Städtische Galerie

Ausstellung von Abi Shek in Speyer: Motive auf Kern des Geschöpfs reduziert

Von 
Matthias Nowack
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Tiere als mythische Weggefährten: Der in Israel aufgewachsene und in Stuttgart lebende Künstler Abi Shek steht vor einem seiner durch-weg unbetitelten Werke in der Städtischen Galerie. © Nowack

Speyer. „Von der Kraft des Holzschnitts“ zeugt die neue Ausstellung in der Städtischen Galerie im Kulturhof Flachsgasse. Sie präsentiert Arbeiten mit Tiergestalten aus Holz (Holzschnitte), Tusche und Metall des in Israel aufgewachsenen und in Stuttgart lebenden Künstlers Abi Shek.

Es sind Hingucker: Abi Sheks großformatige, elegante und gleichzeitig archaisch anmutende Drucke und Zeichnungen von Tieren. Steinböcke, Ochsen, Ziegen und Hasen bevölkern für einige Wochen die Räume der Städtischen Galerie und noch so allerlei Getier auf weiter weißer Fläche: Fische sind dabei, Schlangen, Katzen und viele Vögel. Mehr ist zunächst nicht zu sehen.

Aber genau darin liegt der Reiz der Werke: In der Reduktion der Formen zeigt sich die Kraft der Darstellung. Er will „das Wesen der Dinge und Kreaturen erfassen“, sagt Shek und überlässt die Deutung seinem Publikum. Deshalb kommen seine Arbeiten auch ganz ohne Titel aus.

Bei der Darstellung von Tieren fokussiert er sich auf ihre Silhouetten. Seine Tierkörper sind ausdrucksvoll auf das Nötigste reduziert und wirken durch ihre Größe natürlich und archaisch. Sie erinnern an prähistorische Tierdarstellungen in den Höhlen von Lascaux und Altamira.

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Die großformatigen Holzschnitte und Zeichnungen sind kein äußeres Abbild von Tieren, sie reduzieren das Wesen dieser Geschöpfe auf ihren inneren Kern. Sheks Arbeiten gehen bis zu dem Punkt, bei dem Schlichtheit beziehungsweise Klarheit zur ästhetischen Erfahrung wird.

Die Werke wollen das Bewusstsein durchdringen und erinnern an eine Zeit, in denen Mensch und Tier noch als Seelenverwandte miteinander verbunden waren. Es geht um eine Verdichtung auf das Wesentliche. Sheks Drucke werden gelegentlich durch den Einsatz farbiger Zeichnungen und Tuschen ergänzt, immer in Blau. Damit betont er einige wenige Details. Mehr aber auch hier nicht.

Ausstellung von Abi Shek in Speyer: Inspiration durch „Brücke“

Es waren die Arbeiten der „Brücke“-Künstler, die expressiven Blätter von Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel oder Max Pechstein, die den Künstler für den Holzschnitt und für ein Kunststudium in Deutschland begeisterten. Es geht ihm in diesen Arbeiten nicht um Landschaften. Shek reflektiert in seinen Blättern und Skulpturen das eigene Verhältnis zur Natur, zur Kultur, in der er aufgewachsen ist, und vor allem auch zur Kreatur, zu „seinen“ Tieren.

Neben Drucken und Zeichnungen zeigt die Ausstellung auch eine Auswahl kleinformatiger Skulpturen, die auf seine eigentliche Ausbildung als Bildhauer verweisen. Dargestellt sind Tiere, Weizenähren, Gerätschaften und Instrumente aus verzinktem Schwarzmetall, teilweise mit Blattgold verziert. Sie sollen zeigen, wie aus der landwirtschaftlichen Arbeit im Kibbuz kulturelle Ausdrucksformen erwachsen.

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Abi Shek wurde 1965 in Rehovot, Israel, geboren, unweit von Speyers israelischer Partnerstadt Yavne. Er wuchs in einer Künstlerfamilie im Kibbuz mit vielen Tieren auf. Mit 24 Jahren kam er nach Deutschland, um Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart zu studieren. Seit 1990 zeigt er seine Arbeiten in Deutschland, Frankreich, Israel, Italien, Norwegen und Tschechien. 1993 erhielt er den Akademiepreis der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und 2021 den Kunstpreis der Johann-Isaak von Gerning-Stiftung. Er lebt und arbeitet in Stuttgart.

Abi Shek macht Kunst aus Sehnsucht – aus Sehnsucht nach Israel und aus Sehnsucht nach Geschichte. Der Künstler und Hobby-Archäologe reist regelmäßig in seine alte Heimat, „um die Batterie aufzuladen“, Kraft für seine Arbeit zu tanken. Wenn er dort durch die Wüste Negev streift, springen ihn die Wesen der Vergangenheit an, die er aus der Tiefe seiner Vorstellungskraft bis heute in sich trägt. Die Tiere werden für ihn zu mythischen Weggefährten.

Zur Eröffnung mit Kulturbürgermeisterin Monika Kabs führte Katja Ritter, Schauspielerin und Frau von Abi Shek, in sein Werk ein. Zum Abschluss der Ausstellung gastiert Abi Shek am 27. und 28. Januar 2024 bei den Druckerwochenenden in der Winkeldruckerey. Bei offener Werkstatt können Interessierte dem Künstler jeweils von 11 bis 18 Uhr über die Schulter schauen.

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