Musik im Park

Vom Alter keine Spur: Tom Jones reißt die Masse im Schwetzinger Schlossgarten mit

Der 84-jährige Tom Jones begeistert mit seinem Auftritt, seiner charismatischen Bühnenpräsenz und seiner unverwechselbaren Baritonstimme. Rund 4000 Fans waren im ausverkauften Schlossgarten und feierten den Briten.

Von 
Jakob Roth
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Der Sänger Tom Jones steht seit über 50 Jahren auf der Bühne und hat über 100 Millionen Tonträger verkauft. Nach 2018 ist es der zweite Auftritt der britischen Legende in Schwetzingen. © Rudolf Uhrig

Schwetzingen. Wenn Tom Jones singt, ist er nicht mehr 84. Das stellt der Sänger bei seinem nun zweiten Konzert in Schwetzingen unter Beweis. Wer bei seinem Auftritt am Dienstagabend im Publikum saß, dachte sich wohl: „Alter ist doch nur eine Zahl, mehr nicht“. Denn wenn Jones in der Mitte der Bühne seelenruhig steht, mit lebendigen Augen in die Menge blickt, witzige Anekdoten erzählt und dann mit seiner warmen Baritonstimme breit grinsend durch alle Register wandert, liegt nichts ferner als zu glauben, dass dieser Mann zu alt ist für das Showbusiness. Tom Jones ist einer dieser Sänger, die im Alter an Appeal und Klasse gewinnen. Und mit dieser unschlagbaren Mischung aus herzerwärmender Stimme und Entertainer-Qualitäten füllt er immer noch Konzertlocations auf der ganzen Welt – so auch in Schwetzingen.

Tom Jones begeistert in Schwetzingen: Alter ist nur eine Zahl

Viele Konzertbesucher strömten gegen 18 Uhr auf das Schlossgelände. Und viele von ihnen kamen von weit her.

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Tom Jones begeistert im Schlossgarten Schwetzingen

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So auch Angelika Speigl aus dem nordrhein-westfälischen Niederkassel. Sie freute sich sehr, Tom Jones nun schon zum zweiten Mal zu sehen: „Vor 30 Jahren war ich schon einmal bei Tom Jones, da hat er in Frankfurt am Main gespielt. Ich finde, dass er mit dem Alter noch mehr Charme bekommen hat – und dass er einfach ein unglaublich guter Sänger ist.“Auch Uli Grafmüller aus Malterdingen bei Freiburg freute sich sehr auf den Auftritt von „Tiger“ Jones: „Das ist jetzt schon mein dritter Versuch, Tom Jones live zu erleben und es hat endlich geklappt! Jones ist ein Teil meiner Jugend – und leider schon sehr alt. Solche Legenden muss man einfach gesehen haben, bevor es sie nicht mehr gibt.“

Tom Jones – das Programm bei Musik im Park 2024

Hauptteil

1. I’m Growing Old

(geschrieben von Bobby Cole, aufgenommen von Tom Jones 2021 für das Album „Surrounded By Time“)

2. Not Dark Yet (Bob Dylan, 2021)

3. It’s Not Unusual (Les Reed, 1965)

4. What’s New Pussycat?

(Burt Bacharach, 1965)

5.The Windmills Of Your Mind

(Michel Legrand, 2021)

6. Sex Bomb (Mousse T, 1999)

7. Pop Star (Cat Stevens, 2021)

8. Green, Green Grass Of Home

(Claude „Curly“ Putman, Jr., 1966)

9- One More Cup Of Coffee

(Bob Dylan, 2021)

10. Across The Borderline

(Ry Cooder/John Hiatt)

11. Talking Reality Television Blues

(Todd Snider, 2021)

12. I Won’t Crumble With You If You Fall (Bernice Johnson Reagon, 2021)

13. Tower Of Song

(Leonard Cohen, 2010)

14. Delilah (Les Reed, 1968)

15. Lazarus Man (Terry Callier, 2021)

16. You Can Leave Your Hat On (Randy Newman, 1997)

17. If I Only Knew

(Rise Robots Rise, 1994)

19. Kiss (Prince, 1988)

Zugabe

19. One Hell Of A Life

(Katell Keineg, 2021)

20. Strange Things Happening Every Day

(Sister Rosetta Tharpe, 2010)

21. Johnny B. Goode

(Chuck Berry, 1969).

