Speyer. Seit über 40 Jahren malt Johannes Doerr leidenschaftlich gerne Aquarelle. Kein Wunder also, dass die Ausstellung, die derzeit im Feuerbachhaus zu sehen ist, den Titel „Leidenschaft im Aquarell“ trägt. Zu 95 Prozent entstehen seine Aquarelle nicht im Atelier, sondern draußen, im Freien. Und meist ist der Himmel blau, denn im Regen macht das Aquarellieren wenig Freude. Mit Pinsel und kleiner Spachtel zaubert er dann seine Stadtansichten und Landschaften direkt vor dem gewählten Sujet aufs Papier.
Doerrs Werke sind in Italien, Kroatien, Skandinavien und Speyer entstanden
Regelmäßig packt er seine Staffelei und Malutensilien ein, sucht sich geeignete Motive in Speyer oder auf seinen Reisen, die er zusammen mit seiner Frau Ute im Wohnmobil durchführt, um vor Ort Stimmungen einzufangen. Im Sommer 2023 hat er eine ausgedehnte Tour entlang der italienischen Adriaküste bis nach Apulien und Sizilien unternommen und dort eine ganze Reihe attraktiver Motive gefunden. Zu sehen sind in der aktuellen Ausstellung im Feuerbachhaus Arbeiten, die in den letzten vier Jahren in Italien, Kroatien, Norddeutschland, in Skandinavien und natürlich auch in „seinem“ Speyer entstanden sind.
Brezelfest, Altpörtel, Kirchen und andere Speyerer Stadtlandschaften sind beliebte Motive für Doerr. Interessant ist dabei, dass manchmal auch mehrere Varianten und Größen eines Sujets entstehen, die dann auch unterschiedliche Wirkungen entfalten, abhängig davon, mit welcher Technik sie ausgeführt wurden.
Die Ausstellung
Die Ausstellung „Leidenschaft in Aquarell“ ist noch bis 25. Februar im Feuerbachhaus, Allerheiligenstraße 9, zu sehen.
Sie ist samstags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Am Samstag,16. Dezember, 11 bis 13 Uhr, führt der Künstler selbst durch die Ausstellung.
Am Samstag, 3. Februar, ab 11 Uhr ist ein Workshop zur Aquarellmalerei mit Johannes Doerr geplant. Anmeldung erforderlich per E-Mail an verein@feuerbachhaus.de. no
Doerr selbst sagt, dass er die Harmonie im Bild sucht, also keine störenden Details wie Antennen auf den Dächern einer Stadtlandschaft abbilden will. Aber fast immer sucht er nach markanten Strukturen und findet dabei gelegentlich auch technische Konstruktionen, die als Bildmotiv dienen. Ein Beispiel nur: Den Kran, der in den zurückliegenden Monaten zum Unmut der dort ansässigen Händler den Zugang zur Speyerer Roßmarktstraße versperrte, hat er in der großformatigen Arbeit „Sitzecke Roßmarktstraße“ verewigt. Die Anwohner haben offensichtlich die unfreiwillig entstandene Sackgasse im Sommer zur Sitzecke verwandelt und dazu genutzt, über das langsame Voranschreiten der Bauarbeiten zu lästern. Neuerdings sind auch mehrere seiner Aquarelle im Industriehof entstanden, wobei er den Charme dieser denkmalgeschützten Industriekulisse perfekt eingefangen hat.
Die Kustodin des Feuerbachhauses, Mira Hofmann, sprach in ihrer Einführungsrede bei der Eröffnung der Ausstellung von „viel Luft, Licht und Leichtigkeit“ in den Aquarellen von Johannes Doerr. Manchmal lässt er auch kleine Lücken und Leerstellen auf dem Papier. Das Weiß wird an diesen Stellen zur entscheidenden Farbe und sorgt für die Leichtigkeit und Transparenz der Arbeiten. „Dabei wird auch deutlich“, so Hofmann, „welche Rolle das Aquarellpapier spielt, das durch seine Rauheit fast eine Haptik ins Bild bringt“.
Fragt man Johannes Doerr nach dem Einfluss seinen Vaters Josef Doerr, der als Kunstmaler die Abstraktion bevorzugte und gerne in Öl und Acryl arbeitete, kommen launige Antworten: „Hör endlich auf, Aquarelle zu malen und fang an mit Ölfarbe; das kann man besser korrigieren und übermalen“, zitiert er süffisant lächelnd den Vater aus der Erinnerung. Dessen Ratschlag ist er nicht gefolgt, er blieb beim Aquarellieren, obwohl er als Kind viel Zeit im Atelier des Vaters verbrachte und früh gelernt hat, was es bedeutet, Ausstellungen vorzubereiten und zu organisieren. Viele kreative Anregungen für seine künstlerischen Aktivitäten habe er auch aus dem beruflichen Leben als Schriftsetzer und Buchgestalter gewonnen, sagt Doerr.
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