Schwetzingen. Die Stätte an der am Mittwochabend der neue Welde-Eisbock präsentiert wurde, hat durchaus historische Dimensionen: „Das ist das Geburtshaus unserer Familienbrauerei“, sagte Geschäftsführer Max Spielmann bei der Begrüßung. „1752 haben sie hier im Keller angefangen, Bier zu brauen.“ Über 260 Jahre später wurde die neueste Version der winterlichen Starkbierspezialität vorgestellt: Ein samtig-dunkles Bockbier mit malzig-süßem Geschmack gepaart mit feinen Honignoten. „Manchmal braucht man ein starkes Bier, wenn man heutzutage die Nachrichten schaut.“
Max Spielmann nutzte die Gelegenheit, um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für Unternehmen in Deutschland und die regionalen Brauereien im Speziellen zu bewerten. Das Zeugnis fiel nicht besonders gut aus, die Bürokratie sei eine große Hürde. „Wir brauchen mehr Mut zur Veränderung.“ Der Blick in die Vereinigten Staaten entlockte ihm keine Freude: „Nicht als Unsicherheit über dem großen Teich.“
Regionale Braukunst statt internationaler Konzerne
Auch die kürzlich bekannt gewordene Insolvenz der traditionsreichen Mannheimer Eichbaum-Brauerei löste beim ihm keinerlei Schadenfreude aus – im Gegenteil: „Das ist ein Stück lokale Bierkultur, die droht zu verschwinden.“ Spielmann ist ein regionaler Mitbewerber viel lieber als ein von nationalen oder internationalen Konzernen beherrschter Markt. „Heimat in Glas – ein Bier, das hier gebraut wird“, das sei das Motto. Geschmack, Tradition, Lebensfreude – regionale Bierkultur fördern und die Wertschöpfung erhalten.
Das Jahr 2025 sei für Welde durchaus erfolgreich gewesen – auch für die neue Schwesterbrauerei Heidelberger. Deren Markenrelaunch sei gelungen. „Die Biere erfreuen sich steigender Beliebtheit.“ In Plankstadt habe Welde rund zwei Millionen Euro in eine neue Abfüllanlage investiert. „Wir mussten die Brauerei zwei Wochen stilllegen, das haben Sie aber nicht gemerkt“, sagte der Brauerei-Chef durchaus mit Stolz.
Manuel Just zapft das Fassbier in Schwetzingen an
Eigentlich wollte der Welde-Chef den Fassbieranstich mit dem scheidenden Landrat und ehemaligen Schwetzinger Bürgermeister Stefan Dallinger vollziehen. Doch der war aufgrund eines dringenden Telefonats vorübergehend nicht greifbar. So kam ein Gast zu der Ehre, mit dem Spielmann nach eigener Aussage aus der Riege der anwesenden Stadt- oder Gemeindeoberhäupter noch nie ein Bierfass angezapft hatte – mit Weinheims aktuellem OB Manuel Just. Und der ist nicht nur als einer von zwei Bewerbern möglicher Nachfolger von Dallinger als Landrat des Rhein-Neckar-Kreises.
Er hatte quasi auch eine Art Heimspiel im Schwetzinger Brauhaus. Just ist in Brühl aufgewachsen, ging dort zur Schule, wechselte später an die Carl-Theodor-Schule nach Schwetzingen. „Und ich habe jahrelang in Ketsch geturnt“, erzählte er später. Just war lange Leistungsturner unter Trainer Marcus Wellenreuther und später auch selbst Jugendcoach in der Enderlegemeinde. Nach den Stationen Nußloch (Kämmerer) und Hirschberg (Bürgermeister) wurde er 2019 zum Oberbürgermeister von Weinheim gewählt.
Bürgermeister und Sportler loben neuen Eisbock
Beim Bockbieranstich im Schwetzinger Brauhaus traf er einige Kollegen, unter anderem die Bürgermeister Dr. Ralf Göck (Brühl), Pascal Seidel (Oftersheim) und Hakan Günes (Sandhausen), die dem neuen Eisbock ein gutes Zeugnis ausstellten. „Sehr süffig“, konstatierte etwa die Handballrunde mit Michael Zipf und Max Mäder (HG Oftersheim/Schwetzingen), Dr. Stephan Verclas und Andreas Großhans (Handball-Wölfe Plankstadt) sowie Jochen Wiegand und Herrmann Wörn (Kurpfalz-Bären Ketsch).
„Das ist ein Abend, an dem Ideen entstehen“, hatte Max Spielmann eingangs angekündigt. Die kulinarischen Leckereien taten ein Übriges dazu, dass der Bockbieranstich 2025 erneut zu einem großen interkommunalen Netzwerktreffen wurde – an der Stätte, an der das Welde-Bier 1752 seinen Anfang nahm.
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