22. Great Balls Of Fire

(Jerry Lee Lewis, 1997)

Nur die gefetteten Titel hat Tom Jones auch schon 2018 bei Musik im Park gespielt. jpk

Zugegeben: Dass Tom Jones mittlerweile auf die 90 zugeht, macht seine Auftritte noch bewundernswerter. Kein Wunder also, dass er sein hohes Alter als Leitmotiv für seine diesjährige Tour – und damit auch für sein Gastspiel in Schwetzingen – ausgewählt hat. Passend dazu betrat er mit dem Bobby-Cole-Song „I’m Growing Old“ (zu deutsch: „Ich werde alt“) umjubelt die Bühne.

Unverwechselbare Stimme von Tom Jones steht im Mittelpunkt

Gleich bei diesem ersten Song zeigte sich, was ihn so erfolgreich macht: Er tanzt nicht, hüpft nicht auf der Bühne herum, hat keine Choreografie. Es gibt daher nichts, was vom Klang seiner Stimme ablenkt. Und die ist einfach unverwechselbar, eine Klangmacht. Eine Stimme, die keine Show braucht. Eine Stimme, an der man sich nicht satt hören kann.

Mal flüstert er, raunt fast. „Crooning“ wird diese Technik genannt, bei der ein Sänger ganz nah ans Mikrofon rutscht und damit einen sehr intimen Klang erzeugt. Nur, um dann in heroischer Baritonlage scheinbar mühelos die schönsten Phrasen zu singen. Sein Umgang mit verschiedenen Farbtönen in der Stimme ist der Grund, warum seine Lieder unglaublich atmosphärisch sind – und das Publikum in Schwetzingen immer weiter aufheizen.

Ausverkauft! Der Schlossgarten ist am Dienstagabend bis auf den letzten Platz besetzt. © Dorothea Lenhardt

Mit Ansprachen zwischen den Songs nimmt er seine Fans zudem mit in die Entstehungsgeschichten der Lieder. So auch in Schwetzingen vor dem Song „Green Grass of Home“. Da erklärte Jones: „Ich war einmal in einem Plattenladen in New York und fragte, ob es etwas Neues von Jerry Lee Lewis gibt. Auf der Platte, die mir der Verkäufer anbot, war dieser Song – und er hat mich einfach umgehauen.“ Bei vielen seiner Geschichten war zu spüren, wie groß Jones’ Einfluss auf die Musikgeschichte ist. So berichtete er, wie er einst mit Elvis Presley in Las Vegas ein Chuck-Berry-Konzert besuchte oder Willie Nelson bei dessen neunzigsten Geburtstag unterstützte.

Baritonstimme, Anekdoten und Gelassenheit: Tom Jones ist ein Meister des Showbusiness. © Jürgen Gruler

Viele seiner alten Wegbegleiter fanden einen Platz in der Setlist. Bei „Sexbomb“, „Delilah“ und „It’s Not Unusual“ wurde laut mitgesungen – und ab „Kiss“ von Prince saß keiner mehr auf seinem Sitzplatz. Chuck Berrys Hit „Johnny B. Goode“ spielte er als dritte Zugabe, mit Jerry Lee Lewis’ Rock-n-Roll-Nummer „Great Balls of Fire“ schloss er überraschend sein Set – normalerweise steht der Titel nicht auf dem Tour-Programm. Am Ende bleibt die Frage, wie Jones das alles schafft in seinem Alter. Wenn Tom Jones singt, ist er nicht 84. Wenn er singt, klingt er wie der junge Mann, der in walisischen Arbeiterkneipen singt, der in Bars Geschichten am Klavier erzählt, der seinen Job als Staubsaugervertreter aufgibt, um zu singen. Und das fasziniert, das hält jung.

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