Städtische Galerie

Charlotte Payet erhält in Speyer den Markus-Klammer-Preis 2023

Luxemburgerin Charlotte Payet wird mit dem Markus-Klammer-Preis ausgezeichnet. Ihre sakrale Installation aus recycelten Plastikflaschen beeindruckt und mahnt zur Verantwortung für die Umwelt.

Von 
Nikolaus Meyer
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Kunst auch als Mahnung: Preisträgerin Charlotte Payet (2. v. l.), Stifter Hans-Ludwig Klammer (M.) und die Jurymitglieder Dr. Jochen Klemke, (v. l.) Maria Leitmeyer und Professor Dr. Peter Eichhorn vor dem ausgezeichneten großformatigen Werk in der Städtischen Galerie. © Meyer

Speyer. Ehre, wem Ehre gebührt! Der mit 5000 Euro dotierte Markus-Klammer-Preis geht in diesem Jahr an die in Luxemburg lebende Charlotte Payet. Eine absolut würdige Preisträgerin, die mit außergewöhnlichen Kunstwerken eine dreiköpfige Jury überzeugte, bestehend aus der Speyerer Kunsthistorikerin Maria Leitmeyer sowie Professor Dr. Dr. h. c. mult. Peter Eichhorn und Dr. Jochen Klemke vom Vorstand der Kulturstiftung Speyer.

Ausschlaggebend waren der intellektuelle Ansatz, die innovative Kraft und die erzielte Wirkung der Werke Payets. Der Preis wird in unregelmäßigen Abständen bundesweit ausgeschrieben. 2023 waren etwa 30 Bewerbungen eingegangen.

Als Vorsitzender der Kulturstiftung Speyer, unter deren Dach die Markus-Klammer-Stiftung angesiedelt ist, nahm Peter Eichhorn die Verleihung am Sonntag in der Städtischen Galerie vor. In Erinnerung an ihren Sohn haben seine Eltern Erna Julianna und Dr. Hans-Ludwig Klammer 1995 die Stiftung in Cochem an der Mosel ins Leben gerufen. 2007 wurde sie in eine von der Speyerer Kulturstiftung getragene Treuhandstiftung umgewandelt. Seit 1997 vergibt die Klammer-Stiftung Stipendien an junge Kunstschaffende, die sich mit sakraler Kunst auseinandersetzen. Die Förderung beinhaltet die Vergabe des Preises sowie die Ausrichtung einer begleitenden Ausstellung.

Ausstellung eröffnet

Diese wurde ebenfalls am Sonntag in der Städtischen Galerie eröffnet. Durch Werke des 1993 im Alter von nur 29 Jahren verstorbenen Namensgebers der Stiftung erfährt die Kunstschau eine sinnvolle Ergänzung. Markus Klammer hat trotz seiner jungen Jahre ein umfangreiches Werk an Bronzeplastiken, Zeichnungen, Aquarellen und Gemälden hinterlassen. In der Auseinandersetzung mit religiösen Themen, aber auch mit den Grundfragen der menschlichen Existenz schuf er Plastiken von großer inhaltlicher und formaler Intensität.

Seine Studien- und Pilgerreisen gaben Anregung und Inspiration für farbkräftige Ölgemälde an der Schwelle zwischen Abstraktion und figürlicher Malerei. Zu sehen sind über zehn Bronzeplastiken wie die „Klagende Mutter von Temeswar“ sowie neun Gemälde in Öl auf Sackleinen, zu denen die „Mediterrane Gasse“ zählt.

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Die im Todesjahr von Markus Klammer in Frankfurt am Main geborene Payet hat Bildende Kunst an der Muthesius-Kunsthochschule Kiel und an der Alanus-Hochschule in Alfter bei Bonn studiert. Zudem absolvierte sie im Rahmen eines Stipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) ein sechsmonatiges Auslandssemester an der Bezalel Akademie für Kunst und Design in Jerusalem. Vor dem Stipendium der Klammer-Stiftung hat sie bereits mehrere Auszeichnungen erhalten.

Zum ersten Mal öffentlich

Die Künstlerin erhielt den Preis für eine sakrale Installation mit dem Titel „Gott schuf die Erde – der Mensch produzierte Abfall“. Die 2023 entstandene Arbeit ist zum ersten Mal öffentlich zu sehen. In der kraftvollen und mehrere Quadratmeter großen Rauminstallation aus sechs reliefartig geformten farbigen Scheiben treffen Religion und Industrialisierung stimmig aufeinander.

Mit den Scheiben, gefertigt aus geschmolzenen und anschließend neu zusammengesetzten Kunststoffflaschen, nähert sich Payet der traditionellen Bleiverglasung im Kirchenbau früherer Jahrhunderte an. Der vormals industriellen Nutzung des Rohstoffs folgt quasi ein zweites Leben.

Die prämierte Arbeit und weitere Werke, die dem Betrachter mit ihren dreidimensionalen Inszenierungen Raum zur Reflexion und Interpretation lassen, versteht Payet auch als mahnende Beispiele für die Menschen, sich ihrer Verantwortung gegenüber der Schöpfung Gottes bewusst zu sein. Diesbezüglich geht sie mit gutem Beispiel voran. Beim Pressegespräch ließ Payet anklingen, dass sie fast täglich Plastikflaschen sammle, da es in Luxemburg noch kein ausgereiftes Mehrwegsystem gebe. Von der Künstlerin entsprechend aufbereitet, erhalten die Flaschen als transparente oder farbige Exponate mit verschmolzener oder verflochtener Oberfläche ein neues Dasein.

Dass die Preisträgerin sich auch als Keramikerin einen Namen machte, lässt sich an der Installation „Aeternum“ nachvollziehen. Die 2,80 Meter hohe Säule besteht aus vier Teilen. Zum einen aus zwei Keramikteilen, die mit selbst hergestellten Glasuren bemalt sind und bei 1080 Grad gebrannt wurden. Zudem aus zwei Kunststoffteilen, bei dem es sich um einen modifizierten thermoplastischen Kunststoff handelt, der sich durch hohe Transparenz und niedrige Viskosität auszeichnet.

Die Ausstellung im Kulturhof Flachsgasse trägt den speziellen Titel „erLEUCHTUNG“. Kuratorin der Sonderschau ist Maria Leitmeyer. Die Kunsthistorikerin und Leiterin des Museums Purrmann-Haus war in ihrer Laudatio zur Eröffnung, an der auch Dr. Hans-Ludwig Klammer teilnahm, voll des Lobes über die Preisträgerin und ihre Werke.

In Abänderung der üblichen Öffnungszeiten ist die Verkaufsausstellung bei freiem Eintritt bereits ab Dienstag, 24. Oktober, täglich von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Sie dauert lediglich bis Sonntag, 29. Oktober. Am Schlusstag führt die Künstlerin um 15 Uhr persönlich durch die Ausstellung.

Freier Autor Freier Journalist

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