1. Boule-Club

Vom Verfall eines Vorzeigeareals in Schwetzingen

Tatort Stamitzstraße in Schwetzingen: Der Vereinsplatz des 1. Boule-Clubs wird immer wieder von Vandalen heimgesucht. Mehrere Tausend Euro Schaden haben diese schon angerichtet. Die Mitglieder sind verzweifelt.

Von 
Volker Widdrat
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Graffiti zieren die Wand des Vereinsheims. Die Terrasse ist völlig verdreckt. Bild: Widdrat © Volker Widdrat

Schwetzingen. Die Terrasse ist mit Scherben übersät. Plastikmüll schimmert aus dem Unkraut hervor. Die Wände sind mit Graffiti beschmiert. Der Holzzaun ist zerbrochen. Auf dem Platz davor liegt eine Sitzschale, etwas weiter steht ein wackeliger Biertisch. „1. BC Schwetzingen“ ist auf der verwitterten Hauswand zu lesen – und „Pétanque“ in großen Lettern.

Auf dem ehemaligen Vereinsgelände des Schwetzinger Boule-Clubs an der Stamitzstraße sieht es schlimm aus. Der Platz ist verwaist und seit längerem wohl immer wieder das Ziel von Vandalen. Darauf hat uns ein Leser aus Schwetzingen aufmerksam gemacht. Er hat uns gebeten, doch mal am Vereinsheim des „ehemals hochgeschätzten Boule-Clubs“ vorbeizuschauen.

Glorreiche Zeiten des Boule-Clubs Schwetzingen vorbei

Vor mehr als zwölf Jahren berichtete unsere Zeitung noch über „eine gute Adresse für Boule-Sport“. Damals machte die Pétanque-Bundesliga zum zweiten Mal Station bei dem Verein in der Stamitzstraße. „Die doch recht zahlreichen Zuschauer haben in Schwetzingen wieder einmal Pétanque der Spitzenklasse gesehen und der heimische Boule-Club hat erneut eine tolle Werbung für den Boule-Sport betrieben“, hieß es. Und das 25-jährige Vereinsjubiläum im August 2011 nahm der Boule-Club zum Anlass, „in netter Runde zu einem Sektempfang, einer Spanferkel-Grillparty und seinen diesjährigen Vereinsmeisterschaften in die Clubanlage in der Stamitzstraße zu laden“. Die glorreichen Zeiten sind lange vorbei. Auf der Homepage des Vereins sind noch Bilder zu sehen. Vom Vereinsheim mit der Küche, wo es einst bei den Sportveranstaltungen heiße Wurst, Salate, Kaffee und Kuchen sowie kühle Getränke gab. Von der gemütlichen Terrasse, von der aus man dem Präzisionssport mit den Wettkampfkugeln zuschauen konnte.

Das Gelände des Boule-Clubs Schwetzingen ist in einem verdreckten Zustand. Überall liegt Müll. © Volker Widdrat

Der Zaun ist auf der einen Seite ganz weg. Die Garage, in der die Ergebnislisten für die Turniere auslagen, bröckelt auseinander. Der Schuppen hinter dem Vereinsheim wurde aufgebrochen. Die Eisentür zum davorliegenden Bolzplatz steht offen. Brombeeren wuchern über den Hügel. Über einige Bereiche des Bouleplatzes wächst Gras.

Ligabetrieb gibt es hier schon lange nicht mehr. Auf der Homepage unter „Turniere“ lautet der letzte Eintrag vom Oktober 2020: „Auf Anraten des BBPV entfällt das Turnier ‚Tag der deutschen Einheit‘ wegen des Corona-Virus. Wir bitten um Euer Verständnis.“

Wir haben bei der Stadt nachgefragt, was bei dem ehemaligen Vereinsgelände zu tun ist. „Uns ist die Problematik rund um das Gelände bekannt. Wir sind gerade dabei, unter Einbeziehung des Vereins eine Lösung zu finden“, teilt Sprecherin Andrea Baisch mit. Mehr könne sie dazu im Moment nicht sagen.

Mehrere Tausend Euro Schaden auf Schwetzinger Areal

„Den Verein gibt es eigentlich noch“, schreibt Vorstand Uwe Maurer auf unsere Anfrage. Leider liege das Vereinsgelände an einem schlimmen Brennpunkt in Schwetzingen. Vandalismus und Drogen seien leider nicht das einzige Problem.

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„Ende 2019 ist in unser Vereinsheim unzählige Male eingebrochen worden. Dabei wurde ein Sachschaden von mehreren Tausend Euro angerichtet. Bei diesem Einbruch wurden alle Getränkeflaschen, die im Vereinsheim waren, auf den Boden geworfen und die Wände innen beschmiert. Eine Putzfrau war einen Tag lang am Arbeiten, um die Sauerei zu beseitigen“, erklärt Maurer und beschreibt schlimme Vorkommnisse: „Selbst die Coronazeit konnte die Vandalen davon nicht abhalten. Es wurde sogar ein gemauerter Kamin auf dem Dach abgerissen und die Steine durchs Vordach geworfen. Ein großes Fenster aus Glasbausteine wurde zerstört, zwei kleine an den Toiletten vorher. Der Putz vom Zumauern war noch nicht trocken, da wurden die nächsten Fenster zerstört. Auf die Halogen-Flutlichtmasten wurde geschossen und damit die Scheiben zerstört.“

Der Bolzplatz in der Stamitzstraße. Der Weg führt zum dahinter liegenden Gelände des 1. Boule-Clubs. © Volker Widdrat

Die Straftaten rissen nicht ab: „In den letzten zwei Monaten wurden die drei Meter langen Balken, inklusive Bodenanker der Bahnumgrenzung abgebaut und entwendet. Da diesmal keine Feuerstelle auf dem Platz zu finden war, gehen wir davon aus, dass das Holz in umliegenden Gärten gebraucht wurde. Reservebalken die hinter dem Haus lagen, das Schloss wurde dabei zerstört, wurden auch entwendet.“

Maurer ist gefrustet. Selbst Kontrollen der Polizei hätten keinen Erfolg gebracht: „Die Mitglieder haben keine Lust mehr, nur zum Beseitigen der Schäden zu kommen.“

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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