemälde mit Berglandschaften. „Das ist auch Inspiration für mich. Ich bin Stunden durch die italienische Bergwelt der Dolomiten gewandert. Es war so wunderschön. Wieder zuhause musste ich das malen, aus dem Kopf. Genauso, wenn ich hier spazieren gehe. Dann kann es sein, dass ein Mensch mich fasziniert. Ich suche Leute, die ausdrucksstark sind. Darin liegt ein Reiz. Diesen Ausdruck speichere ich im Geist ab und fange später an zu zeichnen. Mit der Zeit entsteht dann entweder eine fertige Zeichnung oder ein Gemälde“, und er ergänzt: „Mein Lehrer, mein Maestro, das sind die Menschen und die Natur“.
Vincenzo Di Tommaso schafft fantastische Illusionen
Doch Vincenzo Di Tommaso ist auch ein Meister des „trompe l’oeil“, also der illusionistischen Malerei. Denn mitten im Atelier steht ein großes Holzbrett, auf dem mit Klebestreifen Skizzen und kleine Gemälde aufgehangen sind und an dem zentral ein kleines aus Papier gefaltetes Schiffchen an einem Faden hängt. So hieße auch das Werk: „barchetta di carta“. „Manchmal wollen die Besucher es anfassen und stellen dann überrascht fest, dass es nicht dreidimensional ist und der Untergrund kein Holzbrett“, meint der sympathische Künstler verschmitzt. Unter den Porträts, die die faszinierende Wahrnehmung des Künstlers von Menschen wiedergibt, seinen ganz besonderen Blick, ist auch eines, das dem „Mädchen mit dem Perlenohrring“ des niederländischen Malers Jan Vermeer ähnelt. „Als kleine Hommage an ihn“, verrät er.
Vincenzo Di Tommaso ist auch als Dozent im Einsatz
Seine Erfahrungen gibt der 1952 geborene Künstler auch als Dozent an Schüler weiter. „Bevor sie anfangen zu zeichnen oder malen, lehre ich sie, zu sehen. Wenn ich einen Fleck betrachte, muss ich von ihm lernen und mich fragen, was man herausholen kann. So entstehen oft meine Bilder.“ Der bekannte Künstler, der schon in jungen Jahren Kunstpreise gewonnen hat und vor langem Schüler und später Freund des unvergessenen Otto Mindhoff war, betont: „Wenn ich auf der Straße laufe, träume ich. Die Welt ist so wunderschön. Dann muss ich malen. Denn die Malerei – das ist mein Leben.“
Kein Wunder, dass zahlreiche bekannte Persönlichkeiten der Region sich schon von ihm haben porträtieren lassen. Denn er sieht, was anderen verborgen bleibt und macht es für die Betrachter seiner Werke auf wundervolle Weise sichtbar.
Info: Die Ausstellung „Neue Werke – realistisch bis abstrakt“ wird am Montag, 13. November, 19 Uhr, mit einer Vernissage im Amtsgericht Schwetzingen, der Zeyherstraße 6 eröffnet. Bis 26. Januar sind die Arbeiten montags bis donnerstag, 8 bis 16 Uhr und freitags, 8 bis 14 Uhr zu sehen.
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